# taz.de -- Reycling von Abwasser: Im Schlamm fischen | |
> Phosphor ist wertvoll und knapp. Künftig wird er aus dem Abwasser | |
> herausgefiltert. Das regelt die neue Klärschlammverordnung. | |
Bild: Sie können auch anders: Feldversuch mit wenig Düngemitteln nahe Hannover | |
BERLIN taz | Klärschlamm darf nicht mehr auf den Acker – und die | |
Kläranlagen müssen den wertvollen Phosphor aus ihm herausfiltern. Das sieht | |
die neue Klärschlammverordnung vor, die der Bundestag Ende vergangener | |
Woche beschlossen hat. | |
Fast zehn Jahre lang hatten Abgeordnete und Verbände darüber gegrübelt, wie | |
sich der Zielkonflikt „Umweltschutz versus Ressourcenschutz“ lösen ließe: | |
Einerseits enthalten die rund zwei Millionen Tonnen Klärschlamm, die | |
jährlich in Deutschland anfallen, viele Schadstoffe, etwa Schwermetalle und | |
Medikamentenrückstände; darum gab es Bedenken, ihn weiter auf Felder und | |
Äcker zu kippen. Andererseits enthält der Schlamm Phosphor; das wichtige | |
Düngemittel gilt der EU-Kommission als knapper Rohstoff. Einfach nur | |
verbrennen und entsorgen war also auch keine Lösung. | |
Mit langen Übergangsfristen von bis zu 15 Jahren müssen die Kläranlagen | |
sich nun dafür ausrüsten, den Phosphor aus dem Schlamm herauszufiltern. | |
Derzeit arbeiten zahlreiche Versuchsanlagen daran: Einige gewinnen den | |
Phosphor aus dem Klärschlamm zurück, in anderen wird der getrocknete | |
Schlamm verbrannt und der Phosphor aus der Asche extrahiert. | |
Langfristig würden sich vier bis fünf Technologien als praktikabel und | |
bezahlbar herausfiltern, sagt Daniel Frank, Geschäftsführer der Deutschen | |
Phosphor Plattform. Die neue Verordnung sei „hilfreich“, denn künftig sei | |
es möglich, wirtschaftlich Phosphor zurückzugewinnen. „Natürlich ist das | |
erst der Anfang“, so Frank, „als Nächstes müssen wir an die Gülle aus der | |
Landwirtschaft ran.“ | |
Um die 82.000 Tonnen Phosphat importiert Deutschland jährlich, vor allem | |
aus Marokko, China und den USA. 40 Prozent davon ließen sich durch | |
zurückgewonnenes Phosphat aus Klärschlamm ersetzen, schätzt das | |
Bundesforschungsministerium. Der Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) | |
fordert, die Kläranlagen müssten die entstehenden Mehrkosten auf die | |
Abwassergebühren aufschlagen dürfen. Berechnungen des Umweltbundesamtes | |
gehen von Mehrkosten von 30 Cent bis 4,30 Euro pro Einwohner im Jahr aus, | |
je nach Technik und Voraussetzungen der Anlage. Laut einer Umfrage des VKU | |
rechnen zwei Drittel aller Mitglieder mit „erheblichen Kosten“. | |
Trotzdem findet die Verordnung breites Wohlwollen. Wirtschaftsverbände wie | |
der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft sind froh, dass es | |
endlich Planungssicherheit gebe. Die Opposition stört sich nur an Ausnahmen | |
für kleine Kläranlagen und findet es „gut, dass die Phosphor-Rückgewinnung | |
als Zukunftstechnologie angegangen wird“, so der umweltpolitische Sprecher | |
der Grünen im Bundestag, Peter Meiwald. | |
3 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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