# taz.de -- Rechtsanspruch auf Kitaplatz: Na so was: Gesetz gilt | |
> Berlin muss Eltern nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich einen | |
> Kitaplatz zur Verfügung stellen, entscheidet das Oberverwaltungsgericht. | |
Bild: Ein fünfter Becher wäre nicht schlecht: Berlinweit fehlen laut Senat 2.… | |
Nach dem Urteil, das Berlin zu mehr Kitaplätzen verpflichtet, gaben sich | |
die zuständigen Behörden am Freitag betont positiv. „Ich finde die | |
Entscheidung richtig“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Das | |
Urteil mache erneut deutlich, dass die Bezirke alles tun müssten, um Plätze | |
zu vermitteln. Auch das Land sei in der Pflicht. Die Sprecherin von | |
Friedrichshain-Kreuzberg, Sara Lühmann, erklärte: „Es ist gut, dass für | |
Eltern und Bezirk Klarheit geschaffen wurde.“ Die Pankower Jugendstadträtin | |
Rona Tietje (SPD) sagte: „Kita ist mit dem Rechtsanspruch vergleichbar mit | |
Schule. Die Bezirke müssen in die Lage versetzt werden, diesen Anspruch | |
auch zu erfüllen.“ | |
Am späten Donnerstagnachmittag hatte das Oberverwaltungsgericht ein | |
deutliches Urteil gefällt: Im Eilverfahren entschied es zugunsten zweier | |
Familien aus Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg, die auf einen Kitaplatz | |
geklagt hatten. Es verpflichtete das Land Berlin, „den Antragstellern | |
jeweils einen Betreuungsplatz in angemessener Entfernung zu ihrer Wohnung | |
nachzuweisen“. Das Gericht setzte auch ein Ultimatum: Fünf Wochen haben die | |
Behörden Zeit, einen Platz für die Kinder zu organisieren. | |
Das Verwaltungsgericht war Ende Februar noch zu einem ganz anderen Schluss | |
gekommen: Es hatte die Anträge der Familien mit der Begründung abgelehnt, | |
in den Bezirken Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg seien die Kapazitäten | |
erschöpft. Diese Entscheidung kassierte das Oberverwaltungsgericht nun und | |
berief sich dabei auf den seit 2013 geltenden Rechtsanspruch von Kindern ab | |
einem Jahr auf Betreuung. Dazu gehöre auch, die erforderlichen Kapazitäten | |
zu schaffen. „Fachkräftemangel und andere Schwierigkeiten entbinden nicht | |
von der gesetzlichen Pflicht, Kindern einen Betreuungsplatz anzubieten.“ | |
Das Gericht hob zudem hervor, dass die Betreuung in räumlicher Nähe | |
stattfinden müsse. Die Eltern aus Pankow hatten zwar einen Platz vermittelt | |
bekommen. Die Fahrzeit dorthin betrage mit öffentlichen Verkehrsmitteln | |
aber mehr als 30 Minuten, das sei „nicht in angemessener Nähe zur Wohnung“. | |
Der Betreuungsplatz liege auch nicht auf dem Weg der Eltern zur Arbeit. | |
Nach dem Urteil forderte die FDP den Senat auf, zügig mehr Kitaplätze zu | |
schaffen. Sogar von den im Senat vertretenen Grünen kam Kritik: Um den | |
Rechtsanspruch umsetzen zu können, müsse sich strukturell etwas ändern, so | |
Landeschefin Nina Stahr. „Das Land darf die Verantwortung nicht auf die | |
Bezirke abwälzen, sondern muss selbst aktiv werden.“ Arbeitsbedingungen und | |
Bezahlung der ErzieherInnen müssten sich deutlich verbessern. | |
Der Senat hatte jüngst eingeräumt, dass mindestens 2.500 Betreuungsplätze | |
fehlen. Um akute Engpässe zu vermeiden, sollen Kita-Eigenbetriebe den | |
Jugendämtern freie Plätze melden, die diese dann an Eltern vermitteln, | |
heißt es aus der Bildungsverwaltung. Auch eine befristete Überbelegung von | |
Gruppen sei möglich, sagte Sprecherin Iris Brennberger. Nach „Ausschöpfung | |
aller anderen Mittel“ übernähmen die Behörden auch die Kosten einer private | |
Betreuung. | |
Bereits jetzt würden mehr Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet, sagte | |
Brennberger. Sie gehe auch davon aus, dass deren Bezahlung in der nächsten | |
Tarifrunde verbessert werde. Daneben setzt der Senat auf Leute, die keine | |
Ausbildung haben, aber gerne in Kitas arbeiten würden. „Wenn wir schnell | |
Plätze haben wollen, die wir belegen können, brauchen wir die | |
Quereinsteiger.“ | |
23 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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