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# taz.de -- US-Abtreibungsgegner will Abtreibung: Pro Fremdbestimmung
> Ein Kongressabgeordneter fordert seine Geliebte zur Abtreibung auf. Das
> ist nicht nur ein Fall von Doppelmoral, sondern gleichzeitig konsequent.
Bild: Der republikanische Kongressabgeordnete Tim Murphy
Tim Murphy, der US-Kongressabgeordnete der republikanischen Partei in
Pennsylvania, ist bekennender Abtreibungsgegner. Nun habe er sich
entschieden, ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen, verkündete am
Donnerstag der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Er werde
zurücktreten und am Ende der Legislaturperiode nicht erneut antreten. Der
Grund: der Abtreibungsgegner forderte eine Abtreibung.
Kurz zuvor hatte die Pittsburg Post-Gazette eine Textnachricht von Shannon
Edwards, der Geliebten des US-Kongressabgeordneten, veröffentlicht, in der
sich der Widerspruch zwischen Murphys politischer Position und seinem
Umgang damit im Privaten offenbart: „Du hast null Probleme, deine Position
für ein Lebensrecht überall zu posten, genauso, wie du vergangene Woche
keine Probleme hattest, mich zur Abtreibung unseres ungeborenes Kindes
aufzufordern, als wir über die Optionen nachdachten.“
Nur wenige Tage zuvor hatte ein Gesetz das Abgeordnetenhaus passiert, das
die herrschenden Abtreibungsregeln verschärft und an dem Murphy nicht
unwesentlich mitgearbeitet hatte. Stolz betonte er, wie wichtig dieses
Gesetz für die Würde und den Wert des Lebens sei, und zwar des geborenen
wie des ungeborenen.
Am Ende war Edwards doch nicht schwanger. Doch der Vorfall zeigt deutlich
die Doppelstandards, die wohl nicht nur Murphys Handeln bestimmen:
Abtreibungen sind böse – solange man selbst keine braucht oder wünscht.
Eine Frau zu einer Abtreibung aufzufordern ist allerdings genau so
verwerflich, wie Abtreibungen zu verbieten. Denn es geht nur um eins: Das
Recht der Frau, selbst entscheiden zu können. Die Entscheidungsgewalt über
den eigenen Körper zu besitzen, statt dem Diktat irgendeines Mannes folgen
zu müssen.
Letztlich stellt Murphy nicht nur seine doppelten Standards unter Beweis,
sondern auch sein – leider weit verbreitetes – konsequentes Weltbild:
Murphy will auf politischer Ebene über die Körper von Frauen bestimmen. Im
Privaten tut er genau das selbe.
6 Oct 2017
## AUTOREN
Maria Rose
## TAGS
Abtreibungsgegner
Republikaner
Selbstbestimmung
Feminismus
Antifeminismus
Schwerpunkt Paragraf 219a
Schwerpunkt Abtreibung
Schwerpunkt Abtreibung
Schwerpunkt „Marsch für das Leben“
Lesestück Recherche und Reportage
USA
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