# taz.de -- Kommentar Flüchtlingsgipfel in Paris: Leere Versprechen | |
> Trotz der Beschlüsse der EU-Innenminister bleibt Italien weiterhin mit | |
> den Flüchtlingen alleine. Die Maßnahmen klingen nach viel, ändern aber | |
> wenig. | |
Bild: Italienische Küstenwächter bei einer Protestaktion für Flüchtlinge, d… | |
Darf man der italienischen Regierung und den italienischen Medien glauben, | |
dann war der italienisch-französisch-deutsche Flüchtlingsgipfel in Paris | |
ein voller Erfolg. Die Innenminister, so heißt es, hätten in gleich drei | |
Punkten die italienischen Wünsche zur gemeinsamen Marschroute gemacht. | |
In Zukunft soll es bindende Vorschriften für die vor Libyens Küste mit | |
ihren Rettungsschiffen aktiven NGOs geben, die vor allem ihre Bilanzen | |
transparent gestalten sollen. Außerdem soll die Umverteilung der | |
Flüchtlinge von Italien in andere EU-Länder endlich in Gang kommen. Und | |
schließlich soll es mehr Geld für Libyen geben, für seine Küstenwache | |
ebenso wie für engmaschige Kontrollen an der Südgrenze. | |
Das klingt nach viel – ist aber ziemlich wenig. Schon jetzt haben die | |
meisten NGOs ihre Bilanzen offengelegt, schon jetzt operieren sie | |
koordiniert von Italiens Küstenwache. Kaum etwas wird sich auch bei der | |
Umverteilung der Flüchtlinge ändern. 40.000 von ihnen sollten von Italien | |
in andere EU-Länder gehen, bisher waren es nur gut 7.000, auch weil der | |
Umverteilungsplan nur für Syrer, Iraker, Somalier und Eritreer gilt. | |
Und schließlich die Aufrüstung Libyens: Da soll ein Staat fit gemacht | |
werden, der gar keiner ist, in dem weiterhin Warlords und Milizen im | |
Schlepperbusiness eine wichtige Rolle spielen. | |
Bliebe noch [1][Italiens Drohung], bei einem Misserfolg der Beschlüsse vom | |
Sonntag seine Häfen für die NGO-Schiffe dicht zu machen. Doch auch diese | |
Drohung lässt sich kaum durchhalten. Was, wenn ein Schiff mit Hunderten | |
Flüchtlingen abgewiesen, was, wenn es zur Odyssee durchs Mittelmeer | |
gezwungen würde? Sofort stünde Italien am Pranger. So darf sich die | |
Regierung in Rom nur über eines freuen: Wieder einmal, wie schon so oft in | |
den letzten Jahren, erhielt sie schöne Solidaritätsbekundungen, wieder | |
einmal auch wird sie faktisch alleingelassen. | |
3 Jul 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Rettungsboote-im-Mittelmeer/!5422211 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
## TAGS | |
EU-Flüchtlingspolitik | |
Italien | |
Libyen | |
EU-Außengrenzen | |
Schwerpunkt Flucht | |
Italien | |
Italien | |
Schwerpunkt Flucht | |
Italien | |
Brenner | |
Schwerpunkt Flucht | |
Libyen | |
Schwerpunkt Flucht | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Opposition in Italien: Neuer Stern bei den 5 Sternen | |
Die Bewegung kürt per Internet-Votum den 31-jährigen Luigi Di Maio zum | |
neuen Vorsitzenden. Damit ist ein Generationswechsel vollzogen. | |
Steuergelder in Italien: Bizarrer Streit um Amri-Leiche | |
Der Bürgermeister von Sesto San Giovanni will die Kosten des Leichenhauses | |
in Mailand nicht tragen. Dort wurde der tote Attentäter Anis Amri | |
aufbewahrt. | |
EU-Minister kritisieren NGOs: Private Seenotretter sind schuld | |
Thomas de Maizière wiederholt Vorwürfe gegen NGOs, die im Mittelmeer | |
Flüchtlinge retten. Ärzte ohne Grenzen findet die Kritik „unglaublich | |
bitter“. | |
Umgang mit Mittelmeer-Flüchtlingen: Italien bleibt allein | |
Libyen soll mehr Geld für den Grenzschutz erhalten. Und Italien für die | |
Flüchtlingsaufnahme. Was Italien wirklich will, ist Solidarität. | |
Flüchtlinge in Europa: Österreich plant Brenner-Kontrollen | |
Österreich bereitet rigide Grenzkontrollen an der Grenze zu Italien vor. | |
Die Regierung will 750 Soldaten zur Verfügung stellen. Italien reagiert | |
empört. | |
EU-Flüchtlingspolitik: Paris und Berlin sagen Italien Hilfe zu | |
Die europäischen Innenminister wollen die Umverteilung der Flüchtlinge | |
verstärkt umsetzen. Zudem fordern sie eine bessere Überwachung der | |
libyschen Südgrenze. | |
EU-Flüchtlingspolitik am Mittelmeer: Die EU hofft irgendwie auf Libyen | |
Die libysche Küstenwache wird geschult, Flüchtlinge an Land zu halten. | |
Erfolgreich bekämpft werden Schlepper aber nur von Küstenbewohnern. | |
Flüchtlingsboote im Mittelmeer: Italien droht mit Hafenverbot | |
Italien ist das Hauptankunftsland für Bootsflüchtlinge in Europa. Rom ruft | |
schon lange nach Hilfe – und verliert die Geduld. Die Seenotretter vor Ort | |
sind am Limit. |