# taz.de -- „Thor – Tag der Entscheidung“ im Kino: Selbst schuld, wer sic… | |
> Taika Waititis Blockbuster „Thor – Tag der Entscheidung“ ist heller, | |
> komödiantischer und queerer als alle vergleichbaren Comicadaptionen. | |
Bild: Ungestüm, gutaussenhend – und irgendwie herzig: Chris Hemsworth als Th… | |
Da kann einem aber auch bange werden! Wenn man – mit einer Kette bis zur | |
Bewegungslosigkeit gefesselt – dem allesvernichtenden Feuerdämon Surtur wie | |
eine verpuppte Raupe vor der Nase baumelt und von ihm angeherrscht wird, | |
dass die Funken fliegen: „Thor!! Son of Odin!!!“ Doch der Angesprochene | |
antwortet unbeeindruckt: „Hey Surtur! Son of … a bitch!“ | |
Denn der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) kennt keine Angst. Wer den | |
hammerschwingenden Hünen weniger in der altnordischen Mythologie verortet, | |
sondern ihn aus den Marvel-Comics oder Filmen kennt, der weiß: Klein bei- | |
oder gar aufzugeben, das ist Thors Sache nicht. Schon in der vom | |
Shakespeare-Experten Kenneth Brannagh 2011 inszenierten ersten Kinoadaption | |
wurde der Sohn des Odin, dessen stetig schwelender Vaterkonflikt immer | |
wieder zu Hausverbot in der Heimat Asgard führte, von Hemsworth als | |
selbstbewusster, draufgängerischer, aber lernfähiger Flegel porträtiert. | |
Von der wütenden Mordlust der mythologischen Figur, die – neben anderen | |
überkandidelten Gräueltaten – die ganze Familie einer ehemaligen | |
Liebhaberin tothämmert, ist in Hemsworth’ komödiantischer Interpretation | |
kaum etwas übrig: Sein Thor ist immer noch ungestüm und aufbrausend, vor | |
allem aber gut aussehend, tollpatschig – und irgendwie herzig. | |
Doch auch vom durchschnittlichen Comichelden unterscheidet er sich: Nichts | |
hat er von der zweifelnden Finsternis eines Batman, der pubertären | |
Zerrissenheit eines Spider-Man oder dem sarkastischen Nihilismus eines Iron | |
Man. | |
Zudem kann sich niemand im dritten und letzten Solo-Thor-Abenteuer um die | |
Gags drücken, die Autor Eric Pearson ins Buch geschrieben hat – Surtur | |
nicht, Thors Schwarzes-Schaf-Bruder Loki (Tom Hiddleston) nicht, dessen | |
Minderwertigkeitskomplex aufgrund der Adoption durch Odin (Anthony Hopkins) | |
weiterhin Antriebsfeder bleibt. Und erst recht nicht die Figuren auf dem | |
von Müllhalden bedeckten Ballermann-Planeten Sakaar, auf den es Thor | |
verschlägt und wo ein exaltierter Grandmaster (Jeff Goldblum) über seine | |
amüsierwilligen Schäfchen herrscht, bis Thor den Aufstand probt. | |
## Quietschbunte Welten | |
„Thor – Tag der Entscheidung“ ist heller, leichter und komödiantischer a… | |
alle Comicadaptionen, inklusive der etwas albernen Batman-Reihe der 90er. | |
Der Independent-Regisseur Taika Waititi, dem der dritte Teil der Saga | |
übergeben wurde, hat sich dabei visuell an Ausstattungsklassikern wie | |
„Barbarella“, „The Fifth Element“ oder „Valerian“ orientiert: Seine… | |
von fremden Welten ist quietschbunt und wird vom großartigen Elektrotrash | |
des Devo-Mitbegründers Mark Mothersbaugh untermalt. | |
Und wer sich nicht schminkt, ist selbst schuld: So selbstverständlich queer | |
waren die üblicherweise mit klaren, heteronormativen Mann-Frau- | |
beziehungsweise Retter-zu-Rettende-Strukturen operierenden | |
Comic-Blockbuster noch nie. | |
Dabei inszeniert auch der dritte „Thor“-Teil vor allem den muskulösen, | |
prügelnden Männerkörper, dazu dessen fantastische Überhöhung in Form eines | |
sprücheklopfenden Steinmonsters oder des Hulks (Mark Ruffalo), der sein | |
Leben inzwischen als Gladiator auf Sakaar fristet – der Erfolg, gibt er | |
freimütig zu, macht ihm einfach mehr Spaß als das Dasein als | |
schmalbrüstiger Wissenschaftler Bruce Banner. | |
Als Antagonistin fungiert endlich einmal das ewig Weibliche: Die | |
geweihtragende Hela, die Thor und Loki zu schaffen macht, verkörpert Cate | |
Blanchett mit perfidem Charme. Und auch die resignierte Valkyrie (Tessa | |
Thompson), die Thor lässig unter den Tisch säuft, macht sich gut – | |
gemeinsam mit Idris Elba als Wärter Heimdall erweitert sie das wie immer | |
fast rein weiße Personenkarussell. Überhaupt: Wenn jemand die | |
nicht-normative Diversität umarmen kann, dann müssten das doch | |
Superheld*innen sein. Schließlich sind sie meist Gött*innen, Mutant*innen | |
oder Außerirdische. | |
31 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Jenni Zylka | |
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