# taz.de -- Kommentar zur Wohnungstauschbörse: Revolution ohne Wirkung | |
> Die Tauschbörse der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ist ein | |
> Riesenschritt nach vorn – der trotzdem wenig bewirken könnte. | |
Bild: Solche Gesuche haben inzwischen Seltenheitswert in Berlin | |
Bausenatorin Katrin Lompscher ist eine kleine Revolution gelungen: Die | |
Linken-Politikerin hat es geschafft, alle sechs landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaften dazu zu bringen, eine gemeinsame Tauschbörse für | |
deren gut 300.000 Wohnungen einzurichten. Wer also, etwa weil die Kinder | |
ausziehen, auch mit einer kleineren Bleibe auskommen könnte, kann ab Sommer | |
darauf hoffen, dass jemand anderes, der, etwa weil die Familie wächst, mit | |
ihm tauscht – ohne dass dafür ein Neuvermietungszuschlag fällig wird. | |
Den meisten BerlinerInnen wird sich die Bedeutung dieser Maßnahme indes | |
kaum erschließen. Angesichts der dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt | |
ist schlicht nicht nachvollziehbar, warum sich die sechs Gesellschaften | |
einer derart logisch klingenden Zusammenarbeit so hartnäckig widersetzt | |
haben. | |
Zudem steckt der Teufel im Detail, und was einfach klingt, ist es in der | |
Praxis nicht unbedingt. Die Hürden, eine Wohnung, in der man 40 Jahre | |
gelebt hat, aufzugeben, sind hoch. Das weiß Lompscher, die die Erwartungen | |
an die Tauschbörse deshalb eher dämpft. | |
Und das Tauschmodell hat längst nicht alle Hürden genommen. Vor allem nicht | |
die wichtigste: die Kosten. Bislang gilt als einer der Haupthindernisse für | |
einen Umzug in eine kleinere Wohnung, dass deren Miete oft sogar höher ist | |
als die der bisherigen Wohnung. | |
Gerade Menschen, die alte und sehr alte Mietverträge haben, finden auf dem | |
Markt kaum mehr etwas Billigeres. Nun sieht Lompschers Regelung vor, dass | |
die beiden Tauschpartner zum Quadratmeterpreis der jeweils anderen Wohnung | |
weiter mieten können und nicht etwa zu ihren bisherigen eigenen | |
Konditionen. | |
Für viele bleibt so die Unberechenbarkeit bestehen, wie hoch ihre künftige | |
Miete sein wird. Sie dürften sich deswegen länger überlegen, ob sie nicht | |
doch weiterhin zwei nicht mehr benötigte Zimmer ihrer Vierraumwohnung | |
einfach zuschließen und bleiben, wo sie sind. Aber vielleicht reicht das | |
Geld im Landeshaushalt ja noch, so entstehende Hindernisse durch ein | |
kleines zusätzliches Wohngeld aus dem Weg zu räumen. | |
6 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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