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# taz.de -- Bildung in Afghanistan: Schule nur für jedes dritte Mädchen
> Ein Bericht kritisiert die desolate Bildungssituation für Mädchen in
> Afghanistan. Bisherige Errungenschaften drohen verloren zu gehen.
Bild: Afghanische Mädchen im Schulunterricht in 2011 in Kabul
BERLIN taz | Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) räumt
jetzt mit einem Mythos der internationalen Intervention in Afghanistan auf:
der „Befreiung“ der Frauen. Denn auch 16 Jahre nach dem Sturz der
radikalislamischen Taliban, die den Schulbesuch von Mädchen stark
eingeschränkt hatten, gehen heute nur etwa ein Drittel der afghanischen
Mädchen zur Schule, heißt es in einem am Dienstag in Kabul veröffentlichten
[1][HRW-Bericht].
Dass die Taliban Mädchen aus angeblich religiösen Gründen Bildung
vorenthielten, war stets ein wichtiges Argument der internationalen
militärischen wie zivilen Intervention. Das Versprechen lautete: Bildung
für alle Mädchen und Frauen.
Doch trotz der seit Ende 2011 an den Hindukusch geflossenen Hunderten
Milliarden Dollar ist die Bilanz der Arbeit der Regierung in Kabul und der
internationalen Helfer im Bildungssektor laut dem Bericht ernüchternd.
Zwar gingen heute „Millionen mehr Mädchen zur Schule“ als unter den
Taliban. Aber es gelang bei Weitem nicht, allen Mädchen den Zugang zu
Bildung zu ermöglichen. Nie seien es mehr als 50 Prozent gewesen.
## Nur 37 Prozent der Mädchen können lesen
Und von den 3,5 Millionen Kindern, die heute nicht zur Schule gingen, seien
85 Prozent weiblich. „Nur 37 Prozent der jugendlichen Mädchen können lesen
gegenüber 66 Prozent der Jungen“, heißt es im Bericht.
„Unsicherheit, Armut und Vertreibung drängen viele Mädchen aus den
Schulen“, sagt HRW-Frauenrechtsdirektorin Liesel Gerntholz. Und nicht
einmal 20 Prozent der Lehrkräfte seien weiblich. Das sei eine große Hürde
für die Mädchen, deren Eltern sich weigerten, ihre Töchter überhaupt von
Männern unterrichten zu lassen.
Andere Probleme seien der Mangel an Schulgebäuden samt Toiletten, aber auch
die Sitte, minderjährige Mädchen zu verheiraten und damit den Schulbesuch
zu beenden.
## Krieg verhindert Schulbesuch
Offiziell gilt in Afghanistan eine Schulpflicht bis zum 14. Lebensjahr.
Doch trotz kostenlosen Unterrichts verhinderten auch die verbreitete Armut
– Kinder werden als Arbeitskräfte gebraucht – wie auch kriegsbedingte
Flucht und Vertreibung einen Schulbesuch. Die Taliban und andere
Aufständische kontrollieren heute bis zu 40 Prozent des afghanischen
Territoriums.
Laut HRW gebe es wie schon zu Zeiten der Taliban auch wieder Versuche von
Hilfsorganisationen, Mädchen informell in Privatwohnungen zu unterrichten.
Dies sei aber nicht mit dem staatlichen Schulsektor koordiniert. Zudem gebe
es dabei Finanzierungsprobleme.
18 Oct 2017
## LINKS
[1] https://www.hrw.org/news/2017/10/17/afghanistan-girls-struggle-education
## AUTOREN
Sven Hansen
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