# taz.de -- Kommentar Regierung zu Afghanistan: Analyse aus Eigennutz | |
> Der neue Afghanistanbericht stilisiert Ausländer zu den größten Opfern | |
> des Krieges. Zumindest erodiert die Mär von sicheren Gegenden im Land. | |
Bild: Sind Diplomaten wirklich das größte Opfer der Taliban? Deutsche Botscha… | |
Selbstreferenziell und inhaltlich teilweise äußerst bedenklich ist [1][der | |
neue Afghanistanbericht des Auswärtigen Amts]. Selbstreferenziell, weil man | |
sich selbst – Militär und Diplomaten und dann erst alle Afghanen – zu | |
Hauptzielen im Krieg stilisiert. Klar, die Taliban wollen die meisten | |
Westler raus aus dem Land haben und greifen sie an und entführen. Sie | |
wissen, wie Öffentlichkeit im Westen funktioniert. | |
Nur, seit dem Ende der Isaf-Mission kommen kaum noch westliche Soldaten | |
um. Deutschland hatte bloß Pech, dass seine zentral gelegenen, großen | |
Vertretungen in Kabul und Masar-i-Scharif Anschlagsziele abgaben. | |
Die Angriffe und Anschläge der Aufständischen treffen vor allem Afghanen, | |
denn sie sollen auch deren Moral untergraben. Dabei hilft den Taliban die | |
zerstrittene, immer noch korrupte und – in all ihren Fraktionen – zunehmend | |
ethnozentrisch agierende Regierung. (Da hat der Bericht mal recht.) Die | |
Taliban wissen: Militärisch können sie kaum gewinnen, aber es ist möglich, | |
einen Zusammenbruch zu provozieren. | |
Der Bericht enthält zwei tendenziell positive Aspekte: Die Mär angeblicher | |
Binnenfluchtalternativen (statt nach Deutschland könne man nach Kabul oder | |
Masar-i-Scharif fliehen) erodiert langsam; und bis Oktober wird erst einmal | |
nicht abgeschoben – von Straftätern und Ähnlichen abgesehen. Das ist eine | |
Verschnaufpause für viele, aber auch nicht mehr. | |
Größtenteils aber kollidiert der Bericht nicht nur mit der Realität, | |
sondern auch mit Einschätzungen der UNO, die die Autoren eigentlich als | |
Quelle verwendet haben wollen. Zur Lage in den Provinzen offenbart er grobe | |
Kenntnislücken. Zudem machen sich die Autoren unkritisch die | |
Selbstdarstellung der Taliban zu eigen. Indirekt insinuieren sie, man könne | |
sich als Afghane mit ihrer Herrschaft arrangieren, dann müsse man auch | |
nicht aus dem Land fliehen. Auch das ist selbstreferenziell. | |
14 Aug 2017 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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