# taz.de -- Institut für Islamische Theologie: Glaubenskrise an der Humboldt-U… | |
> Vier Islamverbände verweigern die Unterstützung für geplantes | |
> Religions-Institut. Der Senat beraumt ein Krisengespräch für Mitte April | |
> an. | |
Bild: Wer die Partner für die Imam-Ausbildung an der HU werden, ist wieder uns… | |
BERLIN taz | Die geplante Gründung des Instituts für Islamische Theologie | |
an der Humboldt-Universität (HU) droht zu scheitern. Bis zum 1. April | |
sollten die fünf beteiligten Islamverbände den über Monate verhandelten | |
Kooperationsvertrag mit HU und Berliner Senat unterzeichnen. Auf | |
Verbandsseite hat bis Dienstag jedoch lediglich die Islamische Gemeinschaft | |
der schiitischen Gemeinden Deutschlands unterschrieben. | |
Die anderen Verbände haben weder Zustimmung noch Ablehnung signalisiert. | |
Auch auf Nachfrage der taz wollte sich mit der Türkisch Islamischen Union | |
der Anstalt für Religion (Ditib) die größte der betroffenen Organisationen | |
nicht eindeutig äußern. Als Streitpunkt zwischen den Parteien gilt die | |
Frage des Abstimmungsquorums im Beirat des geplanten Instituts. | |
Der Beirat soll aus Vertretern der Religionsgemeinschaften und der | |
Hochschulen bestehen und mit einer Zweidrittelmehrheit Entscheidungen unter | |
anderem über die Besetzung von Professuren und die Einstellung | |
wissenschaftlicher Mitarbeiter treffen. Insbesondere die Ditib bestand | |
zuletzt auf einer Sperrminorität. Die Konstruktion hätte drei Verbänden ein | |
Veto gegen Entscheidungen des Gremiums eingeräumt. Doch weder HU noch Senat | |
sind bereit, eine solche Regelung zu verhandeln. | |
Dabei sind bereits die bisher vorgesehenen, sehr weit gehenden | |
Einflussmöglichkeiten der eher konservativen Verbände auf Kritik gestoßen. | |
So hatten studentische VertreterInnen in den akademischen Gremien der HU | |
wiederholt gegen die Kooperationsvereinbarung und die enge Anbindung von | |
Ditib und Islamischer Föderation argumentiert. Beiden wird eine große Nähe | |
zum türkischen Staat und der AKP vorgehalten. | |
Noch kann der Kooperationsvertrag zustande kommen: Nach Auskunft der HU | |
wäre ein verspäteter Eingang der noch fehlenden Unterschriften kein | |
Hinderungsgrund für eine Fortführung des Prozesses mit allen Beteiligten. | |
Auch der zuständige Staatssekretär Steffen Krach (SPD) sieht offenbar noch | |
Spielraum für eine Einigung: „Ich habe heute die Vertreter der beteiligten | |
Verbände zu einem klärenden Gespräch am 13. April eingeladen.“ Sollte es | |
dann keine Einigung geben, verweist er auf die Verbände, die die | |
Vereinbarung, wie sie ist, mittragen wollten. „Darauf können wir gemeinsam | |
weiter aufbauen“, so Krach. | |
## Uni hält an Institut fest | |
HU-Präsidentin Sabine Kunst ergänzt: „Für uns steht fest, dass ein Institut | |
für Islamische Theologie an der HU von äußerster wissenschaftlicher und | |
gesellschaftlicher Relevanz ist. Die Freiheit der Wissenschaft ist hierbei | |
für die Humboldt-Universität maßgebend.“ Daher werde die Uni weiter an der | |
Gründung des Instituts festhalten – auf Basis der bisherigen Verhandlungen. | |
Ursprünglich war die Aufnahme des Institutsbetriebes bereits für das | |
kommende Wintersemester geplant. Bei weiteren Verzögerungen scheint selbst | |
der inzwischen avisierte Termin im Sommersemester 2019 nur schwer | |
einzuhalten. Der taz wurde von der Pressestelle der HU bestätigt, dass die | |
Hochschule deshalb die Gründung des Instituts unabhängig von der zeitnahen | |
Konstituierung des Beirats vorantreiben könne. | |
João Fidalgo, studentischer Vertreter im Akademischen Senat der HU, | |
fordert, dass weitere Vorgehen an der Uni breit zu diskutieren. „Die jetzt | |
durch einen eventuellen Rückzug der Verbände entstehende Lücke sollte | |
genutzt werden, um das ganze Verfahren neu aufzurollen und andere | |
Möglichkeiten der Beteiligung zu erschließen, statt unter allen Umständen | |
nur mit den bisherigen Partnern weiterzuverhandeln“, sagte Fidalgo der taz. | |
Anja Schillhaneck, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion | |
im Abgeordnetenhaus, hält ebenfalls die „Zeit für einen Neustart gekommen�… | |
Sie schlägt vor, dass ein weiter gefasster Rat der Moscheegemeinden | |
legitimierte VertreterInnen in den geplanten Beirat schicken sollte. | |
3 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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