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# taz.de -- Diplomatische Krise am Golf: Ultimatum an Katar verlängert
> Katar bekommt 48 Stunden mehr Zeit, um den Forderungskatalog vier
> arabischer Länder zu erfüllen. Das Emirat zeigt sich bisher jedoch
> unbeeindruckt.
Bild: Katar wird beschuldigt, Terroristen zu unterstützen
Doha/Berlin ap/dpa | Vier arabische Länder haben ein an Katar gestelltes
Ultimatum zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen um 48
Stunden verlängert. Um die Verlängerung habe der in der politischen Krise
vermittelnde Emir von Kuwait gebeten, hieß es am Montagmorgen in einer
gemeinsam von Bahrain, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten
und Ägypten veröffentlichten Stellungnahme. [1][Die Länder hatten die
Beziehungen zu Katar vor fast vier Wochen gekappt.] US-Präsident Donald
Trump rief indes zur Einheit auf.
Die neue Frist würde damit am späten Dienstag oder am frühen Mittwochmorgen
auslaufen, wie aus der Mitteilung der arabischen Länder herzuleiten war.
Saudi-Arabien und seine Verbündeten isolieren Katar, weil sie das Land
beschuldigen, Terroristen zu unterstützen. Außerdem pflegt Katar gute
Beziehungen zum schiitischen Iran, was den anderen Staaten ein Dorn im Auge
ist.
Hintergrund des Ultimatums ist ein Katalog mit 13 Forderungen an das
Emirat. Erfüllt Katar diese – darunter etwa die Schließung des katarischen
Nachrichtensenders Al-Dschasira und eine Einstellung der Beziehungen zu
Iran –, soll der Konflikt beendet sein.
Das Land zeigte sich angesichts dessen bisher allerdings eher
unbeeindruckt: Der Verteidigungsminister des Golfstaates hatte noch am
Sonntag die Standhaftigkeit seines Landes betont. „Katar ist kein Land, das
leicht von jemandem geschluckt werden kann. Wir sind bereit. Wir stehen
bereit, um unser Land zu verteidigen“, sagte Khalid bin Mohammed al-Attiyah
im Fernsehsender Sky News. Er hoffe, dass kein Punkt erreicht werde, an dem
eine militärische Intervention vorgenommen werde.
Auch der Außenminister Katars, Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani,
hatte zuvor deutlich gemacht, dass das Emirat nicht zurückschrecken werde.
Sein Land fürchte sich nicht vor den Folgen, auch nicht vor einer
militärischen Vergeltung, wenn das Ultimatum ablaufe, sagte er am Samstag
in Rom. Er warf den Nachbarstaaten vor, die Souveränität Katars zu
verletzten.
## Trump und Gabriel
US-Präsident Trump schaltete sich am Sonntagabend in den Konflikt ein und
rief mehrere Staatenlenker am Golf an. Dem Weißen Haus zufolge telefonierte
er mit dem saudi-arabischen König Salman, dem Kronprinzen von Abu Dhabi,
Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan, sowie dem Emir von Katar, Scheich
Tamim bin Hamad al-Thani. Er habe betont, dass die Einheit in der Region
wesentlich sei, um das Ziel eines jüngsten Gipfels in Riad, [2][den
Terrorismus zu besiegen] und Stabilität in der Region zu fördern, zu
erreichen.
Als die vier Länder die diplomatischen Beziehungen am 5. Juni abbrachen,
war in katarischen Supermärkten zunächst Panik ausgebrochen. Bürger
befürchteten, die Lebensmittellieferungen könnten abgeschnitten werden. Am
Sonntag war es in der Hauptstadt Doha jedoch überwiegend ruhig.
Bewohner wie Abdelasis al-Jafaei warteten ab, was die Krise bringen werde.
Bei einem Spaziergang am Abend zeigte er sich zunächst überzeugt, dass die
Dinge gut verlaufen würden: „Wir haben eine Regierung, Gott sei Dank, die
weise ist und weiß, wie sie unsere Bedürfnisse stillt, wie Sicherheit
erhalten bleibt.“ Auf der wirtschaftlichen Seite gebe es zudem genug Mittel
im Land, die Geschäfte zielten auf Verbesserung.
Inmitten der Katar-Krise besucht Außenminister Sigmar Gabriel für drei Tage
die Golf-Region. Zuerst geht es am Montag nach Saudi-Arabien und in die
Vereinigten Arabischen Emirate. Die beiden Länder zählen zu den vier
Nachbarstaaten Katars. Am Dienstag besucht Gabriel Katar selbst und am
Mittwoch dann Kuwait, das in der Krise vermittelt und am frühen
Montagmorgen die Verlängerung eines Ultimatums der vier Nachbarn um 48
Stunden erreichte.
Gabriel will sich bei seiner Reise neutral verhalten. „Wir ergreifen nicht
Partei“, sagte er vor seiner Abreise. „Aber: Der Konflikt am Golf geht
nicht nur die an, die dort miteinander im Zwist liegen, sondern betrifft
auch uns und unsere Interessen.“ Das gelte für den Kampf gegen IS, aber
auch für die Stabilität einer Region, die von Krisen, Spannungen und Krieg
schwer gezeichnet sei. „Wir unterstützen mit Nachdruck die
Vermittlungsbemühungen des Emirs von Kuwait. Denn was es jetzt braucht, ist
ein ernsthafter Dialog zwischen den Beteiligten, um konstruktive
Lösungsansätze durch Verhandlungen zu entwickeln“, betonte Gabriel.
3 Jul 2017
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