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# taz.de -- Beitragsfreie Kitas in Bremen: Bremen geht mit Niedersachsen
> Bremen will die Kita-Gebühren abschaffen, Krippenplätze sollen jedoch
> weiterhin kosten. Manche Einrichtungen würden das Geld lieber in
> Fachkräfte investieren.
Bild: Könnte schon auf dem Weg nach Niedersachsen sein: Mutter mit Kinderwagen
BREMEN taz | Die rot-grüne Koalition will die Kita-Gebühren für Drei- bis
Sechsjährige ab 2019 abschaffen, die Krippenplätze für Unter-Dreijährige
sollen jedoch weiterhin Geld kosten. Über den entsprechenden Antrag will
die Bürgerschaft heute abstimmen. Die evangelische Kirche, der größte freie
Träger von Kita-Einrichtungen in Bremen, kritisiere, dass Krippenplätze
weiterhin kosten sollen, und die Linksfraktion forderte, die Beiträge auch
für Krippenplätze zu streichen.
Bremen soll zukünftig in Teilen das Modell von Niedersachsen übernehmen, wo
die rot-schwarze Koalition jüngst eine Beitragsfreiheit für Ü3-Kindergärten
ab 2018 beschlossen hatte. Die Bremer CDU hatte daraufhin eine sofortige
Beitragsfreiheit auch für Bremen ab 2018 gefordert – um zu verhindern, dass
junge Familien nach Niedersachsen abwandern.
Als Begründung für den Schwenk in der Bildungspolitik gibt die
Landesregierung auch genau das an: Zur „Einwohnerbindung“ und „Herstellung
einheitlicher Lebensbedingungen“, heißt es im Antrag.
## Konzept bis Ende Mai
20 Millionen kostet das Vorhaben laut Schätzungen diverser
BildungspolitikerInnen. Woher man die Kohle auf einmal hat? Die
schwarz-rote Koalition in Berlin habe zusätzliche Gelder zur Finanzierung
von Kitas in Aussicht gestellt, auf die man ab 2019 zugreifen könne, sagt
Mustafa Güngör, der bildungspolitische Sprecher der SPD. Den Rest soll das
Land zahlen. „Die Finanzierung von Krippenplätzen hingegen sehe ich
finanziell noch nicht“, so Güngör. Bis Ende Mai will der Senat nun ein
Konzept vorlegen, wie genau die Finanzierung laufen soll.
Der Schwenk dürfte auch innerhalb der Koalition nicht unumstritten sein.
Bislang stand die Landesregierung hinter einem sozial gestaffelten
Abgabenmodell. Bremens aktuelle Beitragsordnung sieht vor, dass auf
Sozialleistungen angewiesene Familien – rund 56 Prozent der Familien, die
Betreuungsangebote nutzen – für Kitas nichts zahlen.
Eltern mit mittleren und höheren Einkünften müssen je nach Einkommenshöhe
bis zu 398 Euro entrichten. Entlasten würde die Beitragsfreiheit also
mittelständische und wohlhabende Familien. Wie die taz erfuhr, war
innerhalb der Fraktionen außerdem strittig, ob man Bremens gebeuteltem
Bildungssystem weitere Millionen aus den Rippen leiern könne.
## Es fehlen Fachkräfte
Angesichts des enormen Kita-Ausbaus in der Stadt und eines Mangels an
Fachkräften sieht Carsten Schlepper vom Landesverband evangelischer Kitas
genau diesen Punkt kritisch. Schlepper sagt: „Wir brauchen dringend eine
Ausbildungsvergütung für Erzieherinnen und eine berufsbegleitende
Ausbildung.“ Dort seien die Bundesmittel besser aufgehoben. Die
Beitragsfreiheit sei auf lange Sicht zwar richtig, aber Bremen fehlten vor
allem qualifizierte Fachkräfte. Überdies findet er es inkonsequent, bei
gleichem Rechtsanspruch nur die Kindergärten von Beiträgen zu befreien,
nicht jedoch die Krippen.
Das sieht die Linke ähnlich. Sofia Leonidakis, Bildungssprecherin der
Linksfraktion, ist für freie Bildung, sagt aber: „Man darf die Krippen und
Horte nicht außen vor lassen.“ Je früher der Eintritt ins Bildungssystem,
desto höher seien die Chancen auf gute Bildung, so Leonidakis. Dass man in
Horten und für Kinder unter drei Jahren noch bezahlen soll, findet sie
absurd: „Es schreckt ab, Kinder unter drei Jahren betreuen zu lassen.“ Das
sei aber gerade in armen Stadtteilen wichtig.
Sandra Ahrens, die Sprecherin der CDU für Kinder, Jugend und Familie,
verteidigt auch weiterhin die sofortige Beitragsfreiheit für Kitas: „Das
ist eine Frage der Prioritätensetzung“, sagt sie.
14 Mar 2018
## AUTOREN
Gareth Joswig
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