# taz.de -- Abschiebungen aus Deutschland: Einigung auf 15-Punkte-Paket | |
> Bund und Länder wollen abgelehnte Asylbewerber schneller ausweisen. | |
> Abschiebezentren sind in Planung. Kritik kommt von den Linken und Pro | |
> Asyl. | |
Bild: Soll künftig schneller gehen: Abschiebung auf dem Flughafen Leipzig-Halle | |
Berlin dpa | Am Donnerstagabend haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
und die Ministerpräsidenten der Länder über schnellere Abschiebungen | |
beraten und entsprechende Gesetzespläne angekündigt. Justizminister Heiko | |
Maas (SPD) hat die Beschlüsse begrüßt. Die Linken kritisierten sie als | |
Wahlkampfhilfe für Rechtspopulisten. Maas sagte: „Nur wenn wir unsere | |
Regeln durchsetzen, werden wir die Akzeptanz für Zuwanderung dauerhaft | |
erhalten.“ | |
Bund und Länder hatten sich auf ein 15-Punkte-Paket verständigt. Im Zentrum | |
der Beschlüsse der Spitzenrunde steht, dass Asylbewerber ohne | |
Bleibeperspektive bereits aus ihrer Erstaufnahmeeinrichtung abgeschoben | |
werden sollen. Sie sollen nicht erst in Kommunen untergebracht werden und | |
dort Fuß fassen. Vorgetäuschte Identitäten oder Straftaten sollen künftig | |
härter geahndet werden. Die Abschiebehaft für Gefährder soll ausgeweitet, | |
ihre Überwachung erleichtert werden. | |
Von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) vorgeschlagene neue | |
Ausreisezentren des Bundes sollen erst noch Gegenstand weiterer Beratungen | |
werden. Die Idee ist, Ausreisepflichtige kurz vor ihrer Abschiebung in | |
Zentren sicher unterzubringen, sodass etwa Flüge in Herkunftsländer in | |
größerem Stil erleichtert werden. Doch bei den Ländern und in der Koalition | |
gab es dem Vernehmen nach Widerstand. Auch eine von de Maizière angeregte | |
Ausweitung der Kompetenzen der Bundespolizei für Abschiebungen kommt | |
vorerst nicht, wie Merkel am Abend einräumte. Daran werde nach der | |
Bundestagswahl im September weiter gearbeitet. | |
Maas betonte: „Wer vollziehbar ausreisepflichtig ist, der muss unser Land | |
auch verlassen.“ Dies war auch der Tenor von Merkel sowie Ländervertretern | |
von SPD und CDU nach dem Spitzentreffen. | |
## Kritik von den Linken | |
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) lehnt die Einigung von | |
Bund und Ländern ab. „Wir sind nicht bereit, Wahlkampfmanöver der großen | |
Koalition mitzumachen“, sagte er der „Berliner Zeitung“. Thüringen hatte… | |
einer Protokollnotiz Kritik an den Plänen und dem Verfahren geübt. | |
Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sagte, viele der in | |
Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Punkte könnten die Zahl | |
der Rückkehrer mangels Umsetzbarkeit nicht erhöhen. Anreize zur Integration | |
würden durch steigenden Abschiebedruck vermindert. Der Abschiebekurs | |
betreibe das Geschäft der AfD. | |
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßte die Pläne. | |
„Wir haben ein gutes Ergebnis gefunden“, sagte er Abend. Woidke betonte | |
zugleich, viele Flüchtlinge seien nach mehreren Jahren in Deutschland schon | |
gut integriert. „Wenn diese Menschen fähig und bereit sind, sich weiter zu | |
integrieren, und Chancen auf unserem Arbeitsmarkt haben, dann sollten sie | |
diese bekommen. Dafür brauchen wir endlich ein Einwanderungsgesetz.“ | |
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte im „Heute Journal“ | |
des ZDF, man sei bei der Lösung des Problems vorangekommen. Es seien gute | |
Beschlüsse. „Aber wir sind nocht nicht fertig mit unserer Arbeit.“ | |
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte die Beschlüsse ebenfalls: | |
„Die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen, ist dringend notwendig, um die | |
Kommunen zu entlasten und die Akzeptanz der Bevölkerung für Flüchtlinge mit | |
Bleibeperspektive nicht zu gefährden“, hieß es in einer Stellungnahme. | |
Die Linken im Bundestag sehen in den Plänen Wahlkampfhilfe für | |
Rechtspopulisten. „Angela Merkel hat für ihre erneute Kanzlerkandidatur | |
CSU-Positionen übernommen“, sagte Fraktionsvize Jan Korte: „Das ist Wasser | |
auf die Mühlen von Rechtsaußen. Verantwortungsvoll wäre es, ein Paket zu | |
schnüren für Integration und die Bekämpfung von Fluchtursachen.“ | |
Auch die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat die Beschlüsse des | |
Bund-Länder-Gipfels scharf kritisiert. „Deutschland soll sich vom | |
Aufnahmeland zum Abschiebeland entwickeln“, erklärte | |
Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt am Freitag. „Es irritiert, dass | |
ein solch weitreichender Beschluss der Ministerpräsidenten ohne | |
ausführliche öffentliche Diskussion, ohne Beteiligung der gewählten | |
Abgeordneten in Bund und Ländern gefasst wird.“ | |
10 Feb 2017 | |
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