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# taz.de -- Kommentar Wahl in Italien: Wunsch nach radikaler Veränderung
> Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung hat die Wahl gewonnen. Die neue
> Partei hat viel versprochen. Kann sie es auch umsetzen?
Bild: Muss sich nun in der Regierung beweisen: der Fünf-Sterne-Vorsitzende Lui…
Überbordend war der Jubel bei den Fünf Sternen nach ihrem Triumph. Fast 33
Prozent, [1][die bei Weitem größte Partei des Landes], auch wenn die
Bewegung keine Partei sein will: Am Movimento 5 Stelle (M5S) führt
angesichts dieser Zahlen kein Weg vorbei, wenn es um die Regierungsbildung
in Rom geht.
Es liegt völlig auf der Hand, was die 5-Sterne-Bewegung zum Erfolg getragen
hat, was sie zu einer echten Volkspartei gemacht hat. Radikale Veränderung
des Landes, der Politik, der eigenen Lebensverhältnisse erhoffen sich die
Wähler von ihr und ihrem jungen Spitzenkandidaten Luigi Di Maio.
Es sind bei Weitem nicht nur die Abgehängten des Südens – dort ist das M5S
in vielen Zonen gar zur 50-Prozent-Partei geworden –, sondern gerade auch
die beruflich Aktiven, Arbeiter genauso wie Selbstständige, die die
radikale Wende wollen nach Jahren der Misere und der Krise, nach Jahren der
Einkommenseinbußen, der Arbeitsplatzverluste und der Steuererhöhungen.
Jetzt breche eine neue Ära an, Italien werde endlich zur „Republik der
Bürger“, versprach Di Maio, und er feierte die Wahl als „postideologisches
Votum“. Mit der Regierungsverantwortung brächen allerdings auch ganz neue
Herausforderungen für das M5S an.
In der Opposition, auch im Wahlkampf ließ sich vieles versprechen, das
Grundeinkommen für alle und Steuersenkungen, großzügige Familienhilfen. Und
manches ließ sich „postideologisch“ im Ungefähren halten, wie zum Beispiel
der Umgang mit den Immigranten. An der Regierung aber stünden
Entscheidungen an – Entscheidungen, die für die Fünf Sterne schnell zur
Zerreißprobe werden können.
## Bemüht um staatsmännischen Auftritt
Das gilt umso mehr, als Italien mit seinem Berg öffentlicher Schulden von
132 Prozent des BIP unter verschärfter internationaler Beobachtung steht.
Di Maio weiß nur zu genau, dass er Veränderung und Verantwortung
zusammenbringen muss, wenn er das Land nicht vor die Wand fahren will. Er
sprach am Montag von Europa, den Investoren, die auf das Land blicken, von
der Verantwortung, deren das M5S sich „sehr bewusst“ sei.
Di Maio tut alles, um die europäischen Befürchtungen zu zerstreuen. Nicht
nur im Ton, sondern auch in der Botschaft bemüht er sich um den rundum
staatsmännischen Auftritt. Verbal mag es eine leichte Übung sein, den
eigenen Bürgern radikale Veränderung, den europäischen Regierungen und
EU-Institutionen dagegen Stabilität zu versprechen.
Europa täte gut daran, sich angesichts dieses Dilemmas nicht einfach
zurückzulehnen oder gar auf Di Maios Scheitern zu hoffen. Es sollte echte
Gesprächs-, ja auch Kompromissbereitschaft zeigen. Denn nach Di Maio käme
Matteo Salvini [2][mit seiner aggressiv EU-feindlichen Lega].
5 Mar 2018
## LINKS
[1] /Wahl-in-Italien/!5488892
[2] /Parlamentswahl-in-Italien/!5488880
## AUTOREN
Michael Braun
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Italien
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