# taz.de -- Streit über Antisemitismusbeauftragten: Die Linke darf nicht mitsp… | |
> Der Bundestag will erstmals einen Antisemitismus-Beauftragten einsetzen. | |
> Der Antrag wurde ohne die Linke verfasst. Die ist empört. | |
Bild: „Da waren wir schon mal weiter,“ sagt Petra Pau zur Ernennung eines A… | |
BERLIN taz | Der Bundestag wird am heutigen Donnerstagnachmittag über die | |
Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten entscheiden. Der soll künftig | |
ressortübergreifende Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von | |
Antisemitismus koordinieren und für aktuelle und historische Formen des | |
Antisemitismus sensibilisieren. | |
So sieht es ein gemeinsamer Antrag von Union, SPD, FDP und Grünen vor, die | |
die Notwendigkeiten eines solchen Beauftragten unter anderem mit der Gefahr | |
eines durch Zuwanderung erstarkenden Antisemitismus begründet. Neben dem | |
Beauftragten werden weitere Maßnahmen vorgeschlagen, etwa AusländerInnen, | |
die zu antisemitischem Hass aufrufen, bevorzugt abzuschieben. | |
Von einem „ganz wichtigen Anliegen“, spricht Unions-Fraktionschef Volker | |
Kauder. „Wir haben leider Gottes noch immer ein hohes Maß antisemitischer | |
Äußerungen und Angriffe auf jüdische Mitbürger.“ Kauder adressiert auch | |
Zuwanderer: Es müsse „bis in unsere Schulen hineingetragen werden: Wer in | |
diesem Land leben will, der darf kein Antisemit sein“. Auch der Grüne | |
Volker Beck lobt das Vorhaben: Es sei ein Schritt hin, den Antisemitismus | |
zu „verringern, marginalisieren und einhegen“. | |
Zwei Fraktionen sind bei der Vorbereitung des Antrags indes nicht | |
eingebunden worden: die AfD und die Linkspartei. Besonders die Linken sehen | |
das als Affront. „Ich habe meiner Fraktion empfohlen sich zu enthalten“, | |
sagt Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) der taz. Man hätte den | |
Antrag wohl mitgetragen, wenn die anderen Fraktionen ihrer Fraktion die | |
Chance gegeben hätten daran mitzuarbeiten, sagt Pau. „Da waren wir schon | |
mal weiter. Ich hoffe, wir können zur Praxis der vergangenen Legislatur | |
zurückkehren.“ | |
## „Beschämendes Spiel“ | |
Doch die Union hat die Parole ausgegeben: keine Zusammenarbeit mit extremen | |
Parteien von rechts und links. Gemünzt ist das vor allem auf die AfD. Doch | |
damit man sich nicht dem Vorwurf einer Lex AfD aussetzt, muss die Linke | |
eben mit dran glauben. Und Grüne und SPD folgen. Letzteres regt den | |
Parlamentarischen Geschäftsführer der Linkspartei Jan Korte besonders auf: | |
„Dass SPD und Grüne dieses Spiel mitmachen, ist beschämend.“ | |
In der SPD sieht man den Vorgang durchaus kritisch. „Ich hätte mir bei | |
dieser Frage einen gemeinsamen Antrag mit der Linken gewünscht“, sagte am | |
Donnerstag SPD-Fraktionsvize Eva Högl. Es gebe in der Linksfraktion einige | |
wie Petra Pau, die sich seit Jahren dem Thema sehr engagiert widmen würden. | |
Den Antrag selbst indes begrüßte Högl: Dieser sei ein wichtiger Schritt und | |
„wohlausgewogen“ formuliert. | |
Strittig ist indes auch noch, wo der Antisemitismus-Beauftragte angesiedelt | |
werden soll: im Kanzleramt, im Innenministerium oder beim Bundestag. Diese | |
Frage, so heißt es aus den Fraktionen, werde man an späterer Stelle | |
entscheiden müssen. | |
Die Fraktionsspitzen von Union, SPD, Grünen und FDP tummelten sich am | |
Mittwochabend auch auf dem Empfang anlässlich des 70. Geburtstages von | |
Gregor Gysi im Bundestag. Von Missstimmung keine Spur. Geburtstagskind Gysi | |
sah es denn auch gelassener: „Grüne und SPD müssen einfach mal den Mumm | |
haben Nein zur Union zu sagen. Was mich wirklich aufregt, ist die AfD, die | |
mit breiter Brust im Bundestag sitzt.“ | |
18 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
Konrad Litschko | |
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