# taz.de -- Neuwahl in Niedersachsen beschlossen: Einstieg in den Wahlkampf | |
> Alle Parteien haben sich im niedersächsischen Landtag für Neuwahlen | |
> ausgesprochen. Zugleich überzogen beide Lager sich mit wüsten | |
> Anschuldigungen. | |
Bild: Selbstauflösung beschlossen: Niedersachsens Landtag am Donnerstag | |
Hannover dpa | In der Regierungskrise in Niedersachsen sind die Weichen für | |
eine vorgezogene Wahl gestellt. Der Landtag in Hannover hat am Donnerstag | |
in einer von wechselseitigen Anschuldigungen geprägten Sondersitzung über | |
seine Auflösung beraten, über die am 21. August abgestimmt werden soll. | |
Alle Parteien sprachen sich für eine schnelle Neuwahl aus, diese ist am 15. | |
Oktober geplant. | |
Die Abgeordnete Elke Twesten, die mit ihrem überraschenden Wechsel von den | |
Grünen zur CDU am vergangenen Freitag die Regierungskrise ausgelöst hatte, | |
nahm erstmals in den CDU-Rängen an einer Landtagssitzung teil. Mit Twestens | |
Wechsel hatte Rot-Grün seine Ein-Stimmen-Mehrheit verloren. | |
Beide Landtagslager nutzten die Debatte über die Auflösung zugleich zu | |
einem Einstieg in den Wahlkampf. Die Landesregierung sei ungeachtet des | |
Wechsels von Twesten gescheitert, sagte CDU-Fraktionschef Björn Thümler. | |
„Tatsache ist: Diese rot-grüne Landesregierung war lange vor dem schwarzen | |
Freitag ins Straucheln geraten.“ Der Landesregierung warf er Versäumnisse | |
in der Bildungs- und Sicherheitspolitik vor. | |
Die SPD-Fraktionschefin Johanne Modder sagte an die Adresse von Twesten: | |
„Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim. Ihre Verhaltensweise ist | |
legal, aber sie hat keine moralische Rechtfertigung.“ Twesten habe der | |
Demokratie schweren Schaden zugefügt. „Über Mehrheiten sollen Wähler | |
entscheiden und nicht einzelne, persönlich enttäusche Abgeordnete“, sagte | |
Modder weiter. Der Regierung stellte Modder ein gutes Zeugnis aus. „Die | |
Regierungsmehrheit stand seit 2013 stabil und geschlossen.“ | |
## FDP spricht von einer „Mitleidsnummer“ | |
Der überraschende Wechsel von Twesten habe dem Ansehen des Landtags | |
geschadet, sagte Grünen-Fraktionschefin Anja Piel. „Es wäre glaubwürdiger | |
gewesen, wenn Sie ihr Mandat niedergelegt hätten und für einen Nachrücker | |
Platz gemacht hätten. Nicht mir zuliebe und auch nicht uns zuliebe, sondern | |
dem Ruf der parlamentarischen Demokratie in Niedersachsen zuliebe.“ | |
Die FDP bezeichnete die Kritik von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an | |
Twesten als „Mitleidsnummer“. „Herr Ministerpräsident, Sie sind an sich | |
selbst gescheitert und nicht an Elke Twesten“, sagte FDP-Landeschef Stefan | |
Birkner am Donnerstag im Landtag. Von Anfang an sei die rot-grüne Regierung | |
von Chaos, Versagen und Genossenfilz geprägt gewesen. | |
Als eine inszenierte Wahlkampfkampagne bezeichnete Ministerpräsident Weil | |
indes die am Wochenende unmittelbar nach Beginn der Regierungskrise gegen | |
ihn erhobenen Vorwürfe im VW-Dieselskandal. Danach ließ Weil eine | |
Regierungserklärung zur VW-Affäre im Oktober 2015 vorab an den Autokonzern | |
geben. Anschließend gab es geringfügige Anpassungen im Text. „Die | |
Landesregierung hat sich völlig korrekt verhalten, aber völlig“, betonte | |
er. | |
Es sei in der Krise darum gegangen, Schaden vom Land abzuhalten. „Es gibt | |
nichts zu beanstanden.“ Vielmehr schade der Wirbel um die Abstimmung | |
zwischen Landesregierung und VW Niedersachsen massiv, weil nun erneut eine | |
Diskussion um die Landesbeteiligung an dem Autobauer losgetreten worden | |
sei. | |
10 Aug 2017 | |
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Stephan Weil | |
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