# taz.de -- Reform der Entsenderichtlinie: EU-Länder einig über soziales Euro… | |
> Die 28 EU-Staaten haben sich am Montag auf eine Reform zum Schutz vor | |
> Sozial- und Lohndumping verständigt. Entsendungen werden auch erstmals | |
> EU-weit befristet. | |
Bild: Kein Lohndumping mehr für Erntehelfer | |
Luxemburg dpa | Nach jahrelangem Streit haben sich die EU-Länder auf neue | |
Regeln zum Schutz vor Sozial- und Lohndumping geeinigt. So sollen entsandte | |
Arbeitnehmer aus anderen EU-Ländern künftig genauso bezahlt werden wie | |
einheimische Kollegen. Die Sozialminister billigten diese Reform der | |
sogenannten Entsenderichtlinie in der Nacht zum Dienstag in Luxemburg. Sie | |
muss nun noch mit dem Europaparlament abgeglichen werden. | |
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich für die Reform stark | |
gemacht hatte, begrüßte den Durchbruch auf Twitter: „Mehr Schutz, weniger | |
Betrug“, schrieb er. Mit Durchhaltevermögen, Dialog und Ehrgeiz lasse sich | |
Europa zum Nutzen aller verändern. | |
Auch der estnische Arbeitsminister Jewgeni Ossinowski sprach als | |
derzeitiger Ratsvorsitzender von einer Bedeutung für die gesamte | |
Europäische Union, gerade in einer Zeit, in der viele deren Nutzen | |
bezweifelten. EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen meinte: „Das wird ein | |
wichtiger Schritt im Kampf gegen Sozialdumping.“ | |
Mit der Reform werden nicht nur die für Einheimische geltenden Lohn- und | |
Entgeltregeln grundsätzlich auch auf entsandte Arbeitnehmer übertragen. | |
Entsendungen werden auch erstmals EU-weit befristet. Sie sollen künftig in | |
der Regel nicht länger als zwölf Monate dauern, in Ausnahmen 18 Monate. | |
Das Transportgewerbe bleibt allerdings zunächst von der Reform ausgenommen | |
und soll eigene Regeln bekommen. Die Befristung und die Ausnahmen für | |
Lasterfahrer waren bis zuletzt umstritten gewesen. Die Sozialminister | |
verhandelten noch einmal den ganzen Tag über die Reform, die schon 2016 von | |
der EU-Kommission vorgeschlagen worden war. | |
Die Entsenderichtlinie von 1996 regelt den Einsatz von Beschäftigten über | |
Grenzen hinweg in anderen EU-Ländern. Schon jetzt sind Mindeststandards für | |
diese Beschäftigten vorgeschrieben, etwa die Zahlung des geltenden | |
Mindestlohns. Doch fehlen oft übliche Gehaltsbestandtteile wie Zulagen, | |
Prämien oder Schlechtwettergeld. Nach Angaben der EU-Kommission verdienen | |
entsandte Arbeitnehmer derzeit oft nur halb so viel wie einheimische | |
Beschäftigte. Die Reform soll dies ändern. | |
Von den Regeln sind europaweit Millionen Arbeitnehmer betroffen. In | |
Deutschland waren 2016 nach Gewerkschaftsangaben etwa 561 000 Beschäftigte | |
aus Italien, Spanien oder den östlichen EU-Ländern tätig, die meisten nach | |
Regeln der Entsenderichtlinie. | |
24 Oct 2017 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
EU | |
Arbeitnehmer | |
Lohndumping | |
Emmanuel Macron | |
Arbeitnehmerrechte | |
Taxi | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
Europawahl | |
Wanderarbeiter | |
EU | |
Lohndumping | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar EU-Entsenderichtlinie: Ein Scheunentor als Schlupfloch | |
Würden wir für ungleichen Lohn in der Schweiz arbeiten? Wohl kaum. | |
Arbeitnehmer aus Osteuropa sollen nun auch gleichgestellt werden – mit | |
Ausnahmen. | |
Umgehung des Mindestlohns: Tricksen bei den Überstunden | |
KellnerInnen und TaxifahrerInnen erhalten oft keinen Mindestlohn. Im Fall | |
einer Jamaika-Koalition könnten ihn Arbeitgeber noch leichter umgehen. | |
Kommentar Entsenderichtlinie der EU: Sozialdumping ohne Ende | |
Die EU-Entsenderichtlinie zeigt: Ein soziales Europa bleibt weiter ein | |
Traum. Der Kompromiss enthält zu viele Ausnahmen | |
Nach der Europawahl: Die Fete ist vorbei | |
Nach den Erfolgen der Rechten geht die größte Gefahr nicht vom | |
Europaparlament aus – sondern von den nationalen Regierungen. | |
Kommentar EU-Entsenderichtlinie: Ein Test für die GroKo | |
Die Ausbeutung der Arbeiter aus dem Osten ist ein soziales und ein | |
politisches Problem. Ihre Rechte werden zwar gestärkt. Doch es gibt zu | |
viele Schlupflöcher. | |
Lohndumping in Europa: Schutzlose Wanderarbeiter | |
Viele Arbeitgeber halten die Rechte von Wanderarbeitern nicht ein. Die | |
EU-Kommission will die Kontrollen nun weiter einschränken. | |
EU-Richtlinie zu Lohndumping: Arbeitnehmerschutz ist zweitrangig | |
Das Ziel der Entsenderichtlinie ist es, Lohndumping in der EU zu | |
verhindern. Mit wenig Erfolg. Eine neue Fassung soll Abhilfe schaffen, | |
bewirkt aber das Gegenteil. | |
Neues Mindestlohngesetz beschlossen: Bremen zahlt 8,50 pro Stunde | |
Als erstes Bundesland beschließt Bremen einen Mindestlohn, allerdings nur | |
für Firmen, die öffentliche Gelder bekommen. Nun kommen Wohlfahrtsverbände | |
in Bedrängnis. |