| # taz.de -- Welthandelskonferenz in Buenos Aires: Die Angst vor dem Seattle-Eff… | |
| > Freihandel sei kein Wert an sich, meinen Kritiker vor dem WTO-Treffen in | |
| > Argentinien. Die Regierung reagiert misstrauisch. | |
| Bild: Argentinien macht es vor: Proteste gegen Arbeitsmarktreformen am 7. Dezem… | |
| Buenos Aires taz | Seattle 1999 soll sich in Buenos Aires nicht | |
| wiederholen. Damals gab es massive Proteste während der damaligen | |
| Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO), die zum | |
| Gründungsmythos der aktuellen Globalisierungskritik gehören. Die | |
| argentinische Regierung will mit der am Sonntag beginnenden 11. | |
| Ministerkonferenz der WTO stattdessen den Beweis liefern, dass sie auch den | |
| im kommenden Jahr anstehenden G20-Gipfel im eigenen Land sicher | |
| organisieren kann. | |
| Doch das politische Klima im sommerlichen Buenos Aires ist aufgeheizt. Am | |
| Mittwoch waren rund 80.000 Menschen durch die Innenstadt gezogen und hatten | |
| gegen eine von Präsident Mauricio Macri geplante Liberalisierung und | |
| Flexibilisierung des Arbeitsrechts protestiert. | |
| „Macri will zeigen, dass er die Forderungen von IWF und WTO erfüllt, | |
| zulasten der Arbeitenden“, rief einer der Redner während der | |
| Abschlussveranstaltung vor dem Präsidentenpalast. | |
| Wenn am Sonntag die Konferenz offiziell beginnt, dann werden auch die | |
| „Madres de Plaza de Mayo“ dabei sein und ihren donnerstäglichen | |
| Widerstandsmarsch auf acht Stunden ausdehnen, um gegen die Zusammenkunft zu | |
| demonstriert. Die „Mütter des Platzes der Mairevolution“ setzten sich | |
| ursprünglich dafür ein, das Schicksal ihrer während der Militärdiktatur von | |
| 1976 bis 1983 verschwundenen Kinder aufzuklären – heute kämpfen sie für | |
| Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. | |
| ## Hart umkämpfter Gegengipfel | |
| Am Sonntag werden zudem Tausende zum Festival „Fuera OMC – por los Derechos | |
| y la Vida“ (WTO raus – für mehr Rechte und das Leben) vor dem | |
| Kongressgebäude erwartet, das zugleich der Auftakt für den am Montag | |
| beginnenden dreitägigen Gegengipfel ist. | |
| Zur Planung hat sich ein breites Spektrum aus linken, sozialen, | |
| ökologischen, indigenen und gewerkschaftlichen Gruppierungen | |
| zusammengefunden. Zu den Themen Arbeit, Gesundheitssouveränität, Feminismus | |
| und Freihandel, Gemeingüter und Klimagerechtigkeit werden die aus aller | |
| Welt Anreisenden ihre Alternativen vorstellen und diskutieren. | |
| Wer kommen darf und wer nicht, ist noch immer unklar. Die argentinischen | |
| Sicherheitsbehörden haben rund 60 VertreterInnen von | |
| Nichtregierungsorganisationen die bereits von der WTO erfolgten | |
| Akkreditierungen nachträglich verweigern und damit die Möglichkeit einer | |
| Einreiseverweigerung geschaffen. | |
| Der belgische Außenminister Didier Reynders bestätigte am Mittwoch, dass | |
| die argentinischen Behörden mehrere Vertreter aus Belgien, Deutschland, | |
| Finnland und den Niederland nicht einreisen lassen wollen. Darunter befinde | |
| sich auch der Vertreter von Oxfam Deutschland. Dagegen hat die Regierung | |
| Ernst-Christoph Stolper vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) | |
| Deutschland die Akkreditierung inzwischen bewilligt. | |
| Als einer der Ersten war einer Vertreterin von Attac France die Einreise am | |
| internationalen Flughafen von Buenos Aires in Ezeiza verweigert worden. | |
| Erst als sich die französische Botschaft einschaltete, konnte die Frau die | |
| Grenzkontrollen passieren. Ähnliche Erfahrungen machte die Delegation vom | |
| Brazilian Network for People’s Integration trotz bewilligter | |
| Akkreditierungen. „Man wollte uns schlicht zurückschicken“, so ein | |
| Delegationsvertreter. | |
| Die argentinische Regierung begründet die Maßnahmen mit | |
| Sicherheitsbedenken, nennt aber keine Details. Für das argentinische | |
| Instituto del Mundo del Trabajo der Universität Untref beweist das, dass | |
| sie lediglich kritische Stimmen von der Konferenz ausschließen will. | |
| Auffällig sei, dass sich viele der ausgeschlossenen NGOs für die Belange | |
| von Entwicklungsländern, für Ernährungssicherheit und gegen den Einfluss | |
| von Großkonzernen auf die Konferenz einsetzten. | |
| 8 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Jürgen Vogt | |
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