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# taz.de -- Entlassener Polizeichef Kandt: Die Polizei ist einen Kopf kürzer
> Der Innensenator entlässt den CDU-nahen Polizeichef Klaus Kandt. Dieser
> Schritt sei notwendig, um die Behörde zu erneuern.
Bild: Innensenator Geisel (li.) und Ex-Polizeipräsident Kandt
Berlin taz | Von einer „Altlast“ hat Innensenator Andreas Geisel (SPD)
nicht gesprochen und es wäre auch nicht fein gewesen – und dennoch kann man
seine Begründung für die Entlassung von Berlins Polizeichef Klaus Kandt in
diese Richtung interpretieren. Der 2012 von Geisels Vorgänger Frank Henkel
(CDU) eingesetzte Kandt (ebenfalls CDU-Mitglied) sei nicht die richtige
Person für den notwendigen Neuanfang, so der Senator auf einer
proppenvollen Pressekonferenz am Montagmittag.
Am Morgen hatte er den 57-Jährigen in einem persönlichen Gespräch in den
sofortigen Ruhestand versetzt. „Mich hat das sehr überrascht“, so Kandt
gegenüber der Welt.
Da auch die bisherige stellvertretende Polizeipräsidentin Margarete Koppers
am 1. März ihr Amt aufgibt – und ihre neue Stelle als Generalstaatsanwältin
antritt –, habe sich die Möglichkeit ergeben, „eine Zäsur bei der Polizei
Berlin herbeizuführen“, so Geisel. Diese sei notwendig, „um die Behörde v…
den Debatten der Vergangenheit zu befreien“.
Was er damit meinte, ist klar: Die Affäre um die Polizeiakademie, wo sich
Ausbilder über Disziplinlosigkeiten von angehenden Polizisten und
kriminellen Bewerbern beschwert hatten; die maroden, schadstoffbelasteten
Schießstände und erkrankte Beamte; und nicht zuletzt: Versäumnisse in der
Überwachung und im Umgang mit dem späteren Breitscheidplatz-Attentäter Anis
Amri. Nicht vergessen sind auch das Saufgelage von Berliner Polizisten vor
dem G20-Gipfel in Hamburg oder die unrechtmäßige Räumung der Kneipe
„Kadterschmiede“ im linksradikalen Hausprojekt Rigaer Straße 94.
## Keine Erneuerung
Für Geisel ist es die öffentliche Diskussion um all diese Skandale und
Skandälchen, die ihn nicht glauben lasse, dass Kandt „als Erneuerung
wahrgenommen“ werden könnte. Kernstück seiner politischen Zielsetzung sei
der Personalaufbau: Statt wie momentan 16.700 Polizisten, sollen bis zum
Ende der Legislaturperiode wieder 18.000 Beamte auf den Straßen unterwegs
sein. All die Debatten über Verfehlungen „schaden dem Stolz“ der Polizisten
und erschwerten damit auch das Werben um neues Personal.
Einen Nachfolger kann Geisel ohne Ausschreibung berufen. Dies wolle er bis
Mitte April tun, einen Wunschkandidaten gebe es bereits. Bis dahin
übernimmt kommissarisch der dienstälteste Polizeiführer, der Leiter der
Polizeidirektion 5 für Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln, Michael
Krömer. Die Position des Stellvertreters ist ausgeschrieben, kann aufgrund
von Koppers’ Probezeit aber erst im September besetzt werden. Geisel
deutete an, dass er die Stellen mit einem externen und einem internen
Bewerber besetzen will.
In der Regierungskoalition fand der Schritt des Innensenators
Unterstützung: „Der Neuanfang bei der Berliner Polizei war schon längst
überfällig“, so der Innenpolitikexperte der Linken, Hakan Taş. Die
„Erneuerungsprozesse“ müssten jetzt vorangetrieben werden, so Taş.
Voraussetzungen habe die Koalition durch die Schaffung von neuen Stellen,
besserer Ausstattung und einer höheren Besoldung geschaffen. Auch der Grüne
Benedikt Lux fand Worte der Zuversicht: „Diesen Aufbruch wird Berlin für
den dringend nötigen Generationswechsel nutzen.“
Florian Graf, Vorsitzender der CDU-Fraktion, sprach von einem „brutalen
Angriff auf die Unabhängigkeit der Polizei“ und forderte „bei der
Neubesetzung der Polizeiführung keine Auswahl nach Ideologie und
Parteibuch“. Selbst die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei,
Kerstin Philipp, sprach angesichts eines deutlich spürbaren „Dissens
zwischen Innensenator und Polizeipräsident“ von einem „folgerichtigen“
Schritt.
26 Feb 2018
## AUTOREN
Erik Peter
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