# taz.de -- Mehr Geld für Inklusion in Hamburg: Lehrer unterm Christbaum | |
> Die Volksinitiative „Gute Inklusion“ einigt sich mit Rot-Grün auf einen | |
> Kompromiss: 300 Lehrerstellen und 35 Millionen Euro für barrierefreie | |
> Schulen. | |
Bild: In Hamburg wird es mehr Mittel für Inklusion geben – auch im Sportunte… | |
HAMBURG taz | Die rot-grüne Hamburger Regierung geht mit der | |
Volksinitiative „Gute Inklusion“ einen Handel ein: Bis 2023 soll es 300 | |
Lehrerstellen mehr für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne | |
Behinderung geben. Dafür ziehen die drei Vertrauensleute der Initiative, | |
Pit Katzer, Sylvia Wehde und Maik Findeisen, ihre Volksinitiative zurück. | |
Es sei gut, dass der Stadt die Volksinitiative zu diesem „emotionalen | |
Thema“ erspart bleibt, sagte Dressel. Finanzpolitisch sei man „an die | |
Grenze des finanziell Darstellbaren“ gegangen. „Wir hatten Forderungen, die | |
das Doppelte betrugen. Insofern sind auch wir an der Schmerzgrenze“, | |
konterte der frühere Schulleiter Pit Katzer. Grund für den Kompromiss wäre, | |
dass mit einem Volksentscheid frühestens in drei Jahren Verbesserungen | |
erzwungen werden könnten. Das geht jetzt schneller. | |
In Hamburg haben Eltern von behinderten Kindern seit 2009 die Wahl, ob sie | |
eine Sonder- oder eine Regelschule wählen. Doch gerade für Kinder mit | |
Behinderungen im körperlich-motorischen Bereich gab es die Wahlfreiheit oft | |
„nur auf dem Papier“, so Katzer, weil an den Schulen Therapeuten und | |
Therapieräume fehlten. | |
Das soll sich ändern. In 30 Schulen soll es ab dem nächsten Schuljahr | |
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und weiteres Personal geben, sagte | |
Tjarks. „Hier wird ein echter Quantensprung erreicht.“ Personell ist dies | |
mit einem Umfang von 24,7 Lehrerstellen der kleinste Posten. Nicht auf | |
einen Schlag, sondern jahrgangsweise aufwachsend soll es für behinderte | |
Kinder mehr Zusatzstunden geben, sodass bei drei dieser Kinder in einer | |
Klasse eine durchgängige Doppelbesetzung möglich ist. Dies führt zu 70 | |
neuen Lehrerstellen. | |
Ein politischer Zankapfel zwischen Schulsenator Ties Rabe (SPD) und | |
Praktikern wie Katzer ist seit Jahren die Frage, wie viele Kinder mit | |
Förderbedarf im Bereich Lernen, Sprache und Emotionale Entwicklung – kurz | |
LSE – es überhaupt gibt. Strittig deshalb, weil hier die Ressourcen aus | |
pädagogisch-fachlichen Gründen „ins System“ einer Schule gegeben und nicht | |
dem Kind zugeordnet werden. Hier hatte „Gute Inklusion“ ein Viertel mehr | |
Stellen gefordert. Und es sieht so aus, als ob die kommen. Bis 2023 sollen | |
die bisher rund 800 Stellen für LSE um 200 auf 1.000 erhöht werden. Pro | |
Kind kämen dann drei Zusatzstunden in der Woche an. | |
## 100 Millionen für barrierefreie Schulen | |
Für rund 100 Millionen Euro sollen die Schulen in den nächsten zehn Jahren | |
barrierefrei werden, davon sollen 35 Millionen Euro in die Nachrüstung | |
bestehender Gebäude, etwa den Einbau von Fahrstühlen, fließen. Hier hätte | |
sich die Initiative 50 Millionen Euro gewünscht. | |
Katzer sagte, das Maßnahmenpaket sei „für uns ein wichtiger Schritt, aber | |
nicht der letzte“. Rabe konterte, künftig habe Hamburg vermutlich in der | |
Inklusion „die beste Ausstattung in Deutschland“. Einig waren sich alle – | |
SPD, Grüne und Initiative –, dass sie Inklusion nicht wieder zurückdrehen | |
wollen, wie es die CDU im Niedersachsen-Wahlkampf forderte. „Uns hat das | |
Ziel einer gelingenden Inklusion vereint“, sagte Schulpolitikerin Barbara | |
Duden (SPD). Die über 30 Stunden dauernden Verhandlungen „waren schwierig, | |
von beiden Seiten“, sagt sie. „Doch am Ende haben wir uns richtig lieb | |
gewonnen.“ | |
20 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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