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# taz.de -- Entzug der Akkreditierung bei G20: Mögliche Einflussnahme der Tür…
> Die Kritik am Vorgehen gegen die Journalisten wächst. Mehrere Betroffene
> waren früher in der Türkei festgenommen worden.
Bild: Nicht alle kamen durch
Berlin taz | Stecken ausländische Geheimdienste hinter dem Ausschluss von
JournalistInnen von Berichterstattung beim G20-Gipfel? Diesen Verdacht
schürte am Dienstag ein Bericht der ARD. Zwei Journalisten, denen die
bereits erteilte [1][Akkreditierung] in Hamburg wieder entzogen wurde,
waren im Oktober 2014 kurzzeitig in der Türkei festgenommen worden. Chris
Grodotzki von Spiegel Online und der auch für die taz tätige Björn
Kietzmann von der Agentur Action Press fotografierten damals die Gefechte
um die syrische Grenzstadt Kobani.
Die Vermutung, dass die Türkei Einfluss genommen hat, wird durch weitere
Fälle erhärtet: Auch der für die Junge Welt tätige Fotograf Willi
Effenberger, der ebenfalls die Akkreditierung verloren hat, war schon
einmal in der Türkei festgenommen worden. Er hatte in der kurdischen Stadt
Diyarbakır fotografiert, sagte er der taz. Zwei weitere Betroffene waren
zuvor ebenfalls in der Türkei tätig gewesen.
Betroffen vom nachträglichen G20-Ausschluss war auch der türkischstämmige
Journalist Adil Yigit, der für das Online-Medium Avrupa Postasi arbeitet
und auch schon für die taz geschrieben hat. Yigit, der in Hamburg bereits
zuvor Schwierigkeiten mit dem türkischen Konsulat hatte, teilt den
Verdacht, dass die Türkei Einfluss genommen hat: „Ich glaube, dahinter
steht die türkische Seite“, sagte er der taz. „Der türkische
Geheimdienstchef Hakan Fidan war mit Erdoğan am Donnerstag in Hamburg. Ich
habe von beiden Fotos gemacht und berichtet“, sagt Yigit. „Ich glaube, dass
der türkische Geheimdienst das an die deutschen Kollegen weitergegeben
haben könnte.“
Der Verdacht sorgt auch in der Politik für Aufregung. FDP-Vizechef Wolfgang
Kubicki drohte am Dienstag sogar mit einem Untersuchungsausschuss. „Der
schlimme Verdacht, dass Interventionen des türkischen Geheimdienstes zum
Entzug von Akkreditierungen beim G20-Gipfel geführt haben sollen, muss
schnellstmöglich und umfänglich aufgeklärt werden“, forderte Kubicki.
Bundespresseamt und Bundesinnenministerium müssten erklären, wie es zu
„diesem seltsamen Sinneswandel gekommen ist“.
Auch Grünen-Chef Cem Özdemir zeigte sich empört. „Sollte sich der Verdacht
erhärten, dass ausländische Geheimdienste Einfluss auf diese Listen hatten,
dann haben wir einen Skandal erster Güte“, erklärte er. „Gastgeber für
ausländische Despoten zu sein, beinhaltet nicht, sich ihrer die Demokratie
verachtenden Sitten anzupassen.“
## Nur deutsche Behörden
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Montag bestätigt, dass 32
Journalisten ihre Akkreditierung wieder entzogen werden sollte. In neun
Fällen sei dies umgesetzt worden. Einen Einfluss ausländischer Dienste
bestritt Seibert am Dienstag. Grund für die Maßnahme waren demnach
„Sicherheitsbedenken, die ausschließlich aus eigenen Erkenntnissen
deutscher Behörden resultierten“, teilte er mit. Die Namen seien „an die
Zugangskontrollstellen übermittelt worden“.
Dort waren die Namenslisten teils offen einsehbar; auch das sorgte für
scharfe Kritik. „Die ungeschützte Weitergabe und Verwendung der Listen ist
ein schwerer Datenschutzverstoß“, sagte der ehemalige
Datenschutzbeauftragte Peter Schaar der ARD. Der Vorsitzende des Deutschen
Journalistenverbands äußerte ebenfalls Kritik daran, „dass Polizisten mit
den Papierlisten durch Hamburg zogen, dass die Namen für jeden lesbar
waren, der nahe genug an die Polizisten heran kam“.
11 Jul 2017
## LINKS
[1] /Akkreditierungsentzug-beim-G20-Gipfel/!5425770
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
Knut Henkel
## TAGS
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Akkreditierung
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