# taz.de -- Macron trifft Merkel: Keine konkreten Zusagen aus Berlin | |
> Beim Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten flüchtet sich die | |
> Kanzlerin in Worthülsen. Kein Wort fällt zu Macrons Plan eines | |
> Eurozonenhaushaltes. | |
Bild: Macron und Merkel blicken, was Europas Zukunft angeht, nicht ganz in dies… | |
Berlin taz | Neues gab es wenig. Die Pressekonferenz von Angela Merkel und | |
Emmanuel Macron im Humboldt Forum war vor ihrem Treffen angesetzt, sodass | |
beide hinterher nicht mehr über mögliche Ergebnisse befragt werden konnten. | |
Merkel sprach zunächst über Humboldt, Macron über die Rückgabe von | |
Kulturgütern, beide verloren sich in den üblichen Worthülsen über die | |
Bedeutung Europas. | |
Erst die dritte journalistische Nachfrage führte zum Knackpunkt der | |
Gespräche: der Zukunft der Eurozone. Merkel merkelte: „Es geht um | |
sachgerechte Lösungen.“ Dann brachte sie den deutschen Vorschlag vor, auf | |
europäischer Ebene gemeinsame Treffen von Wirtschafts- und Finanzministern | |
zu veranstalten. Kein Wort aber zu Macrons Vorschlag eines gemeinsamen | |
[1][Eurozonen-Haushalts] und zu einem EU-Finanzminister. Macron sprach | |
wiederholt davon, die Eurozone durch gemeinsame Investitionen zu stärken. | |
Bei der geplanten Bankenunion kam er Merkel entgegen: „Die Schuldenhaftung | |
funktioniert nicht, wenn keine Verantwortung übernommen wird.“ Das richtet | |
sich vor allem gegen italienische Banken, die mit hohen Risiken behaftet | |
sind. Deutschland möchte dafür nicht zahlen. | |
Emmanuel Macron ist nach seiner Wahl vor knapp einem Jahr mit Vorschlägen | |
zur Reform der Eurozone nach vorne geprescht, die Deutschland nicht | |
gefallen: gemeinsamer Haushalt der Eurozone, EU-Finanzminister. Deutschland | |
profitiert davon, dass die Eurozone auf dem jetzigen halben Weg stecken | |
bleibt (also eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik), | |
Frankreich nicht. Seit der Bundestagswahl sitzen Merkel zudem die | |
Konservativen der eigenen Fraktion und die AfD im Nacken, die glauben, | |
Deutschland sei jetzt schon der Zahlmeister Europas. Auch bei der SPD | |
werden die Pro-Macron-Töne leiser, seitdem Schulz und Gabriel abserviert | |
sind und Olaf Scholz den Schäuble gibt. | |
Reaktionen auf das Treffen gab es kaum. Schon allein deswegen, weil die | |
Ergebnisse des Macron-Merkel-Treffens nicht bekannt wurden. Die üblichen | |
Verdächtigen wussten vorher schon alles: „Im Kern geht es Macron darum, die | |
nächste zentralistische Umverteilungs-Orgie zu starten. Natürlich zugunsten | |
von Frankreich, aber finanziert zu nicht unerheblichen Teilen mit deutschem | |
Steuergeld und damit unser aller Arbeitskraft“ (Jörg Meuthen, AfD). „Von | |
einem französischen Präsidenten, der in seinem Land mit einer | |
arbeitnehmerfeindlichen Politik die Menschen auf die Barrikaden treibt, | |
kann eine sinnvolle Reform nicht kommen“ (Sahra Wagenknecht, Linkspartei). | |
Im Juni tagt der Europäische Rat in Brüssel, der über Macrons Vorschläge | |
beraten soll. Wenn sich Deutschland und Frankreich nicht bilateral über | |
gemeinsame Vorschläge einigen, könnte Macron leer ausgehen. Übrig bleiben | |
seine Arbeitsmarktreformen wie ein gelockerter Kündigungsschutz dann der | |
französischen Innenpolitik. | |
19 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Martin Reeh | |
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