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# taz.de -- Schorsch Kamerun über den Pudel Club: „Das ist natürlich total …
> Der Hamburger Golden Pudel Club arbeitet an einer untötbaren Lösung, sagt
> Goldene-Zitronen-Sänger Schorsch Kamerun. Die soll „Future Dog Island“
> heißen.
Bild: Wieder intakt: der Golden Pudel Club in Hamburg
taz: Schorsch Kamerun, vor anderthalb Jahren brannte der Golden Pudel Club
in Hamburg. Was war der Hintergrund für die Brandursache?
Schorsch Kamerun: Der Hintergrund der Brandstiftung ist bis heute nebulös.
Doch nach einer Strecke mit Ausweichveranstaltungen bei befreundeten Läden,
dem geglückten Übernahmekauf von unserem kaufmannslustigen Widersacher
durch eine Stiftung und krass viel Engagement all jener, die sich täglich
gekümmert haben, ist der Club jetzt wieder autonom, hat neu eröffnet und
erfreut sich einer angriffslustigen Gesundheit.
Was ist denn kurz gesagt das Spezielle am Golden Pudel und seiner
Ausrichtung in Hamburg?
Ich glaube, dass der Club, die angrenzende Park Fiction und eigentlich das
ganze nähere Umfeld zu einem eher selten gewordenen Sehnsuchtsort für
gewollte Uneinschätzbarkeit geworden ist. Zusammen steht das für eine kaum
noch zu habende Haltung wirklicher Teilnahme, einem Recht auf
Experimentieren, des nichtökonomisch orientierten, freien Schweifens.
Vielleicht vergleichbar mit dem, was die Berliner meinen, wenn sie sich das
verwegene Wort „Volksbühne“ zuflüstern. Wir sind allerdings viel, viel
süßer.
Wie sieht denn das spätere weitere Nutzungsrecht aus, wird der Golden Pudel
in eine gemeinnützige Stiftung überführt, oder was plant ihr?
Wir arbeiten – gestützt auf ein Heer von Staranwälten – an einer untötba…
Lösung. An einer wegweisenden Form, welche „Future Dog Island“ heißen sol…
Also daran, dass solitäre Wertschöpfung kein Schulterklopfen mehr ernten
kann, sondern mit harter Ächtung geahndet wird. Um diese utopische Strenge
durchzusetzen, haben wir schon vor Längerem unseren „VerFüGe“, „Verein …
Gegenkultur“, gegründet. An diesen werden auch die Einnahmen aus der
Benefizgala aus dem Berliner Theater Hebbel am Ufer fließen.
Ich habe gelesen, dass euch die Stadt Hamburg und der Bezirk Altona
unterstützen wollen, politisch aber auch finanziell – ein Widerspruch für
Hamburger Punks oder Resultat eines politischen Reifungsprozesses?
Dafür hat sich unser Kollektiv ausgesprochen. Natürlich ist das nichts
Einzigartiges. Unterschiedlichste Initiativen sowie politisch kämpfende
Gemeinschaften stecken in Vorgängen, die aktuell ganz bewusst als
„Kollaborationen“ bezeichnet werden. Neu daran ist, dass es hierbei
keinerlei Einflussnahme der städtischen Bezahler geben kann. Das ist
natürlich total Punk, lupenreines Cash from Chaos – und wir sind endlich
auch ganz offiziell Teil der liebenswerten Marke Hamburg.
„Seltener Hund auf großer Fahrt“, so heißt eure Benefizveranstaltung für
den Wiederaufbau des oberen Teils des Golden Pudel Hauses am Samstag in
Berlin. Was können eure Gäste im Hebbel-Theater erwarten?
An Bord sind neben anderen LC Knabe, Rocko Schamoni, Carsten Meyer, Snow,
DJ Tatjana, Ratkat, Ralf Köster und ich höchstselbst. Es wird eine
zauberhafte Nacht werden – von hoher und gut zubereiteter Qualität. Der
Schlüssel ist, das wir mit einer selbstintelligenten Zufallsmaschine
arbeiten, deren Methodik niemand von uns nur annähernd kapiert. Man wird
uns also vollständig überrascht erleben können – bei eigenem Gefrickel.
Wie viel Geld wird für den Wiederaufbau insgesamt benötigt? Und wo soll es
neben Benefiz und Stadtkasse überhaupt herkommen?
Hier geht es um größere Zahlen. Es kommt eben sehr darauf an, was uns allen
solche Orte wie der Pudel Club wert sind. Bisher erleben wir eine große
Solidarität und ein breites Mitmachen. Aber es geht längst nicht nur um ein
paar Protagonisten und ihre Träume. Sondern um die Möglichkeit für eine
ganze Szene, eine Riesenschnauze, ein Freigehege und eine Beißrichtung zu
erhalten.
War das jetzt das Schlusswort?
Ob Sie wollen oder nicht. Wir lassen uns nicht abschütteln. Man wird weiter
von uns hören.
2 Nov 2017
## AUTOREN
Andreas Fanizadeh
## TAGS
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