# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Donald Trump macht mal was richtig | |
> Die US-Botschaft soll nach Jerusalem verlegt werden. Das ist der | |
> konsequenteste Schritt, den die Nahostpolitik in den letzten 15 Jahren | |
> gesehen hat. | |
Bild: Die Verlegung der US-Botschaft bringt auch Chancen | |
Donald Trump, dieser innenpolitische Cowboy und gefährliche außenpolitische | |
Clown, hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und angekündigt, die | |
US-amerikanische Botschaft in die Stadt zu verlegen. Damit wird nicht nur | |
eine Topadresse mit Meerblick in Tel Aviv frei, es öffnet sich nach Jahren | |
des Stillstands auch der Blick auf eine neue, realistischere Nahostpolitik. | |
Trumps Motivation mag dabei durchaus eine andere sein; und dass er den | |
palästinensischen Anspruch auf Jerusalem negiert, ist natürlich | |
unhistorisch. Aber seine Entscheidung für Jerusalem ist nur folgerichtig | |
und vollzieht die politische Entwicklung seit Oslo diplomatisch nach. | |
Wer Trumps Schritt nun irrational findet und gefährlich, muss nur einmal | |
die Logik deutscher und amerikanischer Nahostpolitik der letzten 15 Jahre | |
nüchtern betrachten. Man hielt an einer illusionären Zweistaatenlösung | |
fest, obwohl diese durch israelische Siedlungspolitik verunmöglicht wurde, | |
rügte zwar immer mal wieder, subventionierte aber weiterhin Israels | |
Militär. Gleichzeitig finanzierte man eine korrupte und undemokratische | |
Palästinensische Autonomiebehörde, um die israelische Besatzung nicht zu | |
einer humanitären Katastrophe werden zu lassen. Dass dieser unhaltbare | |
Zustand nun enden könnte, ist eine gute Nachricht. | |
Denn der israelischen Regierung und der rechten Mehrheit im Land kann | |
Donald Trumps Schritt langfristig nicht recht sein. Für sie ist der Status | |
quo bequem: Faktisch gibt es nur einen Staat zwischen Mittelmeer und | |
Jordan, Millionen Palästinenser leben dort unter israelischer Kontrolle. | |
Israel braucht das Fernziel Zweistaatenlösung, und sei sie noch so | |
unrealistisch, dringender als die Palästinenser. Denn wenn das Ziel – zwei | |
Staaten für zwei Völker – offiziell erledigt ist, stellen sich für Israel | |
unangenehme Fragen. Was ist mit den Millionen Palästinensern, die dann auch | |
offiziell unter israelischer Herrschaft leben, aber keine | |
Staatsbürgerrechte haben? | |
Wird Israel dann ein Apartheidstaat (Shitstorm in 3, 2, 1 …)? | |
Es ist Zeit, über Alternativen zur Zweistaatenlösung zu sprechen. Donald | |
Trump hat dazu den ersten Schritt gemacht. | |
Danke dafür! | |
10 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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