# taz.de -- Taliban-Angriff in Afghanistan: Familien getrennt und erschossen | |
> Bei dem Angriff starben mindestens 36 Menschen. Ob die Taliban und der | |
> „IS“ dabei gemeinsam vorgegangen sind, ist unklar. | |
Bild: Am Tatort nach dem Angriff | |
BERLIN taz | Die Vereinten Nationen haben bestätigt, dass Aufständische in | |
der nordafghanischen Provinz Sar-i Pul Anfang August ein Massaker verübt | |
haben. In der Talschaft Mirsa Olang starben einem Bericht zufolge, der am | |
Sonntag in Kabul vorgelegt wurde, binnen dreier Tage mindestens 36 | |
Menschen. Mindestens die Hälfte von ihnen waren Zivilisten: eine Frau, vier | |
Jungen im Teenageralter sowie 13 Männer von über 60 Jahren. Afghanische | |
Behörden sprachen ursprünglich von mehr als 50 Toten und 25 Verschleppten. | |
Die Taliban behaupteten, sie hätten nur gegnerische Kämpfer getötet. | |
Ein Teil der Getöteten gehört zu den sogenannten Volksaufstandskräften, | |
einer regierungstreuen Miliz. Sie hatten zuvor tagelang Widerstand | |
geleistet, waren dann von ihren Ältesten aber zur Flucht überredet worden. | |
Viele Opfer starben am 5. August, als die Angreifer die Flüchtigen mit | |
ihren Familien stoppten, Männer von Frauen und Kindern trennten und sie | |
dann erschossen. Damit, so die UNO, hätten sich die Opfer hors de combat | |
befunden. Das bezeichnet im humanitären Völkerrecht Angehörige bewaffneter | |
Kräfte, die sich akut nicht am Kampf beteiligen oder in der Gewalt ihrer | |
Feinde befinden. | |
Für Berichte über Enthauptungen, Entführungen von Frauen und sexuelle | |
Gewalt fand die UNO keine Beweise. Es gebe auch keine Anhaltspunkte, dass | |
der Angriff aus einer „konfessionellen oder ethnischen Motivation heraus“ | |
erfolgt sei. Die „ethnische Dimension“ der Morde müsse weiter untersucht | |
werden. Bei den Angreifern handelte es sich um sunnitische Aimaq, die Opfer | |
gehören zur schiitischen Minderheit der Hasara. | |
Nach dem Massaker waren in Afghanistan Berichte der Behörden heftig | |
diskutiert worden, dass dabei Kämpfer der verfeindeten Taliban und des | |
Islamischen Staates erstmals gemeinsame Sache gemacht hätten. Die UNO kommt | |
dazu aber zu keinem abschließenden Urteil. Ein beteiligter Kommandeur, | |
Kampfname Ghasanfar, habe sich nach lokalen Informationen zum IS bekannt. | |
Nach taz-Informationen hatte er Fühler zu Gleichgesinnten in einer | |
Nachbarprovinz ausgestreckt, sich nach seiner Rückkehr aber wieder den | |
Taliban unterstellt. Auch diese behaupten, er hätte in Mirsa Olang in ihrem | |
Namen gekämpft. Diese Aussage fällt auf sie zurück, denn Ghasanfar steckt | |
hinter den meisten der untersuchten Morde. | |
Unterdessen eroberten am Montag die Taliban mit Chamab in der Nordprovinz | |
Dschausdschan ein weiteres Distriktzentrum und belagern dort drei weitere. | |
In Gomal im Südosten erlitten sie nach 18-tägigen Kämpfen eine schwere | |
Niederlage. Seit Donnerstag wurde in mindestens 14 weiteren Provinzen | |
gekämpft. | |
21 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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