| # taz.de -- Kommentar Österreich-Wahlsieger: Alte Story, junger Star | |
| > Jugend kombiniert mit alten Werten und der Wucht abgrenzender Rhetorik: | |
| > Sebastian Kurz' Sieg hat Folgen für deutsche Konservative wie Jens Spahn. | |
| Bild: Jens Spahn neben: Jens Spahn | |
| Es ist eine blauäugige Vorstellung, dass Politiker wie der Österreicher | |
| Sebastian Kurz oder der Deutsche Jens Spahn (CDU) altkonservativ reden, | |
| weil es ihnen ein inneres Bedürfnis ist. Sie schüren Ängste und verheißen | |
| Sicherheit, weil dies der Treibstoff ihrer Karrieren ist. Nützte es dem | |
| eigenen Fortkommen, würden sie auch Yoga und Pilates den Kampf ansagen. | |
| Mit den altkonservativen Positionen beeinflussen sie ihre Parteien und die | |
| Stimmung in ihren Ländern – unterschiedlich stark, je nachdem, ob sie | |
| Kanzler in spe sind wie Kurz oder ein Möchtegern wie Spahn. Brüder im | |
| Aufstieg: Am Wahlabend ging der Deutsche zum Österreicher nach Wien, um ein | |
| Sieg-Selfie zu knipsen. So einfach, so plump. | |
| In den nächsten Wochen in Berlin wird über Jamaika verhandelt, nicht nur | |
| zwischen, sondern auch in den Parteien. In der CDU geht es auch darum, wer | |
| welche Startchancen hat, wenn die Kanzlerin einmal geht. In der Stunde null | |
| wird neu entschieden werden, was diese Partei ist und wer. Schon heute | |
| stehen diese Fragen im Raum. | |
| Niedersachsen zeigt der CDU, wie es nicht laufen darf. Ihre 33,6 Prozent | |
| sind eine Katastrophe für jenen Landesverband, der einst so kräftig war, | |
| dass er 1960 die rechte Deutsche Partei schluckte und der 1982 vom Urvieh | |
| Wilfried Hasselmann und dem Kleinbürgeridol Ernst Albrecht auf den | |
| 50-Prozent-Gipfel geführt wurde. Danach machte Gerhard Schröder die CDU | |
| Niedersachsen dermaßen fertig, dass ihr erst ein gut inszenierter Christian | |
| Wulff wieder aufhalf. Der wurde zum Star, weil er die muffige CDU | |
| entstaubte. Genau so ging auch Angela Merkels Story: die Frau, die den | |
| Ballast deutschtümelnder Altbackenheit abwirft und nach oben steigt. | |
| ## Die Macht nach Merkel | |
| Der Typus Kurz-Spahn tut interessanterweise das Gegenteil. Als bloß Junge | |
| wären sie zu leichtgewichtig. Deshalb kombinieren sie die Gravitas alter | |
| Werte und die Wucht abgrenzender Rhetorik mit ihrer Jugendlichkeit. | |
| Altkonservative Story, junger Star. Hat das Rezept Zukunft? | |
| Jedenfalls hat Spahn Verbündete wie Wolfgang Schäuble oder Thomas Strobl, | |
| den einflussreichen CDU-Chef von Baden-Württemberg. Sie wollen Schwarz-Grün | |
| und lassen es trotzdem krachen, etwa in der Sicherheitspolitik. | |
| Kontraproduktiv war für sie, dass dieses Jahr in Annegret | |
| Kramp-Karrenbauer, Daniel Günther und Armin Laschet gleich drei | |
| Protagonisten Landtagswahlen gewannen, die auf dumpfe Töne verzichten. Ein | |
| Rückschlag für Spahn. | |
| Doch Merkels Ergebnis bei der Bundestagswahl war dünn. Sebastian Kurz im | |
| Nachbarland hatte Erfolg. Schäuble wird Bundestagspräsident und damit der | |
| Regierung nicht mehr angehören. All das öffnet Räume für Spahn und die | |
| Baden-Württemberger. Sie möchten so langsam mal weiterkommen. Er läuft | |
| lautlos im Hintergrund, der Kampf um die Macht nach Merkel. | |
| 17 Oct 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Georg Löwisch | |
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