| # taz.de -- Trump beginnt Asienreise: Ein Problem für Peking | |
| > China hatte gehofft, dass unter Präsident Donald Trump der Einfluss der | |
| > USA in Asien sinken würde. Doch das ist weit gefehlt. | |
| Bild: Am Sonntag traf Trump Japans Ministerpräsident Shinzo Abe. Zum Auftakt s… | |
| Peking taz | Als die USA vor einem Jahr Donald Trump zum Präsidenten | |
| wählten, brach im Pekinger Regierungsviertel Freude aus. Mit Trumps | |
| Gegenkandidatin, Hillary Clinton, hatte Chinas Führer schlechte Erfahrungen | |
| gemacht. Als Außenministerin hatte sie ihnen regelmäßig die Leviten | |
| gelesen, etwa, indem sie Chinas schlechte Menschenrechtslage anprangerte. | |
| Mit Obamas „Fokus auf Asien“ und dem geplanten Handelsabkommen TPP | |
| (Transpazifische Partnerschaft), das eine Freihandelszone mit allen | |
| asiatischen Ländern außer mit China vorsah, hatte Trumps Vorgängerregierung | |
| ganz Südostasien zu ihrer Einflusssphäre erklärt. Die USA wollten damit | |
| unverhohlen Chinas rapide wachsenden Einfluss einhegen. | |
| Am Sonntag hat mit Trump ein US-Präsident eine elftägige Asienreise | |
| begonnen, der zu Beginn seiner Amtszeit eine völlig andere Asien-Politik | |
| angekündigt hatte – zu einem beträchtlichen Teil im Sinne Chinas. Nun | |
| zeichnet sich ab, dass Trumps Reise zum Problem für Peking werden könnte. | |
| Schon seine Route verweist auf eine Abkehr von Trumps angekündigter | |
| Politik. Nach Stationen in Tokio und Seoul wird er ab Mittwoch drei Tage in | |
| China weilen. Von dort aus geht es weiter nach Vietnam und auf die | |
| Philippinen. Von China abgesehen entsprechen diese Länder ziemlich genau | |
| der Achse, die die Obama/Clinton-Regierung auserkoren hatte, um eben China | |
| als expandierende Handels- und Militärmacht einzukreisen. | |
| Dabei sympathisierte Trump vor Kurzem noch mit autoritären Führungen wie | |
| jener in Peking. Vom Freihandelsabkommen TPP wollte er gar nichts wissen | |
| und stoppte die Verhandlungen. Um Nordkoreas Atomwaffenprogramm zu beenden, | |
| hatte sich Trump im Wahlkampf sogar für Gespräche mit dem Regime in | |
| Pjöngjang ausgesprochen. | |
| ## Trumps Asienpolitik | |
| Sein Credo „Amercia first“ sah zudem vor, Verbündete wie Japan und Südkor… | |
| zahlen zu lassen, wenn sie weiter von US-Truppen vor Nordkorea geschützt | |
| werden wollen. Er erwog sogar einen Truppenabzug. All diese Ankündigungen | |
| kamen in Peking gut an. | |
| TPP hat Trump zwar gestoppt. Dafür aber bemüht er sich um bilaterale | |
| Handelsabkommen mit Japan und Südkorea. Zugleich wettert er bei jeder sich | |
| ergebenden Gelegenheit gegen Chinas angeblich unfaire Handelspraktiken. | |
| Dabei ist China längst auf Washington zugegangen und verlagert | |
| Produktionsstätten zurück in die USA. Und auch im Streit um Nordkoreas | |
| Atomwaffenprogramm ist Trump nicht, wie angekündigt, auf das Regime in | |
| Pjöngjang zugegangen, sondern verhöhnt Anführer Kim Jong Un als „Little | |
| Rocket Man“. Trump hat sogar damit gedroht, das Land mit „Feuer und Wut“ … | |
| überziehen und bedient sich damit derselben schrillen Rhetorik wie Kim, der | |
| wiederum Trump als „senil“ und „geisteskranken dementen US-Greis“ | |
| beschimpft. | |
| Peking blickt auf diesen Krieg der Worte mit Sorge und befürchtet, | |
| Washington könnte bewusst auf Eskalation setzen. Abgesehen von einem | |
| Atomkrieg fürchtet sich Chinas Führung vor nichts mehr, als dass die USA | |
| das Regime in Pjöngjang stürzen und GIs unmittelbar an der chinesischen | |
| Grenze stehen. | |
| Zugleich haben sich auch in Südkorea und Japan die politischen Parameter | |
| verschoben. Nach Japans vorgezogener Neuwahl im Oktober, die dem | |
| regierenden Shinzo Abe eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit | |
| bescherte, fühlt sich der japanische Premier nun in seiner Position | |
| gestärkt, Nippons pazifistische Nachkriegsordnung über Bord zu werfen und | |
| eine militärische Wiederbewaffnung einzuläuten – inklusive der Aufrüstung | |
| mit Atomwaffen. Das wiederum dürfte Tokios ohnehin angespanntes Verhältnis | |
| zu Peking noch mehr verschlechtern. | |
| ## Brennpunkt Pjöngjang | |
| In Südkorea wiederum musste im Frühjahr nach einem Korruptionsskandal die | |
| rechtskonservative Park Geun Hye vom Präsidentenamt zurücktreten. Ersetzt | |
| wurde sie durch den moderaten Moon Jae In, der um jeden Preis einen Krieg | |
| auf der koreanischen Halbinsel verhindern will. Moon setzt auf | |
| Verhandlungen mit Pjöngjang und ist auch um eine Annäherung mit Peking | |
| bemüht. Das wiederum ist der Trump-Administration ein Dorn im Auge. | |
| In Peking macht sich kurz vor dem Trump-Besuch Nervosität breit. „Der | |
| Ablauf ist so designt, dass der Präsident das Drehbuch möglichst nicht | |
| verlassen kann“, versichert Elizabeth Economy vom US-Council on Foreign | |
| Relations. Daniel Russell, Obamas einstiger Spitzendiplomat für die Region, | |
| fürchtet dennoch Unheil. Trump werde in Asien einen Hochseilakt meistern | |
| müssen. Das Problem: „Trump ist ja eher der stampfende Typ.“ | |
| 5 Nov 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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