# taz.de -- Reiseprobleme in der Weihnachtszeit: Panik in Prenzlauer Berg | |
> Viele Schwaben müssen Weihnachten vielleicht in Berlin verbringen. Denn | |
> Zug- und Bustickets für die Zeit um die Feiertage sind bereits knapp. | |
Bild: In Berlin könnten sich Eingeborene und Einwanderer diese Weihnachten nä… | |
Für viele BerlinerInnen sind die Tage um Weihnachten die schönsten im Jahr. | |
Dann düsen all die Zugezogenen – vor allem natürlich die Schwaben und | |
Schwäbinnen in Prenzlauer Berg – zurück in die Provinz, um im Kreise ihrer | |
Familie Spätzle zu essen und Schorle zu schlürfen. Zurück bleiben die | |
Einheimischen, die ihren Kiez mal wieder ganz für sich allein haben. Viele | |
träumen das ganze Jahr davon. Doch der Traum könnte diesmal platzen: Sowohl | |
Eingeborenen wie Zugezogenen – der Berliner bezeichnet ja jeden südlich des | |
Main als „Schwaben“ – droht ein Schock: Es könnte sein, dass sie | |
Weihnachten in diesem Jahr gemeinsam feiern müssen. | |
Schuld daran sind Bus, Bahn und Flugzeug. Denn die autofreien Wege aus | |
Berlin heraus sind voll – manchmal schon zu voll. | |
Die Deutsche Bahn empfiehlt Reisenden auf ihrer Homepage schon jetzt, wenn | |
möglich nicht mehr für den 22. oder 23. Dezember zu buchen – oder auf | |
weniger nachgefragte, etwa langsamere Verbindungen auszuweichen. Was die | |
Lage verschärft: Infolge der Pleite von Air Berlin fallen etliche Flüge, | |
etwa von Berlin nach München, weg. | |
## „Deutlich mehr Buchungen“ | |
Da die Bahn mit ihrem Fahrplanwechsel am 10. Dezember auch ihre neue | |
Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dieser Route freigibt, weichen viele | |
Fluggäste auf den ICE Sprinter aus. „Auf den bisherigen innerdeutschen | |
Hauptverbindungen von Air Berlin haben wir deutlich mehr Buchungen“, | |
bestätigte eine Konzernsprecherin. Da kann es im Waggon schon mal eng | |
werden. | |
Wer angesichts voller Züge auf den Bus ausweichen will, muss sich beeilen. | |
Eine Sprecherin von Branchenführer Flixbus erklärt: „Die Buchungen für die | |
Weihnachtszeit sind bereits sehr hoch. Unser Fernbusnetz verzeichnet schon | |
einige ausgebuchte Verbindungen.“ | |
Wer dennoch Bus fahren möchte, muss sich auf Mehrkosten einstellen. Denn | |
auch wenn die markanten grünen Busse oftmals mit besonders günstigen | |
Preisen locken, gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot. Sprecherin | |
Hintermayr betont aber: „Wer auf alternative Reisetage wie den 21. oder 24. | |
Dezember ausweicht, hat die Chance, auf einigen Strecken noch Tickets zu | |
besonders günstigen Preisen zu bekommen.“ | |
Wobei die Aussicht, Heiligabend im Bus zu verbringen, bei den meisten keine | |
allzu großen Glücksgefühle auslösen dürfte. Denn während die Bahn für die | |
Strecke Berlin–Stuttgart etwa fünfeinhalb Stunden braucht, benötigt der | |
Flixbus rund neun Stunden. Das Unternehmen mit Sitz in München versucht | |
aber, die Heimatliebe der Schwaben durch die Übernahme des Locomore-Express | |
im August auch mit dem Zug zu bedienen. Der fährt die Strecke | |
Berlin–Stuttgart in rund sechseinhalb Stunden – deutlich schneller als der | |
hauseigene Bus. | |
## Auch Flüge werden knapp | |
Eine dritte Möglichkeit für alle, die nicht mit dem Auto fahren wollen oder | |
können, ist das Flugzeug. Infolge der Pleite von Air Berlin ergab sich zwar | |
auf den Routen von und nach Berlin eine Angebotslücke, doch die wird nun | |
vor allem von der Lufthansa gefüllt. Der Konzern habe durch die Aufstockung | |
von Kapazitäten bisher 45 Prozent des ehemaligen Air-Berlin-Angebots | |
wiederhergestellt, erklärt Pressesprecher Florian Gränzdörffer. | |
Insbesondere um die Feiertage kann es dennoch knapp werden, wenn nicht nur | |
Geschäftsreisende die Hauptstadt in Richtung Köln, Stuttgart oder München | |
verlassen wollen, sondern auch Familien oder HeimatbesucherInnen. | |
Flugreisende scheinen darauf aber vorbereitet zu sein, wie Gränzdörffer | |
ergänzt: „Passagiere haben gerade die stark nachgefragten Tage vor und nach | |
den Feiertagen frühzeitig gebucht.“ | |
Um ausreichend Angebote zu haben, setzt das Unternehmen im November und | |
Dezember auf mehr Flugzeuge, etwa den Jumbo-Jet. Der wird in den Monaten | |
100-mal extra zwischen Frankfurt und Tegel fliegen. Außerdem sollen | |
außerplanmäßig Langstreckenflugzeuge eingesetzt oder es soll – bei Bedarf … | |
auf Maschinen anderer Airlines zurückgegriffen werden. | |
Auch Flixbus weitet sein Angebot aus. „Die hohe Nachfrage wird mit | |
zahlreichen Zusatzbussen und höheren Taktungen bedient“, erklärt Sprecherin | |
Hintermayr. | |
Die Deutsche Bahn versucht, durch umfassende Informationsangebote für die | |
KundInnen potenziellen Chaos-Tagen vorzubeugen. Schon am 24. November | |
veröffentlichte das Unternehmen sein Papier mit dem Titel: „Sechs Tipps für | |
stressfreies Bahnfahren rund um Weihnachten.“ | |
## Einen Tag Puffer einbauen | |
Da gibt es – mehr oder weniger – nützliche Hinweise wie etwa: Fahrkarten so | |
frühzeitig wie möglich buchen, oder: Unbeschwert reisen mit dem DB | |
Gepäckservice – mit dem Zusatz, das schone den Rücken und schaffe Platz im | |
Zug. | |
Vielleicht sollte man sich aber auch hier überlegen, einen Tag Puffer | |
einzubauen. Nicht dass man die Festtage dann ohne Kleidung und Zahnbürste | |
auskommen muss – das kann jede besinnliche Stimmung zerstören. | |
Und trotz aller Tipps und Empfehlungen kann es am Ende für einige | |
Süddeutsche darauf hinauslaufen: Wer die Feiertage nicht auf der Straße, | |
der Schiene oder in der Luft verbringen möchte, muss in Berlin feiern. | |
Während manch Einheimischem nun Schreckensbilder in den Sinn kommen, | |
könnten sich andere aber auch freuen. Berlins Maultaschen-, Spätzle- und | |
BiohändlerInnen reiben sich vermutlich schon die Hände ob der Aussicht auf | |
schwäbische Berliner Weihnachten. | |
6 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Sophie-Isabel Gunderlach | |
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