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# taz.de -- Eminem disst Donald Trump: Trump „gegen die Mauer klatschen“
> Slim Shady knüpft sich den US-Präsidenten vor und landet einen
> Internet-Hit. Mit geistreichen Raps entblößt Eminem Trumps Bigotterie – a
> capella.
Bild: Disst Trump: Eminem
Berlin taz | Man sollte meinen, jeder Prominente habe sich schon zum Thema
Donald Trump geäußert. Halb Washington und fast ganz Hollywood haben sich
öffentlichkeitswirksam vom US-amerikanischen Skandal-Präsidenten
distanziert. Ein Pionier in Sachen Trump-Hass ist der Rapper Eminem mit
seinem Anti-Trump-Rap sicher nicht.
Und doch hat der mehrfache Grammy-Gewinner mit dem viereinhalbminütigen
Freestyle-Video, das bei den BET Hip-Hop Awards am Dienstag Premiere
feierte, einen Internet-Hit gelandet. Knapp vier Millionen Mal wurde der
Clip allein bei Youtube in den ersten elf Stunden nach der Veröffentlichung
aufgerufen.
Das Video ist roh und direkt. Eminem steht in einem Parkhaus in seiner
Heimatstadt Detroit. Schwarzer Hoodie, schwarze Hose – der sichtlich
gealterte Hiphop-Künstler hat sich einen Dreitagebart stehen lassen. Ohne
Beat und ohne Skript rappt Eminem sich seinen Hass auf Donald Trump von der
Seele.
Im Weißen Haus sitze ein „Kamikaze“, der wahrscheinlich einen „nuklearen
Holocaust“ entfesseln werde. Es ist der Auftakt zu einer geistreichen
Generalabrechnung mit Donald Trump.
Zu seinen besten Zeiten wirkte Marshall Mathers alias Slim Shady alias
Eminem fast wie ein lyrischer Chirug. Mit Präzision und Ironie sezierte er
in Liedern wie „Who knew“ ironisch die kleinen und großen Widersprüche der
US-amerikanischen Gesellschaft.
Und auch im neuen Freestyle-Clip zeigt Eminem wieder unangenehme Wahrheiten
auf. Trumps Pläne für Steuererleichterung kommentiert er wie folgt: „Then
he says he's gonna lower our taxes – then who is going to pay for his
extravagent trips – back and forth with his family to his golf resorts and
his mansions.“ Wie will Trump sich seine kostspieligen Ausflüge nach
Mar-a-Lago leisten, wenn er die Steuern senkt, fragt der Rapper ironisch.
„When he attacks the NFL so we focus on that instead of talking Puerto Rico
or gun reform in Nevada“ rappt Eminem und offenbart damit Trumps Taktik,
mithilfe von Twitter-Fehden vom eigenen Regierungsversagen abzulenken. Eine
Taktik, die häufig aufgeht.
Eminem wirkt im Clip älter und reifer – doch wütend wie eh und je. Immerhin
richten sich seine Hasstiraden diesmal nicht an weibliche
Familienmitglieder und Verflossene, sondern an den US-Präsidenten.
Auch auf Trumps mangelnde Abgrenzung zu rechtsradikalen Bewegungen kommt
der Rapper zu sprechen. „Support from the Klansmen, Tiki torches in hand
for the soldier that's black and comes home from Iraq and is still told to
go back to Africa.“ Selbst schwarze Veteranen müssten sich von weißen
Rassisten die Aufforderung anhören: „Geht zurück nach Afrika“.
## Immer kräftig auf die Präsidenten
Es ist nicht das erste Mal, dass Eminem einen Präsidenten hart angeht. Die
außereheliche Affäre des ehemaligen Amtsinhabers Bill Clinton persiflierte
Eminem gleich in mehreren Liedern und verkleidete sich in einem Musikvideo
sogar als „Slick Willy“.
Ernster setzte sich der Rapper mit George W. Bush auseinander. Wegen dessen
Nahost-Kriegen im vermeintlichen Kampf gegen den Terror schleuderte Eminem
Bush in seinem Lied „Mosh“ 2004 ein kraftvolles „Fuck Bush!“ entgegen.
„Fuck Trump!“ ist auch der Abschlussgruß an den aktuellen US-Präsidenten.
Davor droht Eminem noch, Trump gegen dessen geplante Mauer an der
mexikanischen Grenze zu klatschen „until it sticks“ (sodass er kleben
bleibt). Der so Gedisste wäre wohl dennoch gut beraten, sich nicht auf ein
Twitter-Duell mit Eminem einzulassen. Denn der hat schon von Berufs wegen
mit Sicherheit die besseren Sprüche.
11 Oct 2017
## AUTOREN
Jörg Wimalasena
## TAGS
Donald Trump
Gangsta-Rap
Rap
HipHop
HipHop
Schwerpunkt Rassismus
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Klimawandel
TNT Serie
US-Wahl 2024
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