| # taz.de -- Thüringische Integrationsbeauftragte: „Ziel ist, Perspektiven zu… | |
| > Die rot-rot-grüne Regierung in Thüringen hat ein neues | |
| > Integrationskonzept verabschiedet. Das Besondere: Es gibt keine | |
| > Unterscheidung beim Aufenthaltsstatus. | |
| Bild: In der Gesellschaft ankommen: In Thüringen gibt es viele freie Ausbildun… | |
| taz: Frau Kruppa, das rot-rot-grüne Kabinett unter Bodo Ramelow in | |
| Thüringen hat [1][ein neues Integrationskonzept] verabschiedet. Was sind | |
| die wichtigsten Eckpunkte? | |
| Mirjam Kruppa: Das Besondere ist, dass wir allen nach Thüringen | |
| Zugewanderten Integrationsangebote machen und – anders als der Bund – | |
| unabhängig von der Bleibeperspektive passende Deutschkurse ermöglichen. | |
| Unsere Maßnahmen gelten für alle. Unser wichtigstes Ziel ist die Teilnahme | |
| am gesellschaftlichen Leben. Dafür wollen wir alle Voraussetzungen | |
| schaffen, vor allem in Sachen Sprache und Beratung. Für den Anfang, wenn | |
| die Sprachkenntnisse noch nicht gut genug sind, wollen wir den Zugang zu | |
| Dolmetscherdienstleistungen ermöglichen – auch zu Audio- und | |
| Videodolmetschern für Geflüchtete im ländlichen Raum. Die Sozial- und | |
| Migrationsberatung soll ausgebaut werden. Bisher wird sie nicht ausreichend | |
| vom Bund finanziert. | |
| Was sind Ihre weiteren Ziele? | |
| Wir haben einen Schwerpunkt im Bereich Bildung. Wir wollen allen Thüringern | |
| – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – Bildung ermöglichen. Bei den | |
| Geflüchteten haben wir oft durch Kriegserfahrungen oder die Flucht | |
| durchbrochene Bildungsbiografien. Deswegen wollen wir Jugendlichen und | |
| jungen Erwachsenen ermöglichen, ihre Grundbildung nachzuholen und einen | |
| Schulabschluss zu erhalten. In Thüringen haben wir viele freie | |
| Ausbildungsstätten. Den Geflüchteten fehlt es teilweise an qualifizierten | |
| Sprachkenntnissen, insbesondere, wenn es um berufsspezifisches Vokabular | |
| geht. Deshalb wollen wir nicht nur Projekte vor Ausbildungsanfang anbieten, | |
| sondern auch ausbildungsbegleitend. | |
| Welche Schritte folgen bei der Durchsetzung des Konzepts? | |
| Wir sind jetzt dabei, den nächsten Doppelhaushalt zu erstellen. Darin | |
| werden zusätzlich zehn Millionen Euro pro Jahr für Mehrbedarf durch | |
| Maßnahmen des Integrationskonzepts vorgesehen. Das Konzept kann ganz | |
| konkret umgesetzt werden, weil wir sehr genau festgeschrieben haben, | |
| welches Ministerium für welche Maßnahmen zuständig ist. | |
| Welche Kritik gibt es? | |
| Es gab schon Stimmen aus der CDU-Fraktion, die meinen, mit dem Konzept | |
| würden Anreize geschaffen, dass mehr Geflüchtete zu uns kommen. Das sehe | |
| ich nicht so. Es geht vielmehr darum, Anreize zu schaffen, dass die hier | |
| angekommenen Geflüchteten in Thüringen bleiben. Ansonsten wird es | |
| wahrscheinlich Kritik daran geben, dass unser Konzept alle Zugewanderten in | |
| den Integrationsprozess einlädt. Im Bund wird zuerst über die | |
| Bleibeperspektive entschieden. So wollen wir es nicht machen. | |
| Viele Thüringer ziehen aus den ländlichen Gebieten in die Ballungszentren. | |
| Wie sieht das bei den Geflüchteten aus? | |
| Geflüchtete, die keine Wohnsitzauflage mehr haben, ziehen auch eher in die | |
| Städte: Erfurt, Jena, Weimar. Das liegt auch daran, dass dort die | |
| Integrationsangebote leichter zugänglich sind. Aber nicht alle sind vom | |
| Land weggezogen. In den Städten haben wir ohnehin schon Probleme mit dem | |
| Wohnungsmarkt. Man kann dort nicht hinziehen, wenn man keine Wohnung hat. | |
| Und wenn die Menschen im ländlichen Raum verwurzelt sind, wenn sie dort | |
| Arbeit haben und ihre Kinder dort zur Schule gehen, dann sehen sie dort | |
| auch Perspektiven. Das ist unser Ziel: Perspektiven zu schaffen. | |
| 10 Nov 2017 | |
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| [1] https://www.thueringen.de/mam/th10/ab/thurik_eckpunktepapier.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Belinda Grasnick | |
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