# taz.de -- Studie über Abtreibungen weltweit: Millionen Abtreibungen sind uns… | |
> Von den 56 Millionen jährlichen Abtreibungen weltweit ist knapp die | |
> Hälfte medizinisch unsicher. Eine WHO-Studie fordert deshalb die | |
> weltweite Legalisierung. | |
Bild: „Keine toten Frauen mehr – legale Abtreibung jetzt“: Demonstranten … | |
Genf dpa | Fast die Hälfte der jährlich knapp 56 Millionen Abtreibungen | |
weltweit wird [1][laut Weltgesundheitsorganisation WHO mit unsicheren | |
Methoden] durchgeführt. In 25,5 Millionen Fällen seien Frauen mit Praktiken | |
konfrontiert, die als fragwürdig oder gefährlich erachtet werden, heißt es | |
in einer Studie von WHO und dem amerikanischen Guttmacher-Institut [2][im | |
Fachblatt The Lancet]. | |
Fast jeder unsichere Schwangerschaftsabbruch wurde in Afrika, Asien und | |
Lateinamerika durchgeführt, insgesamt 97 Prozent. Prekär sei die Lage vor | |
allem in den 62 Ländern, die Abtreibungen verbieten oder nur zulassen, wenn | |
das Leben der Mutter in Gefahr ist. Dort fänden drei Viertel der Eingriffe | |
nicht mit sicheren Methoden statt. Wo die Gesetze liberaler sind, in 57 | |
Ländern, würden hingegen neun von zehn Abtreibungen nach den WHO-Standards | |
durchgeführt. | |
Die Studie unterscheidet zwischen problematischen („less safe“) und | |
gefährlichen („least safe“) Abtreibungen. In die erste Kategorie fallen | |
Eingriffe, die entweder von Laien oder aber von ausgebildetem Personal mit | |
überholten Methoden wie Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden. Gut | |
17 Millionen solcher Fälle gibt es laut der Studie weltweit. Sehr | |
gefährlich seien von Laien durchgeführte Abtreibungen mit eingeführten | |
Instrumenten, durch Einnahme von Ätzmitteln oder Kräutergebräu. In diese | |
Kategorie fallen acht Millionen Abbrüche. | |
Das Risiko schwerer Komplikationen sei bei medizinisch korrekten | |
Abtreibungen eigentlich sehr gering, so die Studie. Kaum Probleme gebe es | |
in Industrieländern, wo der Eingriff weitgehend legal sei und es eine gute | |
Gesundheitsversorgung gebe. In Westeuropa würden 6,5 Prozent der | |
Abtreibungen nicht nach besten Standards durchgeführt, in Osteuropa 14,2 | |
Prozent. Am schlimmsten sei die Lage in Afrika außerhalb von Südafrika. 75 | |
Prozent der Abtreibungen seien dort problematisch oder gefährlich. | |
Regierungen und Behörden müssten mehr tun, um ungewollte Schwangerschaften | |
und gefährliche Abtreibungen zu vermeiden, heißt es in der Studie. Zum | |
Beispiel, in dem sie junge Menschen sexuell aufklären, Familienplanung | |
anbieten, Verhütungsmethoden bereitstellen und Abtreibungen erlauben, so | |
dass diese von medizinischem Personal mit anerkannten Methoden durchgeführt | |
werden können. | |
Die Studienautoren betonen, dass es gerade in Ländern, in denen | |
Abtreibungen verboten sind, schwierig sei, zuverlässige Daten zu bekommen. | |
Viele Frauen trauten sich nicht, über das Thema zu reden. Trendaussagen | |
seien auch nicht möglich, weil die Unterscheidung in unsichere und | |
gefährliche Abtreibungen neu sei. | |
28 Sep 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/unsafe-abortions-worldwid… | |
[2] http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0104-6736(17)31794-4/f… | |
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