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# taz.de -- Mikroplastik im Boden: Großer Forschungsbedarf
> Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind oftmals stark mit Mikroplastik
> belastet. Vor allem Klärschlämme kontaminieren die Äcker.
Bild: Mikroplastik im Abwasser kann nicht ausgefiltert werden und landet mit Kl…
Berlin taz | [1][Mikroplastik] hat binnen weniger Jahrzehnte jeden Winkel
der Erde erreicht. Aber die Forschung kommt kaum hinterher, das Ausmaß des
Umweltdesasters umfassend darzustellen, von Sanierungsvorschlägen ganz zu
schweigen. Eine in dieser Woche erschienene Überblicksstudie der TU Berlin
hat den Wissensstand über die [2][„Globale Mikroplastik-Konzentrationen in
Böden“] zusammengetragen und dabei einen „großen Forschungsbedarf“ auch…
weitere Landschaftsformen, wie Wälder, Naturschutzgebieten und Brachflächen
festgestellt.
Als Mikroplastik werden Kunststoffteile bezeichnet, die kleiner als fünf
Millimeter sind. Zwei wesentliche Arten von Mikroplastik werden
unterschieden: Kunststoffgranulate, die bereits in diesen kleinen
Dimensionen in Produkten verarbeitet werden, etwa als Zusatz in Kosmetika.
Weil sie in der Abwasserreinigung nicht ausgefiltert werden können, landen
sie mit dem Klärschlamm auf den Böden. Die zweite Mikroplastik-Fraktion
entsteht durch den Zerfall größerer Plastikteile. In der Landwirtschaft
zählen dazu die großflächigen Plastikfolien (Mulchfolien), die Felder vor
Verdunstung schützen.
Am Fachgebiet Bodenkunde der TU Berlin haben Frederick Büks und Martin
Kaupenjohann jetzt 23 internationale Studien zur Bodenbelastung
ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Ackerböden und Böden des [3][Obst- und
Gemüseanbaus] weltweit „eine hohe Kontamination mit Mikroplastik-Partikeln“
aufweisen. Gemessen wurden bis zu 13.000 Partikeln in einem Kilogramm
Boden, das entspricht einem Gewichtsanteil von 4,5 Milligramm. Bei der
Herkunft stellte sich heraus, dass „die Kontamination der
landwirtschaftlich genutzten Böden durch Klärschlämme bis zu zehnmal so
hoch ist wie durch Mulchfolien“, so ein Ergebnis der TU-Auswertung.
Ein weiterer Befund: Städte und stadtnahe Siedlungsgebiete sind ein Hotspot
für Mikroplastik-Kontamination. „Die Konzentration von Mikroplastik in
diesem Umfeld ist im Vergleich zu ländlichen Gebieten bis zu zehnmal
höher“, stellen die TU-Forscher fest. Gleichwohl sind die Stadtböden weit
weniger untersucht worden als die Ackerflächen.
Aus vorangegangenen Laborstudien ist bekannt, dass die gemessenen
Plastik-Konzentrationen auch [4][schädliche Auswirkungen auf die
Bodenorganismen] haben. Zwar sei der jetzige Vergleich zwischen Labor- und
Feldforschung „ein gutes Ergebnis für die Wissenschaft, weil vorherige
Studien bestätigt werden“, bemerkt TU-Wissenschafler Büks. „Aber leider
nicht für Regenwurm und Käfer“. Die Studie entstand im Rahmen des vom
Bundesforschungsministerium geförderten Projektes [5][„Entwicklung Neuer
Kunststoffe für eine Saubere Umwelt unter Bestimmung Relevanter
Eintragspfade (ENSURE)“.]
9 Jan 2021
## LINKS
[1] /Mikroplastik-in-Gewaessern/!5710400
[2] https://soil.copernicus.org/articles/6/649/2020/
[3] /Gemuese-ohne-Folie-wird-schlecht/!5648816
[4] https://soil.copernicus.org/articles/6/245/2020/
[5] https://bmbf-plastik.de/de/verbundprojekt/ensure
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Mikroplastik
Kläranlage
Boden
Ackerbau
Technische Universität Berlin
Meeresverschmutzung
Mikroplastik
Umweltverschmutzung
Ökologie
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