# taz.de -- Etat für UN-Friedensmissionen: Sparen mit Trump | |
> Die Vereinten Nationen kürzen das Peacekeeping-Budget, da Washington | |
> weniger zahlt. Die Uno-Botschafterin der USA begrüßt die Streichung. | |
Bild: Ein urugayischer Soldat der Stabilisierungsmission Monusco steht an einer… | |
GENF taz | Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat den | |
Handlungsspielraum der Vereinten Nationen erheblich eingeschränkt: Die UNO | |
hat ihren Etat für Friedensmissionen um 600 Millionen Dollar gekürzt. Unter | |
dem Druck massiver Einsparungsforderungen aus Washington beschloss der | |
Finanzausschuss der UNO-Vollversammlung in der Nacht zum Samstag, das | |
Budget für die Friedensoperationen für die Zeit von Juli 2017 bis Juni 2018 | |
von zuletzt 7,9 Milliarden US-Dollar auf 7,3 Milliarden zu kürzen. | |
Ursprünglich hatten die USA sogar eine Kürzung um eine Milliarde Dollar | |
verlangt. Dagegen hatte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner | |
Vorlage für den Finanzausschuss gefordert, das Budget für die aktuellen und | |
möglicherweise noch bis Mitte 2018 erforderlichen Friedensmissionen auf | |
knapp 8 Milliarden Dollar zu erhöhen. Derzeit laufen 15 dieser Einsätze mit | |
rund 123.000 Blauhelmsoldaten und zivilen MitarbeiterInnen. | |
Doch Washington erzwang nun den Kürzungbeschluss der UNO mit der | |
Ankündigung, den von Trump als „unfair“ kritisierten eigenen Pflichtanteil | |
von 28,57 Prozent am sogenannten Peacekeeping-Budget eigenmächtig auf 25 | |
Prozent zu kürzen. | |
Ähnlich wie beim regulären Haushalt der UNO läuft es auch bei den Beiträgen | |
zu diesem Etat: Der Finanzausschuss der Vollversammlung legt die | |
prozentualen Pflichtanteile und sich daraus ergebenden Beitragssummen der | |
193 UNO-Mitgliedstaaten alle drei Jahre neu fest. Wichtigstes Kriterium für | |
die Bemessung ist das Bruttosozialprodukt eines Landes. Weitere Indikatoren | |
sind die Bevölkerungszahl, das Pro-Kopf-Einkommen sowie die Höhe der | |
Verschuldung bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. | |
Beim Peacekeeping-Budget erhalten die 50 nach UNO-Kriterien „am wenigsten | |
entwickelten Länder“ einen Rabatt auf ihren Pflichtanteil. Dieser wird | |
durch etwas höhere Beiträge der fünf ständigen Mitglieder des | |
Sicherheitsrats kompensiert – also den USA, China, Russland, Frankreich, | |
Großbritannien. Daraus ergibt sich der aktuelle Pflichtanteil von 28,57 | |
Prozent für die USA, der für den Dreijahreszeitraum bis 2019 bis 2021 | |
Gültigkeit hat. Entsprechend dieser Verpflichtung hatte Trumps Vorgänger | |
Barack Obama in seinem Haushaltsentwurf an den Kongress vom Oktober 2016 | |
noch die Summe von 2,39 Milliarden US-Dollar für UNO-Friedensmissionen | |
vorgesehen. | |
Doch mit Trump sind diese Zeiten vorbei. So begrüßte Washingtons | |
UNO-Botschafterin Nikki Haley die jetzt beschlossen Streichungen als | |
„ersten Schritt“, dem weitere folgen müssten. Für eine Reihe von | |
UNO-Sonderorganisationen und -programme hatte die Trump-Regierung seit | |
ihrem Amtsantritt im Januar drastische Kürzungen der US-Beiträge von bis zu | |
40 Prozent angekündigt. Diese sind allerdings noch nicht vom Kongress | |
beschlossen. | |
## Sudanesische Regierung freut sich | |
Von den Kürzungen des Peacekeeping-Budgets am schwersten betroffen sind die | |
Blauhelm-Missionen in Haiti, in der Demokratischen Republik Kongo und in | |
der sudanesischen Krisenregion Darfur – letztere zwei sind mit einem Budget | |
von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar gleichzeitig die | |
kostspieligsten. | |
In Darfur sind bisher 16.000 Blauhelmsoldaten im Einsatz, um die | |
Zivilbevölkerung zu schützen. Angesichts der bevorstehenden Budgetkürzungen | |
hatte der UNO-Sicherheitsrat am Donnerstag beschlossen, den Einsatz | |
deutlich zu verkleinern: Die Zahl der Soldaten und Polizisten der | |
gemeinsamen Friedensmission von UNO und Afrikanischer Union soll um | |
mindestens 30 Prozent verringert werden. | |
Die sudanesische Regierung begrüßte die Einschnitte – und erklärte den | |
Konflikt in Darfur erneut für beendet. Die Kürzungen zeigten, dass der | |
Konflikt ein „abgeschlossenes Kapitel“ sei und in der Region wieder Frieden | |
herrsche, erklärte das Außenministerium in Khartum. | |
Menschenrechtsorganisationen und Experten warnen aber, dass die Krise | |
längst nicht vorbei sei. | |
UNO-Sprecher Stéphane Dujarric erklärte, auch mit dem kleineren Budget | |
würden die Vereinten Nationen „jede Anstrengung unternehmen, um die Mandate | |
weiterhin umzusetzen“. Die Friedensmissionen stellten „immer noch die | |
kosteneffektivste Maßnahme dar, um Konflikte zu verhindern“. | |
Das stützt eine Studie der US-Nichtregierungsorganisationen „Better World | |
Campaign“: Demnach sind die Kosten für UNO-Friedensmissionen nur ein Achtel | |
so hoch wie für nationale Militäroperationen der USA. Zudem flössen für | |
jeden Beitragsdollar aus Washington an das Budget für Friedensmissionen | |
1,60 Dollar zurück in Form von Aufträgen an US-Unternehmen sowie in die | |
lokale Wirtschaft am UNO-Standort New York. | |
2 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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