# taz.de -- Finale der „Copa Libertadores“: Üben beim G2-Gipfel | |
> Verschobene Hochzeiten, abgesagte Veranstaltungen: Die argentinischen | |
> Fußball-Rivalen Boca Juniors und River Plate treffen aufeinander. | |
Bild: „Boca Juniors, ich liebe euch“ | |
BUENOS AIRES taz | Argentiniens Fußball kennt viele Clásicos, aber nur | |
einen Superclásico: Boca Juniors gegen River Plate. Erstmals treffen die | |
beiden Erzrivalen aus Buenos Aires im Finale der Copa Libertadores | |
aufeinander, der südamerikanischen Variante der Champions League. „Das | |
Spiel, auf das die Welt gewartet hat“, titelte die konservative | |
Tageszeitung La Nación. | |
Ob die Welt tatsächlich darauf gewartet hat, sei dahingestellt, den | |
Terminkalender der ArgentinierInnen wirbeln die beiden Finalspiele | |
jedenfalls kräftig durcheinander: öffentliche Veranstaltungen wurden neu | |
terminiert oder abgesagt, Hochzeiten verschoben, Flug- oder Bustickets | |
umgebucht, nur um am Samstag beim Hinspiel und am 24. November beim | |
Rückspiel dabei zu sein. | |
Eintrittskarten bekommen jedoch zuerst Clubmitglieder. Boca hat rund | |
180.000 und das Stadion, die Bombonera (Pralinenschachtel) bietet lediglich | |
Platz für 49.000. River hat etwa 100.000 Mitglieder und das Stadion | |
Monumental ist nur für 66.000 Zuschauende zugelassen. | |
Deshalb, und weil die gewaltbereiten Fanclubs, die straff organisierten | |
Barras Bravas, damit ihre dicken Geschäfte machen, schossen die | |
Schwarzmarktpreise sofort in absurde Höhen. Für einen 30-Euro-Sitzplatz | |
werden auf den entsprechenden Internetplattformen bis zu 4.500 Euro | |
verlangt. Ein Stehplatz für etwa 22 Euro, wird für 1.000 Euro angeboten. | |
Fußballerische Leckerbissen sind von den beiden Partien nicht zu erwarten. | |
In der laufenden Meisterschaft hinken beide Teams dem Tabellenführer Racing | |
Club hinterher. Boca belegt gegenwärtig Rang 7, River Plate steht auf Rang | |
9. Beide konzentrierten sich voll auf die Copa Libertadores, was bedeutet, | |
dass bei den Ligaspielen oft die halbe Reservebank aufläuft. Ohnehin ist | |
die argentinische Superliga weit vom Niveau europäischer Ligen entfernt, | |
zumal gerade dort die Besten des Landes spielen. | |
## Es diesem Fettarsch von Gallardo zeigen | |
Darauf ist das Geschäftsmodell der Clubs ausgerichtet: Ausbildung und dann | |
der lukrative Transfers nach Europa. Der Wechsel von Lucas Alario von River | |
Plate zu Bayer Leverkusen ist nur einer unter vielen. Spieler wie die | |
Boca-Heimkehrer Carlos Tévez (ehemals Juventus Turin) oder Fernando Gago | |
(ehemals FC Valencia) können denn auch immer noch einige Spielzeiten | |
mithalten. | |
[1][Für Aufregung sorgte Staatspräsident Mauricio Macri]. Die Finals seien | |
eine „Gelegenheit, Reife zu zeigen, und dass in Frieden gespielt werden | |
kann“, twitterte er und schlug vor, Gästepublikum zuzulassen. Er habe | |
bereits eine Sicherheitsministerin mit entsprechenden Vorbereitungen | |
beauftragt. Macri, der von 1995 bis 2008 Boca-Präsident war und dessen | |
Nachfolger lediglich als Statthalter gilt, hatte weder den Verband noch die | |
Clubpräsidenten kontaktiert. | |
Seit 2013 ist den Fans der Auswärtsmannschaft der Stadionbesuch bei | |
Erstligaspielen verboten. Darauf hatten sich der Fußballverband Afa und die | |
Clubs geeinigt, nachdem die Gewaltwelle mit dem Tod eines Fans bei einem | |
Auswärtsspiel einen weiteren traurigen Höhepunkt erreicht hatte. Die | |
Regelung gilt auch, wenn zwei argentinische Vereine in internationalen | |
Wettbewerben aufeinandertreffen. Der Verband und die beiden Clubpräsidenten | |
lehnten Macris Vorschlag denn auch aus Sicherheitsgründen ab. | |
Auch ohne Gästepublikum werden rund 5.000 Polizisten eingesetzt und eine | |
weiträumige Überwachung um die Stadien mit Gesichtserkennung per | |
Überwachungskameras vorgenommen werden. Für den Sicherheitsapparat sind | |
beide Begegnungen zugleich Übungsmanöver für den Ende November [2][in | |
Buenos Aires anstehenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs der G20]. | |
Außen vor ist auch River-Trainer Marcelo Gallardo. Gallardo war für das | |
Halbfinalspiel mit einer Kontaktsperre zu seinen Spielern bestraft worden | |
und musste auf der Tribüne sitzen. Gallardo hielt sich nicht daran, | |
plauderte per Funk ständig mit seinem Assistenten und ging in der | |
Halbzeitpause in die Kabine. Dafür belegte ihn die südamerikanische | |
Conmebol für das Spiel am Samstag mit einem Stadionverbot. | |
Für Staatspräsident Macri ist das wohl noch zu milde. Bei einem PR-Auftritt | |
mit Fabrikarbeitern wurde Macris Aussage mitgeschnitten, „diesmal müssen | |
wir es diesem Fettarsch von Gallardo aber zeigen.“ | |
10 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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