# taz.de -- Kommentar Protestauftakt gegen G 20: Spielt doch mit den Schmuddelk… | |
> Die „Protestwelle“ gegen den Gipfel war nicht besonders hoch. Das lag am | |
> Wetter – und daran, dass die NGOs ein wichtiges Konfliktfeld meiden. | |
Bild: So viel wie erwartet war nicht los bei der „Protestwelle“ in Hamburg | |
Wie sich die Zahlen doch ändern: Einst träumten viele von 100.000 | |
Demonstranten zum G-20-Gipfel. Mit „mehreren Zehntausend“ Teilnehmern | |
rechneten die Organisatoren der „Protestwelle“, dem offiziellen Demoauftakt | |
vor dem Gipfel, dann nur noch. Bis am Sonntag bei strömendem Regen | |
[1][gerade einmal bis zu 10.000 Menschen kamen]. Erwartungsmanagement war | |
schon immer eine entscheidende Qualität von Protestveranstaltern. Aber ein | |
Flop bleibt ein Flop bleibt ein Flop. | |
Einer der Gründe für diesen mauen Auftakt liegt darin, dass sich das | |
G-20-kritische Bündnis auseinanderdividierte. Organisationen wie Campact, | |
Greenpeace und der BUND wollten mit den vermeintlichen Schmuddelkindern, | |
die zum Ende der Woche erwartet werden, nichts zu tun haben. Und so wirkte | |
der Protest am Sonntag wie aus der Retorte, gepflastert mit | |
Kampagnenfähnchen, die als Massenware verteilt wurden. | |
Damit verabschiedeten sich die Nichtregierungsorganisationen aus einem | |
Konfliktfeld, in dem gerade ihre Stimme gefragt gewesen wäre. Denn wie | |
derzeit die Bundesregierung aus Hamburg eine grundrechtsfreie Zone macht, | |
ist bekämpfenswert. | |
Um ihre 38 Quadratkilometer große Demonstrationsverbotszone in Hamburgs | |
City zu rechtfertigen, arbeitet auch die Regierung mit frisierten Zahlen. | |
Erst waren es 4.000, dann „bis zu 8.000 Gewaltbereite“ und inzwischen „we… | |
über 8.000 Extremisten“, die die Bundesregierung für die kommenden Tage | |
erwartet. | |
Zwar wird es wohl zu vielen hässlichen Szenen kommen, aber so viele | |
gewaltbereite Globalisierungsgegner, wie die Polizei behauptet, gibt es in | |
Deutschland auch dann nicht, wenn man die Rentner der RAF mitzählt. Das tut | |
aber die Polizei. Sie meint mit „Gewaltbereiten“ auch solche Gruppen, die | |
sich zwar als „linksradikal“ bezeichnen, aber selbst erst aus dem Bruch mit | |
der Militanz der 80er Jahre hervorgingen. Der Grund für die Schummelei | |
liegt auf der Hand: Je mehr Grundrechte in Hamburg eingeschränkt werden, | |
desto dunkler malen die Behörden die Bilder vom Protest. | |
Was dabei untergeht: Am Freitag kommen in Hamburg Gäste wie Donald Trump, | |
Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan zusammen. Es gibt jedes Recht, | |
gegen deren Politik zu demonstrieren. Nicht mit falschen Erwartungen, | |
sondern ruhig und klug und solidarisch. | |
2 Jul 2017 | |
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## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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