| # taz.de -- Das Merkel-Interview im Überblick: Grüne, Einwanderung und #FreeD… | |
| > Dass die Kanzlerin ausgiebig über die Grünen spricht, ist allein schon | |
| > eine Aussage. Weitere Themen: Flüchtlinge, Diesel und der Sudan. | |
| Bild: Angela Merkel im Gespräch mit taz-Chefredakteur Georg Löwisch und Parla… | |
| Die Grünen: Konkret nach Koalitionen zu fragen, ist bei Angela Merkel wie | |
| bei den vielen Politikern im Bundestagswahlkampf aussichtslos. Alle | |
| Optionen bis auf eine Zusammenarbeit mit der Linken und der AfD sind für | |
| die CDU möglich. Aber: Merkel spricht [1][in ihrem ersten taz-Interview als | |
| Kanzlerin] so viel über die Grünen wie noch nie in der letzten Zeit. Ihr | |
| scheine es wichtig, sagt Merkel zum Beispiel, dass die Grünen sich immer | |
| wieder neue Themen erarbeiteten, weil sich Themen wie die Atomkraft | |
| weitgehend erledigt hätten. | |
| „Ich stelle mir vor, dass die humane Gestaltung der Globalisierung auch für | |
| die Grünen ein spannendes Thema sein kann.“ Die Globalisierung nennt die | |
| Bundeskanzlerin an anderer Stelle eine ihrer eigenen Prioritäten: „Mir ist | |
| die menschliche Gestaltung der Globalisierung wichtig, ebenso wie das Thema | |
| Nachhaltigkeit, also Generationengerechtigkeit, nachhaltige Finanzen und | |
| Ressourcenverbrauch.“Zudem analysiert Merkel das Grundverständnis der | |
| beiden Parteien und klopft sie auf schwarz-grüne Unterschiede und | |
| Gemeinsamkeiten ab: Beim behutsamen Umgang mit der Schöpfung „sehe ich | |
| große Nähe zu meinen Überzeugungen in der CDU. Und dennoch gibt es auch | |
| eine sehr starke Staatskritik, die wir in der CDU und ich persönlich | |
| überhaupt nicht teilen.“ Auch in anderen Themenblöcken des Interviews – | |
| etwa wenn es um Abschiebungen von Flüchtlingen oder ihr Verhältnis zur | |
| Automobilindustrie geht – kommt die Kanzlerin auf die Grünen zu sprechen. | |
| Sie hat Autobosse in den vergangenen Jahren ins Kanzleramt eingeladen? | |
| „Herr Zetsche war auch schon auf dem Grünen-Parteitag.“ | |
| Die Flüchtlingsdebatte: Im Rückblick äußert sich Angela Merkel zu ihrem | |
| drastischsten Satz in der Flüchtlingsdebatte. Am 15. September 2015 sagte | |
| sie auf einer Pressekonferenz auf die Frage, ob sie Flüchtlinge zum Kommen | |
| nach Deutschland animiert habe: „Wenn wir jetzt anfangen, uns noch | |
| entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches | |
| Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.“ Sie habe sich den Satz nicht | |
| vorher zurecht gelegt. „Das war spontan. Es kam aus meinem Innersten. Weil | |
| das meine Überzeugung ist.“Die taz konfrontiert die Kanzerlin damit, dass | |
| sie heute mit Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik nicht gerade ein | |
| freundliches Gesicht zeige: Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär | |
| Schutzberechtigte, vor allem Syrer. Die Möglichkeit, psychisch Kranke | |
| abzuschieben. Abschiebungen ohne Ankündigung, Abschiebungen nach | |
| Afghanistan. Immer noch ihr Land? „Ja, dies ist mein Land, denn wir geben | |
| jedem, der in Deutschland um Asyl bittet, die Chance einen Antrag zu | |
| stellen, und wir schaffen bessere Lebensbedingungen vor Ort, in dem wir | |
| Fluchtursachen bekämpfen. Zugleich müssen wir auch deutlich machen, dass es | |
| Regeln gibt.“ | |
| Der Sudan: Auch die Kooperation von EU und Deutschland mit afrikanischen | |
| Staaten rechtfertigt Merkel, sogar was die Zusammenarbeit mit dem Sudan | |
| betrifft. Gegen dessen Präsident Umar al-Baschir hat der Internationalen | |
| Strafgerichtshof einen Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen und Völkermord in | |
| der Konfliktregion Darfur erlassen. Dennoch hat die EU kürzlich über 100 | |
| Millionen Euro für Projekte im Sudan bereitgestellt. Fluchtbewegungen aus | |
| Ländern wie Äthiopien, Eritrea oder Somalia in Richtung Mittelmeer sollen | |
| so eingeschränkt werden. Die halbstaatliche Deutsche Gesellschaft für | |
| Internationale Zusammenarbeit (GIZ) soll Grenzschützer trainieren. | |
| „Wir legitimieren natürlich überhaupt nicht das Regime im Sudan. Wir | |
| gehören zu denen, die den dortigen Präsidenten al-Baschir boykottieren“, | |
| sagt Merkel. Sie nennt Sudan allerdings „ein Schlüsselland“. Es solle | |
| beispielsweise erreicht werden, dass Beamte des Grenzmanagements | |
| Schutzbedürftige, also zum Beispiel Betroffene des Menschenhandels, | |
| erkennen und sie unter Beachtung aller internationalen Standards an die | |
| zuständigen staatlichen oder zivilgesellschaftlichen Stellen | |
| weitervermitteln. „Dabei prüfen wir sehr sorgfältig, mit wem wir | |
| zusammenarbeiten.“ | |
| Die Einwanderung: Merkel stellt in dem Interview in Aussicht, in einer | |
| vierten Amtszeit legale Einwanderung aus Afrika zu ermöglichen. „Ich kann | |
| mir sehr gut vorstellen, dass wir mit afrikanischen Ländern Kontingente | |
| vereinbaren, wonach eine bestimmte Anzahl von Menschen hier studieren oder | |
| arbeiten kann.“ Dies würde Anreize für legale Wege schaffen. „Nur zu sage… | |
| Illegalität geht nicht und gar nichts anzubieten, ist falsch.“ | |
| Die Kanzlerin unterscheidet zwischen Flüchtlingen und Einwanderern aus | |
| wirtschaflichen Gründen. „Flüchtlingen, die nach Deutschland gekommen sind, | |
| müssen wir Schutz vor Krieg und politischer Verfolgung gewähren. Bei | |
| Menschen, die zu uns aus wirtschaftlichen Gründen kommen wollen, geht es | |
| natürlich darum, dass diejenigen kommen, die wir brauchen, Pflegekräfte | |
| beispielsweise.“ | |
| Die Fahrverbote: Im Streit um die Diesel-Autos hält Angela Merkel die | |
| Ergebnisse des Gipfels von Politik und Wirtschaft vor vier Wochen nur für | |
| einen Anfang. Es sei unbestritten, dass mit dem reinen Software-Update die | |
| Grenzwerte nicht eingehalten würden. Um Fahrverbote abzuwenden, gebe es | |
| zwei weitere Bausteine. „Das eine sind die Umtauschprämien, die ja gerade | |
| erst angelaufen sind, es ist also noch offen, wie viele Menschen davon | |
| Gebrauch machen und was das für die Emissionen bedeutet. Der zweite ist die | |
| Frage, was man im Verkehrsmanagement der Städte noch verändern kann, zum | |
| Beispiel über den öffentlichen Personennahverkehr.“ | |
| Merkel will nun den Fokus auf die stark belasteten Kommunen legen. „Ich | |
| will, dass wir gerade aus diesen Städten die fortschrittlichsten machen, | |
| was Mobilität anbelangt, Städte mit intelligenten Lösungen für die neuen | |
| Mobilitätsbedürfnisse. Arbeitgeber könnten zum Beispiel mehr Ladestellen | |
| für E-Mobilität einrichten oder man könnte das verstärkt in Parkhäusern | |
| anbieten.“ | |
| Die Deutschen in türkischer Haft: Die Kanzlerin wünscht sich nach eigenen | |
| Worten nichts so sehr wie die Freilassung von Deniz Yücel. Der | |
| Welt-Korrespondent und ehemalige taz-Redakteur ist seit dem 14. Februar in | |
| der Türkei inhaftiert. Vielfältige Bemühungen um seine Freilassung waren | |
| bisher erfolglos. „All das hat leider bisher noch nicht zur Freilassung | |
| Ihres Kollegen geführt, aber nichts würde ich mir mehr wünschen als das.“ | |
| Merkel sagte, sie sorge sich auch um die deutsche Journalistin Meşale Tolu, | |
| den Menschenrechtsaktivisten Peter Steudtner und die anderen Inhaftierten. | |
| Die Bundesregierung gehe nun „weit restriktiver an wirtschaftliche Kontakte | |
| heran.“ | |
| Das gesamte taz-Interview mit der Bundeskanzlerin lesen Sie [2][hier]. | |
| 28 Aug 2017 | |
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| Georg Löwisch | |
| Anja Maier | |
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