| # taz.de -- Regierungsbildung in Italien: Di Maio will Rechte spalten | |
| > Die erste Runde der Regierungsgespräche in Italien ist ergebnislos | |
| > beendet worden. Silvio Berlusconi steht einer möglichen Koalition im Weg. | |
| Bild: Nach links wie rechts offen gibt sich Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Lui… | |
| Rom taz | Zur Bildung einer Regierung sei gegenwärtig „kein Übereinkommen“ | |
| in Sicht. Mit diesen Worten zog Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella | |
| am Donnerstagabend das Fazit seiner zweitägigen Konsultationen mit allen im | |
| neugewählten Parlament vertretenen Parteien. | |
| Die Pattsituation verdankt das Land den Wahlen vom 4. März, die keinem der | |
| drei politischen Blöcke eine Mehrheit bescherten. Mit 37 Prozent wurde die | |
| Rechtsallianz zur stärksten politischen Kraft. Doch weder verfügt sie über | |
| die nötige absolute Mehrheit im Parlament, noch ist sie politisch | |
| geschlossen. Innerhalb des Rechtsblocks darf Matteo Salvini mit seiner | |
| rechtspopulistischen, fremden- und EU-feindlichen Lega Nord, die gut 17 | |
| Prozent erreichte, als der eigentliche Wahlsieger gelten. Silvio Berlusconi | |
| dagegen, der mit seiner Forza Italia, bei 14 Prozent stockte, ist dort der | |
| klare Verlierer. | |
| Vor diesem Hintergrund [1][beansprucht Matteo Salvini das Mandat für die | |
| Regierungsbildung] für sich. [2][Eben jenes Mandat will allerdings auch | |
| Luigi Di Maio], dessen Movimento5Stelle (5-Sterne-Bewegung) am 4. März mit | |
| 32,7 Prozent triumphiert hatte und zur stärksten einzelnen Partei geworden | |
| ist. Für Di Maio wie für Salvini stellt sich jedoch die gleiche Frage: die | |
| nach einem möglichen Koalitionspartner. | |
| Nicht verfügbar nämlich zeigt sich Italiens dritte politische Kraft, die | |
| bisher in Rom regierende Partito Democratico (PD), die auf 18,7 Prozent | |
| abgestürzt ist. Maurizio Martina amtiert seit [3][dem Rücktritt Matteo | |
| Renzis vom Parteivorsitz] als Übergangsvorsitzender der PD. Nach der | |
| Begegnung mit Präsident Mattarella erklärte er: „Der negative Wahlausgang | |
| erlaubt uns nicht, Regierungshypothesen zu formulieren, die uns betreffen | |
| könnten“. Der Platz der PD, so Martina, sei in der Opposition, während es | |
| der Rechten und den Fünf Sternen obliege, die Regierung zu übernehmen. | |
| ## Bemühen, die Rechten zu spalten | |
| Nach links wie nach rechts offen gibt sich dagegen Chef der | |
| Fünf-Sterne-Bewegung Di Maio. Die Partei sei bereit, „einen Regierungspakt | |
| entweder mit der Lega oder mit der PD abzuschließen“, erklärte er am | |
| Donnerstag. Angesichts der Absage der PD bleibt jedoch nur die rechte Lega | |
| Nord als Koalitionspartner. Denn die Fünf Sterne schließen explizit ein | |
| Zusammengehen mit Berlusconi aus, der aufgrund seiner Vorstrafe wegen | |
| Steuerhinterziehung selbst bei den Wahlen nicht kandidieren konnte. Di Maio | |
| macht kein Hehl aus seinem Bemühen, die Rechten zu spalten, er bekundet | |
| rundheraus, er könne „eine Rechtskoalition nicht erblicken“. | |
| In der Tat ist der Riss im rechten Lager tief, wie auch die Konsultationen | |
| beim Staatspräsidenten deutlich machten. Lega-Chef Salvini propagiert offen | |
| ein Zusammengehen der Rechten mit den Fünf Sternen, Berlusconi dagegen | |
| sagte, seine Forza Italia stehe „nicht für eine Regierung des Populismus, | |
| des sozialen Hasses, des Pauperismus zur Verfügung“ und schloss damit eine | |
| mögliche Koalition mit den Fünf Sternen kategorisch aus. | |
| Die 5-Sterne-Bewegung lässt ihrerseits keine Zweifel daran, dass ihre | |
| Wunschlösung ein Pakt mit der PD wäre. Doch die PD befindet sich nach ihrer | |
| Wahlniederlage in einer Krise und ist gespalten. Übergangschef Martina und | |
| diversen Ministern des scheidenden Kabinetts wird nachgesagt, sie seien | |
| durchaus bereit zu Gesprächen mit den Fünf Sternen. Doch der als Parteichef | |
| zurückgetretene Matteo Renzi hat weiterhin Einfluss auf die Fraktionen in | |
| Abgeordnetenhaus und Senat. Er will von einem Kompromiss mit den Fünf | |
| Sternen nichts wissen und setzt darauf, dass eine „Regierung der | |
| Populisten“ zustande kommt. Seine Hoffnung: Fünf Sterne und die Lega würden | |
| sich dann entzaubern. | |
| Doch auch eine solche Lösung steht bisher in den Sternen. Staatspräsident | |
| Mattarella hat den Parteien weitere zehn Tagen für Sondierungen | |
| untereinander eingeräumt, denen eine zweite Konsultationsrunde folgen soll. | |
| Bliebe auch sie ohne Ergebnis, sind auch schnelle Neuwahlen nicht | |
| ausgeschlossen. Die allerdings müssten vor allem die beiden Wahlverlierer, | |
| die PD und Forza Italia, fürchten. Während ihre Werte in den letzten | |
| Umfragen weiter sanken, stiegen die Fünf Sterne auf bis zu 35 Prozent und | |
| die Lega auf womöglich mehr als 20 Prozent auf. | |
| 6 Apr 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
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