# taz.de -- Wegen psychischer Erkrankungen: Fehltage im Job steigen massiv an | |
> Arbeitnehmer fallen im Job immer häufiger und auch länger wegen | |
> psychischer Erkrankungen aus. Das ergeben Auswertungen verschiedener | |
> Krankenkassen. | |
Bild: Auch Auszubildende sind schon betroffen. Sie leiden unter Depressionen, A… | |
Düsseldorf/Berlin dpa/rtr | Wegen psychischer Krankheiten müssen | |
Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen immer häufiger zu Hause bleiben. Das | |
ergeben Erhebungen der Krankenkassen AOK, Techniker und DAK aus den Daten | |
ihrer Versicherten. Bei der Techniker (TK) hätten sich die Fehlzeiten | |
aufrund psychischer Leiden wie Depressionen in zehn Jahren verdoppelt, | |
teilte die Kasse am Donnerstag in Düsseldorf mit. | |
In NRW fehlte laut TK-Erhebung jede Erwerbsperson im vergangenen Jahr | |
durchschnittlich 15,5 Tage im Job – davon fast drei Tage wegen psychischer | |
Erkrankungen. Auch Auszubildende seien schon betroffen. Sie litten unter | |
Depressionen, Anpassungs- und Belastungsstörungen. „Diese Entwicklung zeigt | |
klar auf, dass sich Krankenkassen und Betriebe mehr um die Gesundheit ihrer | |
Arbeitnehmer – besonders um die der Jüngsten kümmern müssen“, erklärte … | |
Leiter der TK-Landesvertretung NRW, Günter van Aalst. | |
Bei der DAK sank die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen im | |
vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren zwar leicht auf 270 je 100 | |
Versicherte. Das waren aber immer noch doppelt so viele Fehltage wie 2006. | |
Damit bestätigen beide Krankenkassen den Trend, den auch der | |
AOK-Bundesverband in seinem Fehlzeiten-Report 2017 des Wissenschaftlichen | |
Instituts der AOK (WIdO) feststellt. Laut AOK ist der Arbeitsausfall durch | |
psychische Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren mit 79,3 Prozent | |
überproportional stark gestiegen. Psychische Krankheiten führen dem Bericht | |
zufolge zu langen Ausfallzeiten: Mit 25,7 Tagen je Fall dauern sie mehr als | |
doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 11,7 Tagen je Fall. | |
Ausgewertet wurden die Krankschreibungen der knapp 12,5 Millionen | |
erwerbstätigen Mitglieder der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Aufgrund | |
von Rückgängen in anderen Bereichen ist der Krankenstand im Jahr 2016 mit | |
5,3 Prozent insgesamt gleich geblieben. Damit hat jeder Beschäftigte im | |
Schnitt 19,4 Tage auf Grundlage einer ärztlichen Krankschreibung im Betrieb | |
gefehlt. Mehr als ein Fünftel der Fehlzeiten gingen auf Muskel- und | |
Skeletterkrankungen (22,9 Prozent) zurück, danach folgten | |
Atemwegserkrankungen, Verletzungen und psychische Störungen. | |
Eine Befragung von 2.000 Beschäftigten ergab darüber hinaus, dass etwa die | |
Hälfte der Erwerbstätigen in den vergangenen fünf Jahren von einem | |
kritischen Lebensereignis betroffen war. Die Folgen seien für die | |
Beschäftigten und Arbeitgeber gravierend, sagte WiDo-Experte Helmut | |
Schröder. Viele Unternehmen reagierten darauf und böten ihren Mitarbeitern | |
Unterstützung an. Vor allem bei kleinen Firmen bestehe aber Nachholbedarf, | |
erläutere AOK-Verbandschef Martin Litsch. | |
Am häufigsten kommen der Umfrage zufolge eine schwere Erkrankung von | |
Angehörigen, Konflikte im privaten Umfeld und finanzielle Probleme vor. Mit | |
zunehmendem Alter steige der Anteil der Betroffenen an: Etwas mehr als ein | |
Drittel der Beschäftigten unter 30 (37,6 Prozent) berichteten über | |
kritische Lebensereignisse, bei den 50- bis 65-Jährigen sind es fast zwei | |
Drittel (64,7 Prozent). Jüngere Erwerbstätige berichten neben privaten | |
Konflikten vor allem über finanzielle oder soziale Probleme, während bei | |
Älteren eine eigene Krankheit, Altern oder der Tod des Partners eine | |
größere Rolle spielten. | |
14 Sep 2017 | |
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