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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Winkelmanns ALG 0
> Air Berlin geht pleite, aber nicht der Chef. Der hat sich vertraglich
> zusichern lassen, dass er auch bezahlt wird, wenn er gar nicht mehr
> arbeitet.
Bild: Er ist ein Vorbild zur Abschaffung der Lohnarbeit
Air Berlin fliegt in die Insolvenz, in genau einer Woche ist endgültig
Schluss. Der Abschied fällt den 8.000 Beschäftigten sichtlich schwer – der
Pilot des letzten Interkontinentalflugs drehte gar vor der finalen Landung
eine spektakuläre Ehrenrunde um den Düsseldorfer Tower. Aber wie das so ist
unter Ehrenmännern: Der Kapitän geht als Letzter von Bord. Beziehungsweise
in diesem Fall: Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann dreht noch drei Jahre
lang weitere Ehrenrunden.
Er hat sein Himmelfahrtskommando erst im Februar angetreten und ist nun
krachend gescheitert. Das ist sicher nicht leicht für den Mann. Daheim
lacht die Frau ihn aus, die Kumpels im Kegelklub tuscheln hinter
vorgehaltener Hand, und er muss schon wieder sein Büro ausräumen. Solche
menschlichen Härten müssen kompensiert werden.
Deshalb hat Winkelmann sich eine Art ALG 0 in den Vertrag schreiben lassen:
Sein Jahresgehalt von 950.000 Euro wird in jedem Fall vier Jahre lang
ausgezahlt, egal ob er dann noch arbeitet oder zu Hause auf dem Sofa liegt.
Mit irgendwelchen Sonderzahlungen und Boni, die es für erfolgreiche Manager
zur Motivationssteigerung ja immer gibt – immerhin hat der Mann es
geschafft, den Laden mehrere Monate lang am Leben zu halten –, macht das
etwa 4,5 Millionen. Gesichert durch eine Bankbürgschaft, damit das sauer
nicht verdiente Geld nicht in der Insolvenzmasse verschwindet. Und das ist
auch gut so!
## Ordentliche Grundsicherung
Winkelmann zeigt uns, dass die Zukunft der Arbeit nur im bedingungslosen
Grundeinkommen liegen kann. Sein Vertrag wird damit gerechtfertigt, dass er
sich nur bei entsprechender Absicherung wirklich für so eine schwierige
Aufgabe engagieren konnte. Eben!
Zahlen wir also allen eine ordentliche Grundsicherung, dann finden wir
sicherlich die Kraft, auch herausfordernde Aufgaben anzugehen. Es müssen ja
nicht gleich 4,5 Millionen sein, aber wir müssen ja auch nicht etwas so
Unangenehmes tun, wie eine marode Billig-Airline kaputtzumachen, sondern
nur Alte pflegen oder Jugendliche trainieren.
Wir verneigen uns vor Thomas Winkelmann, dem Vorkämpfer für die Befreiung
aus der Knechtschaft der Lohnarbeit!
20 Oct 2017
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Air Berlin
Grundsicherung
Bedingungsloses Grundeinkommen
Pleite
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Landtagswahl in Niedersachsen
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