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# taz.de -- Kolumne Mittelalter: Ferien für die Antifa
> Die Ereignisse auf der Frankfurt Buchmesse zeigen glasklar: Nur das
> Argument siegt im Umgang mit der völkischen Rechten.
Bild: Völkische Rechte haben sich gern als Nachbarn: Gauland, Kubitschek, Höc…
Verdammt schlechtes Timing: Keine zwei Jahre nach dem Sprengstoffanschlag
auf sein Auto verlässt der Freitaler Linken-Stadtrat Michael Richter
Sachsen. Der offensichtlich überstürzte Entschluss stehe fest, seit er die
Akten aus dem Prozess gegen die mutmaßlichen (!) Rechtsterroristen der
„Gruppe Freital“ gelesen habe. Er sei nun überzeugt, dass die Attacke im
Juli 2015 auch ihm persönlich gegolten habe, sagte Richter am vergangenen
Freitag der [1][Sächsischen Zeitung].
Verdammt schlechtes Timing, wie gesagt: Doch in seinem abgelegenen Wohnort
hätte Michael Richter möglicherweise eh nichts von den [2][Ereignissen] auf
der Frankfurter Buchmesse an ebenjenem Freitag mitbekommen – dem
glorreichen Tag, an dem der Kampf gegen rechts endlich in die richtigen
Hände gekommen ist.
Seit jenem Freitag nämlich läuft diese Auseinandersetzung überhaupt erst
korrekt – und zwar über das Argument!
Die völkischen Gäste der Frankfurter Fachmesse waren von diesem neu
eröffneten „Diskursraum“ dann auch sofort schwer eingeschüchtert: Da sie
mit ihren Thesen gegen die sich geschickt von allen Brennpunkten
fernhaltende Feuilleton-Kavallerie nicht durchkamen, schlugen sie – nun
eben vollkommen hilflos – verlegenheitshalber auf einen alten
68er-Krakeeler ein, [3][Achim Bergmann], den Verleger des nach
modern-liberalen Kriterien halt dann auch schon reichlich angestaubten
Trikont-Labels.
Auch nicht mitbekommen hat Michael Richter in seiner Einöde wohl das, was
auch Liberale nicht mitbekommen haben. Komisch eigentlich – aber egal, weil
offensichtlich hysterisch:
Denn wenn die berüchtigte Alt-Antifa von der [4][Amadeu Antonio Stiftung]
im hochspannenden Frankfurter Diskursraum nur „fünf belastenden Tage in
aufgeheizter Stimmung“ erlebt hat.
Wenn sie wiederholt gehört haben will, „dass sich Menschen auf dieser
Buchmesse nicht mehr sicher gefühlt haben“ – Gottchen ja, gebt ihnen ein
Glas Wein.
Die Stiftungsfuzzis [5][sagen], „es kam auf dieser Buchmesse wiederholt zu
Vorfällen rechter Gewalt“? In Wirklichkeit hatten sie schlicht nicht die
richtigen Zitate zur ganz spielerischen Abwehr der Rechten zur Hand!
Denn sorry: Seinen Hitler und Sarrazin sollte schon gelesen haben, wer
genau sein, wer Widerstand au point leisten will. Sonst macht man sich nur
selbst zum Opfer.
Aber nachdem wir Liberale uns jahrzehntelang mit dem uncoolen Nazimüll
nicht abgegeben haben, vielleicht doch noch mal radikalliberalem Klartext,
für Leute, die es einfach nicht kapieren wollen: Wer die Nazikeule gegen
Nazis schwingt – der relativiert den Nationalsozialismus.
Schluss damit: Jetzt werden die Rechten endlich [6][sauber]
[7][dekonstruiert]! Oder die Linken, denn das ist erstens ungefährlicher
und zweitens sind in diesen ungustiösen Zeiten im Zweifelsfall immer die
anderen die wahren Faschisten.
Die Pointe für diesen Text wäre nun natürlich: Michael Richter zieht von
Sachsen nach Bayern, wo man sagt: Liberal sind wir schon, aber blöd sind
wir nicht.
Was am Schluss aber hier hingehört, ist leider: Wer solche liberalen
[8][Freunde] hat, braucht keine Faschos mehr.
19 Oct 2017
## LINKS
[1] http://www.mdr.de/sachsen/dresden/linkspolitiker-michael-richter-zieht-wege…
[2] http://www.zeit.de/kultur/2017-10/rechtsextreme-buchmesse-umgang-afd-deutsc…
[3] https://www.facebook.com/eva.mairholmes/posts/1591926627520592?pnref=story
[4] /Neurechte-Verlage-auf-der-Buchmesse/!5455348
[5] https://www.facebook.com/search/top/?q=amadeu%20antonio%20stiftung
[6] https://www.mobilegeeks.de/artikel/ihr-seid-gegen-nazis-dann-arbeitet-saube…
[7] http://www.sueddeutsche.de/kultur/buchmesse-abschluss-die-rechten-stilisier…
[8] https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10155013434328803&set=a.1015049…
## AUTOREN
Ambros Waibel
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Ambros Waibel
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