# taz.de -- Kommentar Rassismusvorwürfe in Paris: Notwendige Überlebensstrate… | |
> Es ist selbsterklärend, dass manches in geschützteren Räumen eher möglich | |
> ist. Ein Festival, das Weiße ausschließt, sollte auszuhalten sein. | |
Bild: Es gibt kaum Orte, wo Frauen of Colour geschützt sind vor dem täglichen… | |
Neu ist Separatismus als feministische Strategie nicht, dennoch löst er | |
immer wieder emotionale Diskussionen aus. Mittlerweile sind Frauen- und | |
Lesbenräume einigermaßen etabliert, doch wenn Schwarze Personen und | |
Personen of Color (BPoC) temporäre Orte schaffen wollen, in denen sie nicht | |
dem weißen Blick ausgesetzt sind, bricht Empörung aus. Kaum eine_r käme auf | |
die Idee, Frauen- und Lesbenräume als sexistisch zu bezeichnen. Doch | |
BPoC-Räume werden als rassistisch diffamiert – so [1][wie das | |
afrofeministische Nyansapo Festival in Paris gerade] von rechten | |
Politiker_innen bis hin zu Antirassismusorganisationen. | |
Weil der Ausschluss von weißen Menschen als umgedrehter Rassismus | |
interpretiert wird oder weil das Benennen der sozialen Kategorie weiß | |
vermeintlich erst zu „Rassifizierung“ und Rassismus führe. Demnach wäre | |
nicht ein Verhalten rassistisch, sondern das Benennen der Zustände. | |
Dabei sollte es selbsterklärend sein, dass Heilung in geschützteren Räumen | |
eher möglich ist als in großen Bündnissen. Wenn BPoC etwa über | |
Rassismuserfahrungen und Strategien sprechen wollen, dann ist es sehr | |
schwer, wenn weiße Menschen und deren verletzte Gefühle sämtlichen Raum | |
einnehmen. | |
2016 drohte dem „decolonisation summer camp“ in Reims ebenfalls ein Verbot, | |
weil es nicht für weiße Menschen offen war. Auch in Berlin erreichte 2015 | |
das Cutie.BPoC Festival ein Schreiben der Antidiskriminierungsstelle des | |
Bundes mit einem Rassismusvorwurf: Menschen als weiß zu bezeichnen, | |
reproduziere per se „Rassen“theorie, obwohl Weißsein Privilegien und nichts | |
Biologistisches benennt. | |
## Überleben, nicht überwinden | |
Antirassistische Identitätspolitik ist eine Strategie zum Überleben in | |
einer rassistischen Gesellschaft und nicht die Lösung zum Überwinden von | |
konstruierten Kategorien. Das wissen die Feministinnen hinter dem Pariser | |
Kollektiv Mwasi, ihre Kritiker_innen hingegen anscheinend nicht. | |
30 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Afrofeministisches-Festival-in-Paris/!5416989 | |
## AUTOREN | |
Hengameh Yaghoobifarah | |
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