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# taz.de -- „Wir haben es satt!“-Großdemo: Mit Kochtöpfen ins Regierungsv…
> Angeführt von einem Traktoren-Konvoi demonstrierten Zehntausende in
> Berlin für eine andere Landwirtschaft. Und für ein Glyphosat-Verbot.
Bild: Biene Maja war auch mit dabei – und protestierte gegen die Existenzbedr…
BERLIN taz | Mit Kochtöpfen, Trommeln und Sprechchören haben am Samstag
rund 30.000 Menschen mächtig Lärm vor dem Bundeswirtschaftsministerium in
Berlin gemacht. Anlass war die „Wir haben es satt!“-Großdemonstration. Zu
dieser hatte ein Bündnis aus rund 100 landwirtschaftlichen und
zivilgesellschaftlichen Organisationen aufgerufen. Unter dem Motto „der
Agrarindustrie die Stirn bieten“ protestierten die TeilnehmerInnen gegen
die derzeitige Agrarpolitik und forderten einen tier- und umweltgerechten
Umbau der Landwirtschaft.
Das Wirtschaftsministerium war bewusst als Zwischenstopp des
Demonstrationszugs gewählt worden. Denn dort fand zum Auftakt der
Landwirtschafts- und Ernährungsmesse „Grüne Woche“ eine internationale
Agrarministerkonferenz statt. Schon morgens machten sich 160 mit ihren
Traktoren aus ganz Deutschland angereiste LandwirtInnen auf den Weg
dorthin, um den versammelten MinisterInnen eine Protestnote zu übergeben.
Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft, betonte: „Wir demonstrieren nicht gegen die internationale
Agrarkonferenz, sondern wollen Botschaften überbringen.“ Diese lauteten zum
Beispiel „Stoppt das weltweite Bauernsterben“, „Ja zur bäuerlichen
Landwirtschaft“ oder „Glücklich ohne Glyphosat“ und waren auf Schildern …
den Traktoren abzulesen.
Im Fokus der achten „Wir haben es satt!“-Demonstration stand der
Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft. „Der Einstieg in die
Agrarwende muss mit dem Ausstieg aus der Pestizid-Nutzung beginnen“,
forderte Christoph Bautz, Geschäftsführer der Kampagnen-Plattform Campact,
bei der Auftaktkundgebung vor dem Hauptbahnhof. Und machte auch gleich
klar, wann dies geschehen solle: „2018 ist Schluss!“ Bautz und andere
RednerInnen appellierten an SPD und CDU, bei den GroKo-Verhandlungen ein
Glyphosat-Verbot zu beschließen. Damit liegen sie auf einer Linie mit dem
Grünen-Europaparlamentarier Martin Häusling. Dieser hatte schon während der
Vorstellung der Studie „Gift auf dem Acker? Innovativ geht anders!“ am
Freitag in Berlin ein sofortiges Verbot von Glyphosat und den
Neonikotinoiden gefordert. Und innerhalb der nächsten 20 Jahre solle ein
genereller Ausstieg aus der „pestizidintensiven Landwirtschaft“ erfolgen,
fügte er hinzu.
Auch wichtig war den DemonstrantInnen die Forderung nach einer
Agrarpolitik, welche nicht Massentierhaltung, sondern artgerechte Haltung
fördert. „Was in Ställen passiert, ist nicht mit dem Tierschutz vereinbar�…
sagte der Berliner Justiz- und Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt
(Grüne) in seiner Rede. Das Land Berlin habe deshalb per Senatsbeschluss
entschieden, die Vorschriften zur Schweinehaltung vom
Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen.
Der Demonstrationszug, mit einem Traktoren-Konvoi an der Spitze, bewegte
sich vom Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor.
Und endete dort mit einer Abschlusskundgebung. Nach Angaben der
Veranstalter beteiligten sich 33.000 Menschen an der Demonstration, die
Polizei spricht offiziell nur von „mehreren Zehntausend“. So oder so wurde
damit die erwartete Teilnehmeranzahl von 10.000 weit übertroffen.
Auf Dialog statt Protest setzte dieses Jahr das „Wir machen euch
satt“-Gegenbündnis. Und verzichtete auf eine Gegendemonstration.
Stattdessen riefen die OrganisatorInnen unter dem Motto „Deutschland blüht
auf“ zu einem bundesweiten Aktionstag auf.
20 Jan 2018
## AUTOREN
Alexander Wenzel
## TAGS
Landwirtschaft
Massentierhaltung
Schwerpunkt Glyphosat
Schwerpunkt Pestizide
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
Wir haben es satt
Landwirtschaft
Tierschutz
Schwerpunkt Glyphosat
Grüne Woche
Landwirtschaft
Biodiversität
Schwerpunkt Glyphosat
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