| # taz.de -- Hörbuch von und mit YouTuber LeFloid: Es gibt nicht nur Schwarz un… | |
| > Anschaulich erklärt LeFloid Geschichte und Abläufe unserer Demokratie. | |
| > Die Hörer sollen ihre „Ärsche bewegen und zur Wahl gehen“. | |
| Bild: LeFloid im Jahr 2015. Damals interviewte er Kanzlerin Angela Merkel | |
| Wenn ein CSU-Kommunalpolitiker in einem oberbayerischen Bierzelt einem | |
| empörten Bürger sagt: „Da kann man nichts machen, das ist halt die | |
| Demokratie“, lässt er außer acht, dass er damit unsere Staatsform | |
| diskreditiert. Denn er impliziert, dass sie ein zu ertragendes Übel ist. | |
| Na, könnte man das ironisch abtun, nach 60 Jahren Alleinherrschaft verliert | |
| man vielleicht ein paar Dinge aus dem Blick. Die zerstörerische Sprengkraft | |
| von Stammtischpolitik ist trotz ihrer Belanglosigkeit enorm. | |
| Dinge, die einem vertraut sind, werden in der Regel mehr geschätzt (Gott | |
| bewahre, hier soll natürlich nicht behauptet werden, besagter Politiker | |
| wüsste nicht, wovon er spricht). Das findet auch [1][LeFloid, alias Florian | |
| Mundt, der auf mehreren YouTube-Kanälen] Themen kommentiert, die | |
| Jugendliche betreffen und gerade in der medialen Manege ihre Kreise ziehen. | |
| Millionen von Jugendlichen gefällt das. | |
| In „Wie geht eigentlich Demokratie“ nimmt sich der 29-jährige | |
| Psychologiestudent die Funktionsweise unseres politischen Systems vor. Die | |
| anfängliche ostentative Flapsigkeit verhallt glücklicherweise schnell, der | |
| als Synchronstimme von Vin Diesel bekannte Martin Kessler erklärt die | |
| Fakten. Dabei gelingt es ihm, zwischen hollywoodesker Coolness und | |
| Sachlichkeit ein gutes Maß zu finden. LeFloid untermauert die Hardfacts in | |
| gewitztem Duktus mit Beispielen aus der aktuellen Weltpolitik – was das | |
| Hören heute sehr interessant macht, die Halbwertszeit des Hörbuchs | |
| allerdings verkürzt. | |
| Zunächst gibt er einen Abriss über die Geschichte der Demokratie in | |
| Deutschland, beginnt mit der DDR und zieht dann die Kreise bis zur Weimarer | |
| Republik und in die Gegenwart. Diese nichtlineare Erzählstruktur innerhalb | |
| der Themenkomplexe, etwa auch beim Thema EU, macht das Hörbuch lebendig und | |
| lädt zum aktiven Zuhören ein. | |
| ## Fakten und Meinung | |
| Nachdem Grundgesetz, Rechtsstaat, Sozialstaat und Bundesstaat eingeführt | |
| sind – verwendete Fremdwörter werden kurz umschrieben –, erläutert LeFloid | |
| Funktionen und Tätigkeitsfelder von Bundestag bis Verfassungsgericht, | |
| bringt Gesetzgebung und Rechtsprechung mit Regierungshandeln in | |
| Zusammenhang. Wiederholt verweist er auf aktuelle undemokratische | |
| Vorgehensweisen demokratisch gewählter Staatschefs wie Erdoğan und Trump. | |
| Beim Thema Rente erwähnt er den „nicht mehr funktionierenden | |
| Generationenvertrag“, belässt es aber bei der Phrase, dass die „junge | |
| Generation die Zeche zahlen muss, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert | |
| wird“. Bildungsföderalismus oder Auslandseinsätze dagegen werden nicht nur | |
| erläutert. Pro- und Contra-Listen veranschaulichen – durch einen | |
| akustischen Peitschenhieb strukturiert – das Wohl und Wehe der Demokratie: | |
| Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, ein für alle tragbarer Kompromiss ist | |
| Teil der Lösung. | |
| Bei der Diskussion über Volksabstimmungen nutzt LeFloid in einem Einschub | |
| über Populismus die Gelegenheit, auf den Unterschied zwischen Fakten und | |
| Meinung hinzuweisen – ein gerade in seinem Metier virulentes Thema. LeFloid | |
| erweitert das Kernthema um Themenfelder wie Politik als Beruf, Parteien, | |
| Medien, soziales Engagement oder Zivilgesellschaft, was für Interessierte | |
| Ausgangspunkt für eigene Recherchen sein könnte. Dass er sich das erhofft, | |
| macht eine Liste ausgesuchter Links wie etwa dem zur Bundeszentrale für | |
| politische Bildung deutlich. | |
| In einem flammenden Plädoyer fordert LeFloid seine Hörer*innen auf, „ihre | |
| Ärsche zu bewegen“ und zur Wahl zu gehen. Denn wenn sie es nicht täten, | |
| seien sie moralisch sogar NPD-Wähler*innen unterlegen. Mit diesem Statement | |
| verlängert er die Halbwertszeit von „Wie geht eigentlich Demokratie?“ | |
| allerdings enorm. | |
| 23 Sep 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.youtube.com/user/LeFloid | |
| ## AUTOREN | |
| Sylvia Prahl | |
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