# taz.de -- Finanzministertreffen in Buenos Aires: G20 vor dem Handelskrieg | |
> In Vorbereitung auf das G20-Treffen im November trifft | |
> Bundesfinanzminister Olaf Scholz in Argentinien auf KollegInnen – und | |
> eine Menge Gegenwind. | |
Bild: Annäherungskurs: Mit Lagarde kommt nach 14 Jahren wieder eine IWF-Chefin… | |
Am Montag hat Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz in Buenos Aires | |
seinen ersten internationalen Auftritt. Wenn sich in der argentinischen | |
Hauptstadt die Finanzminister und Notenbankchefs der Mitgliedstaaten des | |
G20 treffen, kann der ehemalige Hamburger Bürgermeister von seinen | |
Erfahrungen berichten, wie es geht, die hochschlagenden Wogen in der | |
eigenen Stadt zu glätten. | |
Scholz kommt damit gerade recht. Wegen der kürzlich von US-Präsident Donald | |
Trump verhängten Importzölle auf Stahl und Aluminium und den angekündigten | |
Gegenmaßnahmen der Europäischen Union ist das Wort vom Handelskrieg in | |
aller Munde. Und so ist das zweitägige Treffen zwar die erste wichtige | |
Zusammenkunft im Vorfeld des G20-Gipfels der Staats- und Regierungschefs, | |
der im November in Buenos Aires stattfinden wird, aber Scholz und seine | |
AmtskollegInnen werden erstmals direkt mit US-Finanzminister Steven Mnuchin | |
zusammentreffen. | |
Ob sich die Wogen glätten lassen, ist mehr als fraglich. Auch beim zweiten | |
wichtigen Thema werden die EU und die USA aneinandergeraten. Die Europäer | |
[1][wollen strengere Besteuerungsregulierungen] für Digitalkonzerne wie | |
Apple und Google. Der Stachel sitzt tief, da Irland die geforderten 13 | |
Milliarden Euro an Steuernachforderungen von Apple nicht ausgezahlt | |
bekommt, der Konzern aber Milliardeninvestitionen in den USA angekündigt | |
hat. Scholz und die EU-KollegInnen werden das neue Konzept erläutern. Das | |
soll zwar erst am Mittwoch offiziell präsentiert werden, aber schon jetzt | |
ist durchgesickert, dass die EU dem Thema „höchste Priorität“ einräumt. | |
Was die Notenbankchefs und die angereiste Direktorin des Internationalen | |
Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, umtreiben, sind Kryptowährungen wie | |
der Bitcoin, die sich zu einem internationalen Zahlungsmittel entwickeln, | |
sich aber der Kontrolle der Zentralbanken entziehen. Für ihre | |
Regulierungsforderungen benutzt Lagarde Argumente wie Geldwäsche, anonyme | |
Transfers oder die Finanzierung von Terroraktionen. Aber: Spätestens seit | |
den Panama Papers weiß die Welt, dass es keiner Kryptowährung bedarf, um | |
Gelder zu waschen, zu verstecken oder unbemerkt über den Globus zu | |
transferieren. | |
## Macri der Musterschüler | |
A wie Argentinien stand in den Panama Papers ganz oben – und so auch die | |
Offshorekonten von Präsident Mauricio Macri. Für ihn ist der G20-Gipfel vor | |
allem ein Prestigeprojekt, gegen das sich allerdings auch Gegenbewegung | |
organisiert. Unter der Losung „Weder IWF noch G20 – Für Souveränität und | |
Rechte der Völker und der Umwelt“ kritisiert ein breites Bündnis aus | |
Basisgruppen wie etwa Attac Argentina die Visite von Lagarde nur wenige | |
Tage vor dem Jahrestag des Militärputschs am 24. März 1976. „Zwei Tage nach | |
dem Putsch hat der IWF Kreditabkommen mit der Militärdiktatur geschlossen | |
und damit den verheerenden Verschuldungszyklus eingeleitet“, heißt es dazu | |
in einer Erklärung. | |
Mit Lagarde kommt erstmals nach 14 Jahren wieder ein IWF-Chef nach | |
Argentinien. Dass der Fonds jahrelang die Wirtschaft- und Finanzpolitik des | |
Landes bestimmte und seine Rezepte wesentlich zur tiefen Krise um die | |
Jahrtausendwende beitrugen, ist in Argentinien noch vielen präsent. Während | |
in der Ära der Kirchner-Regierungen die Beziehungen zum IWF gekappt wurden, | |
macht die Regierung des rechtskonservativen Präsidenten Macri wieder auf | |
Musterschüler. Mit den Worten „Der Fonds ist nicht mehr der von früher“, | |
versucht sich auch Christine Lagarde an einer Annäherung. | |
18 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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