# taz.de -- „Toilettenvertrag“ sorgt für Wirbel: Berlin kackt daneben | |
> Dem bisherigen Betreiber der öffentlichen Toiletten hat der Senat den | |
> Vertrag nicht verlängert und sich viel Kritik eingehandelt. Jetzt stellt | |
> er sein neues Konzept vor. | |
Bild: Haben einen guten Ruf, müssen aber wohl weichen: die bisherigen City-Toi… | |
Wer ab Anfang 2019 in der Stadt unterwegs ist und mal schnell aufs Klo | |
muss, bekommt erst einmal weniger Service fürs gleiche Geld. Statt der | |
City-Toiletten der Firma Wall müssen zunächst provisorische Toiletten | |
aufgesucht werden. Die aber kosten genauso 50 Cent wie die Nutzung einer | |
der 252 Toiletten von Wall. | |
Klingt nach Kollateralschaden, der auch in die Hose gehen könnte, ist aber | |
politisch gewollt. Bereits 2016 hatte der damalige Umweltsenator Andreas | |
Geisel (SPD) angekündigt, den sogenannten „Toilettenvertrag“ des Senats mit | |
Wall kündigen zu wollen. Bisher ist es so, dass Wall öffentliche Toiletten | |
betreibt, ohne dass das Land dafür einen Cent zahlen muss. | |
Im Gegenzug bekam die Firma landeseigene Flächen für die Außenwerbung in | |
Berlin. Wie hoch die Einnahmen der Billboards und Poster-Vitrinen sind, hat | |
Wall nie verraten. Schon aus „kartellrechtlichen Gründen“, erklärte am | |
Dienstag Geisels Nachfolgerin Regine Günther (parteilos, für Grüne) habe | |
man den Vertrag mit Wall nicht verlängern können. Der gilt seit 25 Jahren | |
und läuft noch bis Ende 2018. | |
Bis dahin werden noch keine neuen Toiletten zur Verfügung stehen. Zwar hat | |
der Senat am Dienstag das von Günther vorgelegte Toilettenkonzept | |
beschlossen. Doch erst nach der Sommerpause soll die Ausschreibung für die | |
neuen Toiletten beginnen. Bis Anfang 2018 soll ein Betreiber gefunden | |
sein. Der aber muss die neuen Örtchen erst noch bauen lassen. | |
## Es soll „keine Lücken“ geben | |
Deshalb also die Interimstoiletten, deren Betrieb ebenfalls ausgeschrieben | |
werden muss. Sie werden dann ab 2019 neben die alten Wall-Toiletten | |
gestellt werden, die peu à peu abgebaut werden müssen. | |
Immerhin versicherte Günther, dass alle Standorte weiterbetrieben werden | |
sollen, und es somit „keine Lücken“ geben werde. Vor allem | |
Behindertenverbände hatten die Kündigung des Vertrags mit Wall kritisiert. | |
Ihnen versicherte die Grünen-Politikerin, dass Rollstuhlfahrer auch | |
weiterhin umsonst die Toiletten nutzen könnten. | |
Mittel- und langfristig könnte sich die Situation für die Berlinerinnen und | |
Berliner wie auch für Touristen sogar verbessern. Denn nach einer ersten | |
Phase, die bis 2020 dauert und in der 257 Toiletten aufgestellt werden, | |
soll deren Zahl bis 2022 auf 366 wachsen. Dann kommen auch Standorte hinzu, | |
die von den Bezirksämtern und Behindertenvertretungen vorgeschlagen wurden. | |
Nach einer Evaluation soll schließlich eine Erhöhung der Standorte auf 447 | |
geprüft werden. Der neue Vertrag soll eine Laufzeit von 15 Jahren haben. | |
Die Wall GmbH bedauerte die Pläne. „Wir hätten das bisherige Modell gerne | |
weitergeführt“, sagte ein Sprecher der dpa. Das Unternehmen wolle das neue | |
Konzept nun eingehend prüfen und dann über weitere Schritte beraten. Die | |
oppositionelle CDU kritisierte, der Senat wolle trotz aller Warnungen von | |
Fachleuten „mit dem Kopf durch die Wand“. | |
1 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
Toilette | |
Klo-Affäre | |
Hans Wall | |
Toilette | |
Toilette | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Tegeler See | |
Spanien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Außenwerbeverträge: Der Duft des Geldes | |
Künftig verdient das Land Berlin wieder Geld mit der Vermarktung von | |
Werbeflächen im öffentlichen Raum – und wie es aussieht, sogar ziemlich | |
gut. | |
Trockenklos für Berlin: Gespült wird nicht | |
Die Firma EcoToiletten baut Kompostklos ohne Wasseranschluss. Das neue | |
Toilettenkonzept des Senats hätte ihre große Chance sein können. | |
Kolumne Liebeserklärung: Kampf der Kackkulturen | |
In Köln wird ein Hockklo installiert und besorgte Bürger sehen das | |
Abendland in Fäkalien versinken. Dabei sind deutsche Sitzklos scheiße. | |
Regen ohne Ende: Die Natur schlägt zurück | |
Vor 20 Jahren erreichte das Oderhochwasser seinen Höhepunkt. Dieses Jahr | |
versinkt Berlin im Regen. Was hat beides miteinander zu tun? | |
Wasserqualität in Berliner Seen: Der Dreck ist weggespült | |
Nach den Sintfluten vergangene Woche waren viele Seen zu dreckig zum | |
Schwimmen. Jetzt darf wieder gebadet werden – fast überall. | |
Wasserumleitungen in Spanien: Der Tajo wird ausgeplündert | |
Der Fluss dümpelt vor sich hin und veralgt zusehends. Denn für die Bauern | |
lassen die Behörden Wasser aus den Stauseen am Oberlauf abzapfen. |