# taz.de -- Nach dem Lufthansa-Air Berlin-Deal: „Die Leute sind verzweifelt“ | |
> Die meisten Air-Berlin-Beschäftigen stehen nach dem Deal mit der | |
> Lufthansa vor dem beruflichen Aus, sagt Ver.di-Sprecher Splanemann. Er | |
> lobt das Engagement des Senats | |
Bild: „Wir sehen die Lufthansa in der Verantwortung“: Flugzeuge der beiden … | |
taz: Herr Splanemann, wie ist die Stimmung bei Air Berlin nach der | |
Teilübernahme durch die Lufthansa am Donnerstag? | |
Andreas Splanemann: Verzweifelt. Die meisten Beschäftigten wissen nicht, | |
wie es weitergehen soll. Sie stehen vor dem beruflichen Aus oder müssen | |
sich völlig neu orientieren. Viele hatten gehofft, dass die Lufthansa Air | |
Berlin rettet. Doch die hat sich nur die für sie lukrativen Teile des | |
Unternehmens rausgepickt. | |
Wie ist die Lage konkret? | |
Von den deutschlandweit rund 7.800 verbliebenen Mitarbeitern haben nur etwa | |
1.500 die Chance, sich bei der Lufthansa um einen Job zu bewerben. Das | |
heißt nicht, dass sie auch einen bekommen! | |
Der Berliner Senat hat Interesse signalisiert, die rund 1.400 Berliner | |
Mitarbeiter aus der Air-Berlin-Verwaltung in den öffentlichen Dienst des | |
Landes übernehmen zu wollen. | |
Es ist sehr hilfreich, dass der Senat sich hier auf die Seite der | |
Beschäftigten stellt und Interesse zeigt. Für den Übergang bräuchte man | |
eine sogenannte Transfergesellschaft. | |
Der Finanzsenator sagt, eine solche Gesellschaft müssten der Arbeitgeber | |
und der Betriebsrat erst gründen. | |
Nein, die formalen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen. Aber der | |
Senat will – verständlicherweise – nicht der Einzige sein, der dafür zahl… | |
Was ist das Problem? | |
Zumindest das Land Nordrhein-Westfalen müsste ebenfalls mit ins Boot, weil | |
dort viele Air-Berlin-Mitarbeiter leben. Aber die neue CDU-FDP-Regierung | |
zeigt sich eher zurückhaltend. Ob sich da etwas bewegt – jetzt, da klar | |
ist, welche Dimensionen das Jobproblem hat –, weiß ich nicht. Und auch | |
Bayern könnte sich an einer Transfergesellschaft beteiligen. Da haben wir | |
bisher aber nichts gehört. | |
Beteiligt sich eines der Unternehmen? | |
Air Berlin hat gesagt, sie hätten kein Geld mehr. Wir sehen deswegen die | |
Lufthansa in der Verantwortung. Die müsste ihren Teil leisten, das wäre | |
sicherlich auch finanziell möglich. Auch hier laufen viele Gespräche hinter | |
den Kulissen. | |
Gäbe es noch eine andere Möglichkeit, die Berliner Beschäftigten in die | |
Landesverwaltung zu lotsen? | |
Das Land hat ja die Bereitschaft dazu signalisiert. Jetzt müssen zügig | |
Vorarbeiten geleistet werden. Natürlich bräuchte das Land einen Plan, wie | |
viele Menschen mit welcher Qualifikation es überhaupt übernehmen kann und | |
will. Außerdem muss geprüft und organisiert werden, wie | |
Anpassungsqualifikationen ablaufen können. Für die vielen formalen Fragen | |
wie Ausschreibungen oder Einstellungsverfahren sind die Personalräte mit | |
ins Boot zu holen. Da sind offenbar noch viele Gespräche nötig. | |
Gäbe es noch andere neue Arbeitgeber für die Air Berlin-Mitarbeiter in | |
Berlin? | |
Da gibt es eine Menge – von kleinen privaten bis hin zur Charité. Einige | |
davon haben sich auch schon auf internen Jobbörsen für die Mitarbeiter | |
präsentiert. Aber das ist erst mal nur ein Strohhalm. Es wird ein mühsamer | |
Weg, die Anbieter und Interessenten zusammen zu bringen. Und die Zeit läuft | |
uns davon. | |
Wie wirkt sich die Übernahme auf die Kunden aus? | |
Wir machen uns Sorgen um den Luftverkehr von und nach Berlin. Vor allem die | |
Wirtschaft ist hier auf eine gute Anbindung angewiesen. Und da war es von | |
Vorteil, dass sich Air Berlin für den Standort stark engagiert hat. | |
Lufthansa hat nicht so viel Interesse an Berlin. Und es ist noch unklar, ob | |
mit Easyjet vielleicht eine weitere Airline Teile von Air Berlin übernimmt. | |
13 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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