# taz.de -- Kommentar Studie zu Abtreibungen: Verbote gefährden Leben | |
> Trotz Verbot: Abtreibungen finden statt – und oft unter gefährlichen | |
> Bedingungen. Eine Studie bestätigt nun, was Feministinnen schon lange | |
> sagen. | |
Bild: Weltweit findet die Hälfte der Abtreibungen unter gefährlichen Bedingun… | |
Das, was Feministinnen schon seit Ewigkeiten sagen, wurde jetzt von einer | |
[1][Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO)] bestätigt: Verbote | |
verhindern keine Abtreibungen, sie machen diese nur unsicher und gefährden | |
das Leben der Frauen. | |
Die Ergebnisse machen deutlich: Weltweit findet die Hälfte der Abtreibungen | |
unter gefährlichen Bedingungen statt. In nordeuropäischen und | |
nordamerikanischen Ländern, in denen die Regulierungen lockerer sind, wird | |
das Verfahren sicherer durchgeführt, und die Nachfrage ist geringer. | |
In Deutschland steht Abtreibung heute noch im Strafgesetzbuch, ein Abbruch | |
kann mit Haftstrafe sanktioniert werden. Bedingung für Straflosigkeit ist | |
eine obligatorische Beratung, eine darauf folgende Wartezeit von drei Tagen | |
und der Abbruch innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Befruchtung. | |
Strikter ist die Regulierung in Irland, wo Abtreibungen selbst bei | |
Vergewaltigungen nicht erlaubt sind. Wer sich Abtreibungstabletten im Netz | |
bestellt, muss mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Unter Umständen können | |
Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben, längere Haftstrafen | |
erhalten als die Vergewaltiger. Irland hält 2018 ein Referendum für oder | |
gegen die Lockerung des Abtreibungsgesetzes ab. | |
Auch in Polen sind die meisten Abtreibungen illegal. Die Frauen, die sich | |
keine Reise ins Ausland leisten können, müssen den Schwangerschaftsabbruch | |
selbst in die Hand nehmen – und greifen, wenn sie nicht anders können, | |
notfalls zu scharfen Objekten oder schlicht zu Gift. | |
Die Ergebnisse der Studie von WHO machen deutlich: Abtreibungen finden | |
statt – auch wenn sie verboten sind. Dann aber teils unter gefährlichsten | |
Bedingungen. Dagegen rät die WHO Regierungen und Behörden, Abtreibungen und | |
Verhütung zugänglich zu machen und junge Menschen aufzuklären. Genau das | |
also, was Feministinnen seit Jahren fordern. | |
28 Sep 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sibel Schick | |
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