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# taz.de -- Atomkatastrophe von Fukushima: Ex-Manager vor Gericht
> 2011 zerstörten ein Erdbeben und Flutwellen das Atomkraftwerk in
> Fukushima. Drei Manager müssen sich nun wegen Fahrlässigkeit
> verantworten.
Bild: Auch sechs Jahre nach der Katastrophe bleibt Fukushima eine Gefahrenzone
Tokio afp | Mehr als sechs Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima
stehen seit Freitag drei ehemalige Manager des japanischen
Kraftwerksbetreibers Tepco vor Gericht. Den Angeklagten wird Fahrlässigkeit
mit Todesfolge vorgeworfen. Sie sind die einzigen Menschen, die wegen des
schwersten Atomunglücks seit der Katastrophe von Tschernobyl strafrechtlich
zur Verantwortung gezogen werden. Die Ex-Manager beteuern ihre Unschuld.
Der frühere Tepco-Vorstandsvorsitzende Tsunehisa Katsumata entschuldigte
sich zum Prozessauftakt in Tokio „für die enormen Probleme für die Bewohner
der Region und im ganzen Land“, die der Atomunfall verursacht habe. Er sei
jedoch überzeugt, dass er dafür strafrechtlich nicht verantwortlich sei.
Im Atomkraftwerk von Fukushima war infolge eines schweren Erdbebens und
Tsunamis am 11. März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in
mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Drei der sechs Reaktoren wurden
bei der Katastrophe zerstört, das Gebiet im weiten Umkreis wurde radioaktiv
verseucht und ist bis heute unbewohnbar.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Anklageerhebung gegen die Ex-Manager
unter Verweis auf mangelnde Beweise und geringe Erfolgsaussichten zweimal
abgelehnt. Ein mit Laien besetzter Ausschuss zur Überprüfung von
Justizentscheidungen ordnete jedoch 2015 ein Verfahren gegen die drei
Männer im Alter zwischen 66 und 77 Jahren an.
## Bis zu fünf Jahre Haft
Zum Prozessauftakt am Freitag kündigte der Staatsanwalt nun an, er werde
beweisen, dass die Angeklagten das Risiko eines verheerenden Tsunamis
vorhersehen konnten und trotzdem keine Konsequenzen zogen. Nach seinen
Worten nahmen die damaligen Manager an Konferenzen teil, bei denen Experten
das erhöhte Tsunami-Risiko vor der Küste von Fukushima darlegten.
Ihnen hätten auch Studien vorgelegen, wonach eine zehn Meter hohe
Tsunami-Welle in dem Akw zu einem Stromausfall und schweren Folgen führen
könne. „Wenn sie ihre Verantwortung wahrgenommen hätten, wäre der Unfall
nie passiert“, erklärte der Staatsanwalt. Den Angeklagten drohen bis zu
fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe in Höhe von einer Million Yen (7.800
Euro).
Durch das Erdbeben und die meterhohe Flutwelle waren rund 18.500 Menschen
ums Leben gekommen. In Folge des Atomunglücks gab es offiziell keine
Todesfälle. Die Anklage wegen Fahrlässigkeit mit Todesfolge bezieht sich
auf den Tod von mehr als 40 Krankenhauspatienten, die nach dem Atomunglück
hastig in Sicherheit gebracht worden und später gestorben waren.
30 Jun 2017
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