# taz.de -- Geschäfte trotz Russland-Sanktionen: Auf der Krim geht die Post ab | |
> Der teilstaatliche deutsche Logistikkonzern DHL transportiert offenbar | |
> Pakete von der Halbinsel nach Russland. Das ist verboten. | |
Bild: Hauptsache, der Rubel rollt: DHL macht Geschäfte auf der annektierten Ha… | |
KIEW taz | Das in Bonn ansässige Logistikunternehmen DHL ist mit drei | |
Servicebüros auf der Krim tätig. [1][Dies berichten ukrainische Medien] und | |
die BBC. Während dies in der Ukraine als Bruch der Russland-Sanktionen | |
einhellig verurteilt wird, reagiert man in Deutschland eher verhalten. | |
Am Montag hatte die britische BBC mit eigenen Recherchen die Erkenntnisse | |
ukrainischer Medien über eine anhaltende Tätigkeit des Unternehmens auf der | |
Krim untermauert. In Kertsch, Sewastopol und Simferopol biete DHL über | |
Partnerfirmen Paket- und Kurierdienste an, so der britische Sender, der die | |
Büros auch persönlich aufgesucht hatte. „DHL-Express Krim. Transport von | |
Briefen und Paketen in Russland und in das Ausland“, zitiert der BBC eine | |
Visitenkarte eines DHL-Angestellten. | |
Und um die Probe aufs Exempel zu machen, schickte der BBC von der Krim per | |
DHL ein Paket nach Moskau. 37 Stunden später sei das Buch in Moskau | |
angekommen. Während auf dem Paket als Absendeort das dagestanische | |
Machatschkala angegeben gewesen sei, habe man in der Tracking-Info von DHL | |
die Angabe „South of Russia-Sevastopol-the Russian Federation“ gesehen. Auf | |
dem Kassenbon sei eine Firma „Biologika GmbH“ als ortsansässiger | |
DHL-Partner angegeben gewesen. Dieses Unternehmen ist neu auf dem Markt. | |
Noch 2015 lag der Umsatz der in einem kleinen russischen Dorf im Gebiet | |
Perm registrierten Firma bei gerade mal 27 Euro. | |
Ein DHL-Sprecher hatte der BBC zwar die Aktivitäten des Konzerns auf der | |
Krim bestätigt, gleichzeitig aber auch betont, dass „trotz der Sanktionen | |
gewisse Transaktionen immer noch erlaubt sind“. Die Frage, um welche | |
Transaktionen es sich denn handle, habe er indes unbeantwortet gelassen. | |
Gegenüber der taz verurteilte Andrej Klimenko, Chefredakteur des | |
ukrainischen Internetportals Blackseanews.net, DHL scharf. Für Klimenko, | |
der bereits Anfang November einen Screenshot der Webseite von DHL Russland | |
veröffentlichte, auf der diese für Leistungen auf der Krim geworben hatte, | |
ist die Zusammenarbeit von DHL mit russischen Partnern auf der Halbinsel | |
ein Hintergehen der Sanktionen. „Und das ist illegal“, so Klimenko. | |
Ganz anders die Reaktionen in Deutschland. Auf die Bitte der taz, die im | |
BBC-Artikel beschriebene Tätigkeit von DHL zu kommentieren, antwortete nur | |
eines von vier Abgeordnetenbüros im Bundestag. Nur wegen eines | |
BBC-Artikels, so der Mitarbeiter eines Abgeordneten, sehe sich sein Chef | |
noch nicht zu einer Stellungnahme veranlasst. Auch im Auswärtigen Amt | |
wollte man die Aktivitäten der DHL auf der Krim nicht kommentieren. Man | |
könne zu Einzelfällen keine Stellung beziehen. Es sei „Aufgabe der | |
Unternehmen zu prüfen, ob ein unternehmerisches Handeln unter das | |
einschlägige Sanktionsregime fällt oder nicht“, so das Ministerium. Bei | |
einem konkreten Verdacht auf Verstöße sei es Aufgabe der | |
Ermittlungsbehörden, den Hinweisen nachzugehen. | |
Ein DHL-Sprecher betonte gegenüber der taz erneut, dass gewisse | |
Transaktionen unter den Sanktionen und Sanktionsbestimmungen auch weiterhin | |
erlaubt seien. Die Frage, um welche Transaktionen es sich hierbei handle, | |
ließ er indes erneut unbeantwortet. | |
Unbeantwortet bleibt damit auch, wie die DHL ihren Kurierdienst abwickelt. | |
Denn die Seehäfen der Halbinsel unterliegen genauso den Sanktionen wie der | |
Flughafen. Ungeklärt bleibt auch, ob DHL-Kunden auf der Krim | |
Zollerklärungen für Pakete nach Russland ausfüllen. | |
23 Nov 2017 | |
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[1] http://euromaidanpress.com/2017/11/08/115781/#arvlbdata | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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