| # taz.de -- Neue Außenwerbeverträge: Der Duft des Geldes | |
| > Künftig verdient das Land Berlin wieder Geld mit der Vermarktung von | |
| > Werbeflächen im öffentlichen Raum – und wie es aussieht, sogar ziemlich | |
| > gut. | |
| Bild: Okay, es gibt durchaus sinnvolle Werbung – und auch an der verdient das… | |
| Dass Geld nicht stinkt, ist eine uralte Weisheit. Manch einem stinkt es | |
| aber auch, dass kein Geld fließt. So etwa dem Senat, der sich 2016 nach | |
| einem Vierteljahrhundert Kooperation mit der Firma Wall entschied, den | |
| Koppelvertrag auslaufen zu lassen, der Wall verpflichtete, öffentliche Klos | |
| zu betreiben, und dem Unternehmen im Gegenzug erlaubte, in der ganzen Stadt | |
| Werbeflächen nach Gusto zu vermarkten. Für Wall soll es ein ausgezeichnetes | |
| Geschäft gewesen sein, aber die Zahlen blieben geheim. | |
| Jetzt zeichnet sich ab, dass dem Land tatsächlich viele Millionen durch die | |
| Lappen gegangen sind. Denn zwar muss das Land jetzt für die WC-Aufstellung | |
| bezahlen, dafür kassiert es aber auch angemessene Gebühren von den | |
| Außenwerbern, denen es die entsprechenden Nutzungsrechte zuteilt. Und wie | |
| Umweltsenatorin Regine Günther nun mitteilte, lohnt sich der neue Deal: Die | |
| drei Dienstleister – darunter auch die Wall GmbH –, die ab 2019 für 15 | |
| Jahre Billboards, Vitrinen, Litfaßsäulen und Laternenmasten bestücken | |
| dürfen, werden dafür rund 350 Millionen Euro an die Landeskasse abführen. | |
| Weil die genaue Summe von den tatsächlichen Umsätzen der Außenwerber | |
| abhängt, ist das zwar nur eine Schätzung, wie Günthers Sprecher Matthias | |
| Tang gegenüber der taz einräumt – aber „eine konservative“. Und grob | |
| überschlagen macht Berlin damit ein Plus von über 200 Millionen Euro: | |
| Lediglich 130 Millionen sind nämlich im selben Zeitraum für die Toiletten | |
| eingeplant. Die Ausschreibung für deren Betrieb läuft noch. | |
| Noch gar nicht in die Rechnung eingegangen ist dabei die Werbung in Bus- | |
| und Tram-Wartehäuschen der BVG, die bislang ebenfalls aufs Wall-Konto | |
| gehen. Künftig erhält die BVG selbst das Vermarktungsrecht. Damit, so heißt | |
| es aus der Senatsverwaltung, „sind ebenfalls weitere Einnahmen für das Land | |
| Berlin zu erwarten“. | |
| ## „Mega Lights“ werden weniger | |
| Laut Günther gewinnt das Land aber nicht nur finanziell: Zum einen wird die | |
| Anzahl der Werbeanlagen nach ihren Angaben „deutlich reduziert“. So soll | |
| rund ein Drittel der riesigen mechanisch oder digital betriebenen „City | |
| Light Boards“ oder „Mega Lights“ verschwinden. Auf den verbleibenden | |
| Flächen mit digitalen Displays darf das Land je nach Bedarf | |
| verkehrsbezogene Informationen einblenden. | |
| Untersagt bleibt für die Werber, das Straßenland mit Bewegtbildern oder | |
| blinkenden Lichtern optisch zu verschmutzen. Und auch „sexistische oder | |
| gewaltverherrlichende Werbung“ hat die Umwelt- und Verkehrsverwaltung | |
| verboten. Dass künftig keine Dessous- oder Speiseeiswerbung mit viel | |
| nackter Haut mehr gezeigt werden wird, ist aber unwahrscheinlich. Laut | |
| Matthias Tang wird die Senatsverwaltung keinen eigenen Kriterienkatalog | |
| aufstellen: Es gelten die Grundsätze des Deutschen Werberats – wie auch | |
| jetzt schon. | |
| 12 Jan 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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