# taz.de -- AfD im Bündnis Demokratie und Toleranz: Keine Toleranz für Rechts… | |
> Im Demokratiebündnis regt sich Widerstand gegen das Beiratsmitglied Jens | |
> Maier. Der AfD-Politiker hat sich herablassend über das Bündnis geäußert. | |
Bild: Deidre Berger hat sich in einem Brief an Heiko Maas und Thomas de Maiziè… | |
BERLIN taz | Im Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz regt sich | |
Widerstand gegen ein neues Mitglied in den eigenen Reihen: den | |
AfD-Bundestagsabgeordneten [1][Jens Maier], einem der Rechtsradikalen in | |
der Partei. Zwei Mitglieder des Beirats, Andreas Eberhardt, | |
Vorstandsvorsitzenden der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ | |
(EVZ), und die Direktorin des American Jewish Committee, Deidre Berger, | |
haben einen Brief an die beiden zuständigen Bundesminister verfasst, | |
Justizminister Heiko Maas (SPD) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU). | |
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Mitgliedschaft im Beirat | |
zwingend nur auf Grundlage einer Akzeptanz der Werte des Bündnisses | |
erfolgen kann“, schreiben die beiden AutorInnen. „Wenn ein Beiratsmitglied | |
die demokratischen Werte in Frage stellt, denen sich das Bündnis | |
verschrieben hat, wird die weitere Arbeit des Gremiums ad absurdum | |
geführt.“ | |
Maier, der bis zu seinem Einzug in den Bundestag Richter am Dresdener | |
Landgericht war und sich gern als „kleiner Höcke“ bezeichnen lässt, fällt | |
immer wieder durch rassistische Einlassungen auf, jüngst wurde der Sohn von | |
Ex-Tennisspieler als Boris Becker [2][auf Maiers Twitter-Account als als | |
„Halbneger“ bezeichnet]. Maier gab einem seiner Mitarbeiter die Schuld, | |
dieser soll den Tweet verfasst haben. | |
Die beiden Bundesministerien hatten im Jahr 2000 das Bündnis ins Leben | |
gerufen, um zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und Toleranz | |
zu stärken und zu vernetzen. Der Beirat ist das politische | |
Steuerungsgremium des Bündnisses und bestimmt die inhaltlichen | |
Schwerpunkte. 20 Mitglieder gehören ihm an, ein Teil davon wird von den | |
Ministerien ernannt. Das gilt aber nicht für die Bundestagsabgeordneten. | |
Sie werden von ihren Fraktionen entsandt, die auf diese Beteiligung einen | |
gesetzlichen Anspruch haben. Die AfD hat sich für Maier entschieden. Das | |
darf man getrost als Provokation verstehen. Doch ein Ausschluss Maiers aus | |
dem Beirat ist extrem schwierig. | |
## Abfälliger Tweet über das Bündnis | |
Schon in der ersten Sitzung des Gremiums, bei dem Vertraulichkeit | |
vereinbart wurde, wurde in einer kurzen Erklärung kritisiert, dass sich | |
Maier in herabwürdigender Weise über den Beirat geäußert hatte. „Heute | |
erste Sitzung des Bündnis für Demokratie und Toleranz. Zeit, Licht in die | |
dunkle Höhle zu werfen“, hatte Maier unter anderem getwittert. Auch hatte | |
er sich abfällig über Aydan Özoguz geäußert, die als | |
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Mitglied im Beirat ist. | |
„Man kann nicht generell AfD-Mitglieder aus dem Beirat ausschließen“, sagte | |
der EVZ-Vorsitzende Eberhardt der taz. Dort, wo Bundesmittel fließen, hat | |
die AfD grundsätzlich einen Anrecht auf einen Sitz in den Aufsichtgremien | |
von Organisationen wie dem Bündnis oder auch dem EVZ. „Die Arbeit“, so | |
Eberhardt, „muss aber auf gemeinsamen Grundsätzen stattfinden, die | |
verpflichtend sind und nicht verlassen werden sollten“. | |
Seine Stiftung hat noch kurz vor der Bundestagswahl turnusgemäß den Beirat | |
neu besetzt. Ihm bleibt dort die Auseinandersetzung mit der AfD erst einmal | |
erspart. Anders sieht es zum Beispiel beim Kuratorium des Holocaustmahnmals | |
aus, das nach Bildung einer neuen Bundesregierung neu zusammengesetzt wird. | |
Die Initiatorin des Mahnmals, Lea Rosh, hat massive Bedenken dagegen , dass | |
die AfD künftig im Kuratorium der Denkmalstiftung vertreten sein wird. Sie | |
fordert vom Vorsitzenden des Gremiums, Bundestagspräsident Wolfgang | |
Schäuble, dass er juristisch prüfe, was dagegen getan werden könnte. | |
„Ich fände es nicht nur nicht gut, sondern unmöglich, wenn die da drin | |
wären“, sagte Rosh, die stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums ist, | |
dem Tagesspiegel. Mehrere AfD-Spitzenpolitiker hatten sich in der | |
Vergangenheit abfällig über das Mahnmal geäußert, der thüringische Landes- | |
und Fraktionschef Björn Höcke hatte es als [3][„Denkmal der Schande“] | |
bezeichnet und eine Änderung der Erinnerungskultur „um 180 Grad“ gefordert. | |
12 Jan 2018 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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